Zum 25. Mal gastiert die Familie Riedesel mit ihrem Zirkus im neuen Zelt bis zum 6. Januar auf dem Parkplatz beim F3-Bad. Premiere ist am Heiligen Abend – und da ist für Kinder der Eintritt frei.

Fellbach - Der kleine Alexej hat unbestreitbar Zirkusblut in seinen Adern. Gerade ist er mit seiner Mama Alexandra Riedesel auf dem Parkplatz oberhalb des F3-Bades angekommen und soll eigentlich seinen Mittagsschlaf halten. Aber draußen brummen die Motoren, ein Zugfahrzeug nach dem anderen kommt an. „Opa, Opa“, jammert der knapp Zweijährige und will raus aus dem Wohnwagen und beim Einzug der insgesamt 15 Zirkuswagen dabei sein. Seine siebenjährige Schwester Susenna versucht, ihren Bruder mit allerlei Kaspereien abzulenken. Aber Alexej will zu seinem Opa.

 

Die junge Frau hat Ideen und Führungsqualitäten

Auch in der Manege sind Seniorchef Alexander Riedesel und sein Enkel Alexej ein Team: Wenn Alexander Riedesel als Clown auftritt, ist der Kleine – geschminkt und in der bunten Clownshose – dabei. „Oh mein Papa“, sagt Alexej, obwohl er eigentlich noch gar nicht richtig sprechen kann. Alexejs Mama Alexandra Riedesel ist 29 Jahre alt, sie ist quasi in der Manege aufgewachsen. Die junge Frau hat Ideen und Führungsqualitäten – nach und nach wächst sie in die Rolle der Juniorchefin hinein. In einem festen Haus wohnen, an einem Ort sesshaft sein? Das kann sich in der Familie Riedesel keiner vorstellen. „So wie ein Bauer auch nicht ohne seine Kühe leben kann, sind wir einfach durch und durch Zirkusleute“, sagt Alexander Riedesel. Etwas über 15 Gastspiele hat der Zirkus in diesem Jahr gestemmt, meist dauern sie zwischen einer und zwei Wochen. Gerade sind sie aus Nürtingen nach Fellbach gekommen. „Hier in Fellbach sind wir glücklich“, sagt Seniorchefin Monika Riedesel.

Mutter und Tochter stehen gemeinsam mit einer Hoolahoop-Nummer im Scheinwerferlicht

Die kleine Susenna, die in diesem Jahr eingeschult wurde, wechselt alle paar Wochen die Schule. „Sie ist das gewohnt, das klappt sehr gut“, sagt Mama Alexandra. Die Eichendorff-Schule in Bad Cannstatt ist ihre „Stammschule“. Dort kümmert sich eine Lehrerin speziell um Kinder aus Zirkusfamilien und kommt auch zum Hausbesuch vorbei. „Da werden wir toll unterstützt“, sagt Alexandra Riedesel.

Um einen Beruf habe sie sich nie Gedanken gemacht, ihr war von vornherein klar, dass sie dem Zirkus treu bleibt, sagt die Artistin. Die kleine Susenna erzählt gerade, dass sie Polizistin werden will. „Aber ich wette, dass auch sie die Manege nie gegen etwas anderes eintauschen wird – der Zirkus ist einfach unser Leben“, sagt ihre Mutter. Mutter und Tochter stehen gemeinsam mit einer Hoolahoop-Nummer im Scheinwerferlicht. Ob sie heute schon trainiert haben? Sie könne auch mal ein paar Tage aussetzen mit dem Training, sagt die Artistin. Bei ihrer Nichte Angelina, dem Schlangenmädchen, geht das nicht: „Sie muss ständig im Training bleiben“, sagt Alexandra Riedesel. Ihre Schwester Janine und deren Kinder sind genauso dem Familienzirkus treu geblieben, wie alle der insgesamt fünf Kinder von Monika und Alexander Riedesel. „Die beiden sind schon über 50, und meine Mama tritt inzwischen nicht mehr als Artistin auf“, sagt Alexandra Riedesel.

Ein nagelneues Zelt hat sich die Zirkusfamilie in diesem Jahr geleistet

Bruder René glänzt mit einer Jonglage, Jan ist für Musik und Ton zuständig. Nur Sarah, die Fünfte der Geschwister, fehlt diesmal. Die Tücherartistin hilft in diesem Jahr ihrem Mann auf einem Weihnachtsmarkt. Außerdem sei sie schwanger, verrät ihre Schwester. Stargast beim diesjährigen Weihnachtszirkus ist Clown Chicharrin Martinez aus Mexiko, der mit seinen weißen Pudeln auftritt. Über ihre internationalen Verbindungen engagieren die Riedesels immer wieder neue Akrobaten. „Das Programm muss abwechslungsreich bleiben“, sagt Alexandra Riedesel. Nachdem in den vergangenen Jahren schon Kamele, Pferde und sogar Enten im Weihnachtszirkus Stars der Manege waren, stehen in diesem Jahr Artistik- und Varieté-Nummern im Mittelpunkt des – inklusive Pause – zweistündigen Programms. Die 15-jährige Aaliyah wickelt sich ins Vertikalseil, ihre ein Jahr jüngere Schwester Geraldine – beide sind Kinder von Janine Riedesel - schwebt in einem großen Ring unter der Zirkuskuppel. Ein nagelneues Zelt hat sich die Zirkusfamilie in diesem Jahr geleistet. Bis 6. Januar gibt es täglich eine Vorstellung um 16 Uhr. Weihnachtsurlaub? „Ach, ich hatte noch nie länger als mal zwei oder drei Tage frei“, sagt Alexandra Riedesel lachend. Und das fehle ihr auch nicht. „Wenn wir mit der Großfamilie mal im Sommer gemeinsam grillen – das ist unser Urlaub“, sagt sie. Denn auch wenn es durchaus mal rappelt in der Kiste der Großfamilie Riedesel - dass sie für immer beieinander bleiben wollen, ist der größte Wunsch aller Familienmitglieder.