Ein Fuchs hat die Zirkustiere vermutlich aufgeschreckt. Zudem ist die Batterie des Elektrozauns leer. Auf ihrem nächtlichen Ausflug wandern sie bis zum Ortseingang Merklingen. Die Beamten sind gleich mit zehn Streifen im Einsatz.

Weil der Stadt - Zehn Mäuler machen sich eifrig über das Heu her und zermalmen es mit ihren flachen Zähnen. Ganz friedlich stehen die acht Kamele und zwei Dromedare in ihrem Gehege im Stall-Zelt des „Circus Kaiser“, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Dabei haben die Wüstentiere eine aufregende, um nicht zu sagen stürmische Nacht hinter sich.

 

Gegen 23.30 Uhr am Montag sind die Kamele sowie ein Schaf aus dem Gehege am Ortsausgang von Weil der Stadt ausgebrochen und teilweise über die Merklinger Straße bis hin zum Ortseingang Merklingen gelaufen. Anderthalb Stunden dauerte es, bis die Zirkusleute, Polizisten und ortsansässige Jagdpächter die Tiere wieder eingefangen hatten. „Dies gestaltete sich zunächst schwierig, da die Kamele ihre zuvor gewonnene Freiheit genossen und erst einmal die Umgebung erkundeten“, teilt die Polizei über den Einsatz mit, an dem zehn Streifen der umliegenden Polizeireviere aus Leonberg, Sindelfingen, Böblingen, Ditzingen sowie der Verkehrspolizeidirektion beteiligt waren. Denn die Zirkustiere waren nicht nur auf der Straße unterwegs. Ein Kamel hatte sich auf die Bahngleise verirrt, weshalb zwischen Mitternacht und 1.10 Uhr auch keine Züge fahren konnten. Ohne Verletzte unter Tier und Mensch wurden schließlich alle Kamele wieder zurück zum Zirkus gebracht, der seine Zelte an der Merklinger Straße gegenüber der Tankstelle aufgeschlagen hat.

Ein Fuchs hat sie aufgescheucht

Doch warum sind die sonst so gemütlichen Tiere mitten in der Nacht einfach abgehauen? Das Gehege sei ordnungsgemäß aufgestellt gewesen, erklärt die Polizei. Jedoch sei die Batterie des Elektrozauns leer gewesen. „Die Kamele laufen normalerweise nicht weg. Ich könnte sie hier auf der Wiese rauslassen und sie würden hier bleiben“, meint Zirkus-Juniorchef Arthur Kaiser. Kamele seien Herdentiere. Der Chef der Zirkusherde ist Hengst Helmut. „Normalerweise reichen zwei Leute aus, um die Kamele im Notfall einzufangen. Wir müssen nur den Leithengst zu fassen bekommen, dann folgen alle automatisch“, erklärt Kaiser.

Am Montagabend habe sein Zirkus mit einem Platzwechsel begonnen. Aus Vaihingen/Enz ging es nach Weil der Stadt. Die Kamele seien eine Stunde in Weil der Stadt gewesen, er und seine Mitarbeiter hätten den nächsten Transport abgeholt. „Meine Frau hat einen Fuchs gesehen, der aus dem Gehege sprang. Anscheinend hat er ordentlich einen Tritt abbekommen“, berichtet Arthur Kaiser. In der Herde gebe es jedoch zwei Jungtiere, die erst drei Wochen alt sind. Eine neue Umgebung, dazu der Sturm, der lautstark an den Zeltplanen zerrt, und dann auch noch ein Fuchs.

Der Amtstierarzt kommt regelmäßig

Für eines der Fohlen war das wohl zu viel. Vermutlich brach es aus. „Die Herde beschützt natürlich die Jungtiere und ist hinterher“, lautet die Erklärung des Juniorchefs. Er kennt die Tiere schon ihr Leben lang, die meisten wurden im Zirkus großgezogen. Das älteste Kamel ist 15 Jahre alt. Arthur Kaiser ist froh, dass keinem Tier oder Menschen bei dem nächtlichen Ausflug etwas passiert ist. „Für Sachschäden sind wir versichert“, fügt er hinzu. Zudem werde der Zirkus regelmäßig vom Amtstierarzt des jeweiligen Kreises besucht, um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist. „Die können das bestätigen. Und jede Woche läuft irgendwo einem Bauern eine Kuh weg“, meint er lapidar. Jedoch ist der nächtliche Ausflug in Weil der Stadt nicht der erste für seine Kamele gewesen. Anfang Mai 2014 waren sie schon mal abgehauen, als der Zirkus in Möhringen gastiert hatte.

Sobald der Sturm abgeflaut ist, sollen die Kamele in Weil der Stadt ein großes Auslaufgehege auf der Wiese bekommen. „Wir gehen auch oft spazieren mit den Tieren“, sagt Arthur Kaiser, dessen Vater den Zirkus mittlerweile in neunter Generation führt. Dort gibt es noch weitere exotische Tiere, etwa vier Kängurus, zwei afrikanische Strauße, Antilopen oder einen Büffel. Aber auch klassische Zirkustiere wie Pferde, Ponys oder Esel.

Ihren ersten Auftritt haben die Tiere, Clowns und Artisten am Gründonnerstag, um 16 Uhr. Am Karfreitag gibt es keine Vorstellung, dafür am Samstag, 16 Uhr, sowie Sonntag und Montag, jeweils um 15 Uhr. Die Tiere können zudem von 10 bis 12 Uhr angesehen werden.