Auch die Pläne für die Express-S-Bahn stehen. Es gibt aber noch offene Fragen.

Weil der Stadt/Calw - Zusammen mit den Verbindungen nach Plochingen und Ludwigsburg gehört die S-Bahn nach Weil der Stadt zu den ältesten Linien des Stuttgarter S-Bahn-Netzes. Seit Oktober 1978 verkehren dort die Vor-Ort-Züge. In den kommenden Jahren soll die S 6 erneut zu den Vorreitern im Netz gehören.

 

Die beiden wegweisenden Beschlüsse dazu hat der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS), der die S-Bahn betreibt, jetzt gefasst. Demnach wird die S 6 die erste S-Bahn, die über die Regionsgrenze hinaus verkehrt. Und um sie zu entlasten, führt der VRS erstmals eine sogenannte „Express-S-Bahn“ ein, die nicht an allen Bahnhöfen hält und damit eine schnellere Fahrt ermöglicht.

An beiden Ideen feilen der VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler und die Regionalräte schon länger. Jetzt haben sie weitere Details festgelegt. So soll es tatsächlich die aus Stuttgart-Schwabstraße verkehrende Linie 6 sein, die künftig nicht mehr in Weil der Stadt endet, sondern in den Nordschwarzwald weiterfährt. Im Halbstundentakt soll der Raum Calw damit an die Landeshauptstadt angebunden sein.

Ursprünglich hatte man erwogen, die Express-S-Bahn nach Calw weiterfahren zu lassen. Diese Express-S-Bahn fährt aber nur im Berufsverkehr und auch nur bis Zuffenhausen, später bis Feuerbach. „Gerade während der Hauptverkehrszeit hätte Calw damit keine umsteigefreie Verbindung in das Stuttgarter Stadtzentrum, da ein Umstieg in Feuerbach nötig wäre“, sagt Wurmthaler.

58 neue S-Bahn-Züge

Ein Ausbau der Infrastruktur für die Express-S-Bahn sei nicht nötig, berichtet er. 58 neue S-Bahn-Züge hat der VRS schon bestellt. Sobald diese da sind, können einige davon als Express-S-Bahn zwischen Weil der Stadt, Leonberg und Zuffenhausen pendeln.

Bis die S-Bahn dann nach Calw fährt, dauert es freilich noch. Denn der wichtigste Beschluss fehlt noch: Die Einigung mit dem Landkreis Calw selbst. Dieser muss den Ausbau – also die Elektrifizierung und die Erhöhung der Bahnsteige – auf seinem Kreisgebiet selbst bezahlen.

Der dortige Landrat Helmut Riegger (CDU) hatte immer wieder deutlich gemacht, dafür kein Geld zu haben. Im November konnten ihm die Stuttgarter nur eine Vorabzusage unter der Bedingung abringen, dass der Bund das Projekt mit 90 Prozent bezuschusst. Dieses Zuschussprogramm ist bis jetzt nur eine Absicht der Bundesregierung und noch kein Gesetz.

„Der Knoten ist aufgelöst“

„Sicher ist noch gar nichts“, warnte darum auch der Linke Wolfgang Hoepfner in der Regionalversammlung. „Nach dem Prinzip Hoffnung hofft man auf die Gesetzesnovelle des Bundes.“ Redner anderer Fraktionen begrüßten dagegen die Pläne. „Was lange währt, wird endlich gut“, sagte Rainer Ganske (CDU/ÖDP) „Es macht Sinn, Calw eine durchgehende und umsteigefreie Verbindung ins Oberzentrum Stuttgart anzubieten.“ Stefan Belz (Grüne) bezeichnete die Lösung als „großen Schritt“. 82 000 Menschen pendeln jeden Tag in den Ballungsraum Böblingen/Sindelfingen. „Darunter sicherlich auch viele aus Calw, deshalb ist es gut, wenn sie auf den ÖPNV umsteigen“, ist der Böblinger Oberbürgermeister überzeugt. Es sei gut, dass „der Knoten aufgelöst“ sei.

Stefan Belz meint damit den langjährigen Streit um die Anbindung des Nordschwarzwalds. Dort verfolgt man die Pläne einer Stichbahn zwischen Calw und Renningen, was im Kreis Böblingen wegen befürchteter Störungen des S-Bahn-Netzes kritisiert worden war. Im November hatte man sich darauf geeinigt, dass diese Hermann-Hesse-Bahn bis Renningen fahren darf – dass sie aber zur Hauptverkehrszeit in Weil der Stadt endet, wenn dort die Express-S-Bahn abfährt. Den Freien Wählern und der FDP stößt diese Einigung weiter etwas sauer auf, denn für 2,5 Millionen Euro muss dafür in Renningen der Bahnhof umgebaut werden. Hans Dieter Scheerer (FDP) bezeichnete das als „völlig sinnwidrige Steuerverschwendung“. Und Bernhard Maier (Freie Wähler) sagte im Regionalparlament: „Ich will denjenigen sehen, der wegen dieser paar Fahrgäste in der Nebenverkehrszeit solchen Unfug finanziert.“

Jetzt wird weiter verhandelt

Mit dem Beschluss ist der VRS-Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler jetzt beauftragt, mit dem Landkreis Calw und der Landesregierung die weiteren Verhandlungen über die S-Bahn-Verlängerung zu führen – vor allem die Finanzierung ist noch offen. Auch den aufwendigen Antrag auf Förderung beim Bund muss man vorbereiten.

Teil der Einigung vom November war es auch, dass Renningen die Klage gegen die Hesse-Bahn zurückzieht. Nachdem der VRS als letzter Beteiligter zugestimmt hat, kann Renningen das jetzt vollziehen.