Der Bürgermeister Thilo Schreiber und Christof Heusel von der Keppler-Stiftung machen eine Entscheidung des Gemeinderates öffentlich: Das geplante Altenpflegezentrum wird nicht am umstrittenen Standort Jahnstraße entstehen.

Weil der Stadt - Der Standort an der Jahnstraße für das geplante Altenpflegezentrum ist vom Tisch. Das hat der Bürgermeister von Weil der Stadt, Thilo Schreiber, nun während einer Pressekonferenz mitgeteilt. In nicht-öffentlicher Sitzung habe der Gemeinderat vergangene Woche einen einstimmigen Beschluss gefasst: Statt an der Jahnstraße solle die Stadt nun versuchen, das als „Bürgerheim“ bekannte Projekt auf dem Wolldeckenareal im Südosten der Kernstadt zu verwirklichen.

 

„Wir haben in den vergangenen Wochen ein Gutachten bei dem Stuttgarter Büro Wick und Partner in Auftrag gegeben“, berichtete Thilo Schreiber. „Es hat ergeben, dass das angedachte Gebäude an der Jahnstraße sehr dominant wäre, würde man es nicht abspecken.“ Auch werde die Stadt das sogenannte Villa-Haag-Areal für die Zukunft wohl für andere Zwecke benötigen. „Wir müssen schließlich auch die Kindergartenentwicklung im Blick behalten“, so Schreiber weiter. Und auch über die Zukunft der Musikschule müsse irgendwann nachgedacht werden, ergänzte der Schultes. Elke Kofler von der Bürgerinitiative „Genini“ begrüßte die Entscheidung des Gemeinderates. „Wir freuen uns sehr darüber und sind glücklich, dass dieses großartige Projekt jetzt den richtigen Rahmen erhält“, betonte sie.

Die Bürgerinitiative hatte sich im vergangenen Jahr gegen die Ansiedlung des Bürgerheims an der Jahnstraße ausgesprochen. Die Debatte hatte hohe Wellen geschlagen, in der Weiler Öffentlichkeit wie auch im Gemeinderat: Zu hoch sei das Gebäude, zu voluminös, auch gebe es Probleme wegen der Verkehrsanbindung. Mit Thilo Schreiber habe sie in den vergangenen Monaten in engem Kontakt gestanden, berichtete Elke Kofler. „Wir bedanken uns bei allen, die uns unterstützt und an unsere Arbeit geglaubt haben“, ergänzte die Sprecherin der Initiative.

Thilo Schreiber hatte schon während seines Wahlkampfes im vergangenen Sommer versprochen, das Thema Bürgerheim neu anzugehen; im September wählten ihn die Bürger der Stadt zum neuen Bürgermeister. Dieses Versprechen hält er zwar nun ein – doch das sei nicht ohne Risiko, wie er betonte. „Wir wissen ja noch nicht, ob die Gespräche für einen Standort am Wolldeckenareal Erfolg haben“, sagte er und bestätigte, dass es zumindest im Moment „keinen Plan C“ gebe.

Wie und wo genau das Bürgerheim rund um das Wolldeckenareal entstehen könnte, erläuterten Schreiber und Christof Heusel, der bei der Keppler-Stiftung für Strategie und Entwicklung zuständig ist – die Kepplerstiftung will als Trägergesellschaft in Zusammenarbeit mit der Stadt das Bürgerheim bauen. „Ein möglicher Standort wäre an den Krautgärten“, berichtete Christof Heusel.

Dieses Gebiet war schon im vergangenen Jahr in der Diskussion. Doch erfordert es Grundstücksverhandlungen mit mehreren Eigentümern. „Wir wollen an diese Gespräche noch einmal behutsam herangehen“, kündigte Schreiber an. Ein weitere Möglichkeit sei, das Bürgerheim mit seinen 70 bis 90 Plätzen in der stationären und der Tagespflege südlich des Brühlweges anzulegen, hinter dem Einkaufsmarkt. „An dieser Stelle sind zwar der Naturschutz und der Denkmalschutz betroffen, auch weil die Stadtmauer nicht weit ist“, räumte Thilo Schreiber ein. Er hoffe aber, bei den zuständigen Behörden ein übergeordnetes Interesse geltend machen zu können. „Vielleicht wäre es sogar möglich, an der Wolldecke zusätzlich eine betreute und barrierefreie Wohnanlage anzugliedern“, wagte Heusel einen weiteren Ausblick.

2013 soll nun ein Jahr der Gespräche werden. Falls Stadt und Stiftung dabei ein Areal an der Wolldecke ergattern, könnte bis 2017 das Bürgerheim stehen. Die Defizite am aktuellen Altenpflegeheim auf dem Heinrichsberg machten den Neubau nötig. Der im vergangenen Jahr bei der Pflegeheim-Debatte viel beschworene Brandschutz sei allerdings kein akutes Problem. „Er ist sichergestellt“, betonte Heusel noch einmal. „Allerdings würden in Zukunft in Hinsicht auf Brandschutz, Technik und Energieeffizienz dort Investitionen nötig, die wirtschaftlich nicht nachvollziehbar wären“, ergänzte er.