Vom schönsten Schulhaus des Bezirks zur Ganztagseinrichtung: Die Würmtalschule in Merklingen gibt es seit mehr als 100 Jahren. Jetzt hat die Stadt die alten Pavillons abgerissen und damit den Weg frei gemacht für einen Neubau mit Mensa.

Weil der Stadt - Eine gemauerte Visitenkarte seiner kleinen Ortschaft Merklingen sollte es schon sein, fand Schultheiß Hartmann, beorderte allerlei Buntsandsteine aus dem Schwarzwald und errichtete anno 1909 die mächtige Volksschule in Merklingen. „Für die Jugend der Gemeinde“, heißt es noch heute, in Stein gemeißelt, vor dem Schultor. Und Schultheiß Hartmann hatte durchaus Erfolg. Zum „schönsten Schulhaus im Bezirk Leonberg“ wurde sein Merklinger Bauwerk später gewählt.

 

Heute gehen die Grundschüler hier immer noch ein und aus in dem alten Haus – allerdings vorbei an Staub und Baulärm. Denn in den vergangenen Pfingstferien hat die Stadt die beiden Pavillons abgerissen, die in den späten 60er-Jahren neben dem alterwürdigen Schulhaus errichtet wurden.

Die Pavillons – im Merklinger Jargon von Generationen von Schülern als „Baracken“ bezeichnet – zeugen von einer Zeit, als weniger Geld für Schulbauten zur Verfügung stand. Buntsandstein kam da nicht mehr in Frage. Susanne Widmaier, die zuständige Erste Beigeordnete im Merklinger Rathaus, spricht von „Holzbauweise“ und einer „einfachen Machart“. „Die Pavillons waren damals ohnehin nur als Provisorium gedacht“, erklärt sie.

Eine Sanierung war nicht mehr möglich

Ein Provisorium, das jetzt immerhin fast 50 Jahre halten musste. Bis jetzt, denn: „Eine Sanierung ist objektiv nicht mehr möglich“, war das Stadtbauamt überzeugt, und hat dem Gemeinderat daher geraten, zwei Millionen Euro locker zu machen, um die vier Baracken-Klassenzimmer zu ersetzen. Dem ist der Gemeinderat mehrheitlich gefolgt. Ein neues Nebengebäude soll die alten Baracken ersetzen. Als Ersatz für die vier abgerissenen entstehen derzeit an gleicher Stelle drei neue Klassenzimmer.

Aber nicht nur das: Stadtverwaltung und Gemeinderat haben nämlich die Gunst der Stunde genutzt und der Würmtalschule einen Wunsch erfüllt. „Wir wollen Ganztagsschule werden“, sagt Stefan Kunze, der Rektor der Merklinger Würmtalschule. Deshalb entsteht auf dem Gelände zwischen dem alten Schulhaus an der Paulinenstraße nicht nur ein neues Nebengebäude, sondern auch eine neue Mensa mit 130 Sitzplätzen, dazu eine moderne Küche mit Kühlbereich, Lager und Sanitäranlagen für das Personal und zwei Betreuungsräume, in denen nachmittags der Ganztagesbetrieb stattfinden soll.

Dafür gibt es Zuschüsse vom Land Baden-Württemberg, 523 000 Euro hat Weil der Stadt aus dem Förderprogramm für Baumaßnahmen für Ganztagsschulen im Oktober des vergangenen Jahres bewilligt bekommen. Damit kann ein Viertel der Kosten für den Schulneubau gedeckt werden. Entstehen soll ein einstöckiges Bauwerk, das eine spätere Erweiterung der Mensa zulässt, das aber im Gemeinderat für Diskussion sorgt.

Flachdach ist umstritten

Denn ein Flachdach findet nicht jeder gut. „Da regnet es überall rein“, kritisiert der Freie Wähler und selbstständige Zimmermeister Bernd Laure. „Damit bereiten wir der Nachwelt viel Arbeit.“ Flachdächer müssen nämlich regelmäßig einmal im Jahr überprüft werden, ob noch alles dicht ist oder Wasser durchsickert. Bürgermeister Thilo Schreiber weiß um die Problematik. „Es war aber von Anfang an ein Flachdach geplant“, sagt er.

Die Merklinger Würmtalschule plant den Start des Ganztagesbetriebs in der Grundschule im Schuljahr 2017/18. Derzeit ist Konrektorin Beate Renz mit örtlichen Vereinen im Gespräch, die nachmittags Angebote an der Schule machen könnten. „Wir befragen aber auch Eltern nach deren Wünschen an den Ganztagesbetrieb in der Merklinger Grundschule“, sagt die stellvertretende Schulleiterin.

Noch vor den Sommerferien soll dann ein Konzept vorliegen, über das der Gemeinderat und das Schulamt in Böblingen befinden müssen. Es lebt also weiter, das Pflänzlein, das der Merklinger Schultheiß Hartmann vor 107 Jahren gesetzt hat.