Der Bürgermeister streitet im Rathaus mit Gegnern des Mehrgenerationen-Hauses auf dem Emil-Haag-Areal – und lässt sie einfach stehen.

Weil der Stadt - Wenn Bürger Unterschriften an Politiker übergeben, spielen sich gewöhnlich solche Szenen ab: Man schüttelt einander die Hände, die Pressefotografen tauchen das Szenario ins Licht der Kamerablitze. Manchmal applaudieren die Umstehenden. Wenn der Politiker das jeweilige Ansinnen unterstützt, ist sowieso alles dufte. Falls nicht? Ja dann spricht er normalerweise eine Handvoll honoriger Phrasen. Dass er Bürgermeinungen immer ernst nehme und eine Diskussion geführt werden müsse, oder so etwas.

 

In Weil der Stadt lief es gestern etwas anders ab, als die Bürgerinitiative „Genini“ dem Weiler Bürgermeister Hans-Josef Straub eine Liste mit 750 Unterschriften übergab. Die Unterzeichner wehren sich gegen die Pläne der Stadt und der Paul Wilhelm von Keppler-Stiftung für ein Mehrgenerationenhaus auf dem Emil-Haag-Areal. Die Presse wollte Straub bei der Übergabe nicht dabei haben, stattdessen empfing er das halbe Dutzend Mitglieder der Initiative hinter verschlossenen Türen. Die Stimmung: gereizt. Straub teilte den Bürgern mit, dass sich die Pläne für das umstrittene Mehrgenerationenhaus ohnehin geändert haben. Ein Kindergarten soll wohl doch nicht in dem Gebäude Platz finden.

Die Dimensionen würden sich damit verkleinern, eines der Hauptprobleme der Gegner sei gelöst. Die Initiative um die Anwohner Elke Kofler, Normann Wenk und die Familie Urban-Wagner sieht das indes nicht so. Sie beharren weiterhin darauf, dass ein neues Pflegeheim, ob mit oder ohne Kindergarten, bei den Krautgärten besser aufgehoben wäre. Man solle doch weiterhin versuchen, die Besitzer des dortigen Grund und Bodens zu überzeugen. Viele Argumente werden ohnehin nicht mehr ausgetauscht. Straub sind Gerüchte zu Ohren gekommen: In der Stadt werde behauptet, er selbst wolle sich ein Grundstück sichern auf dem gut gelegenen Gelände des alten Pflegeheims. Der Bürgermeister ist sauer, fühlt sich an den unsauberen Wahlkampf 2004 erinnert. Er vermutet Querverbindungen zwischen den Urhebern der Gerüchte und der Bürgerinitiative – und konfrontiert die Überbringer der Unterschriften. Als Normann Wenk sich zu der Aussage hinreißen lässt, dass „getroffene Hunde bellen“, verlässt Straub den Raum. Eine Viertelstunde später lässt er sich auf den Rathaus-Gängen doch noch auf ein Gespräch ein. Der Rathauschef betont dabei gegenüber unserer Zeitung, er sehe Einzelinteressen als Grund für die vehementen Angriffe auf das Projekt. Und: gegen Verleumdungen werde er sich, falls nötig, juristisch wehren, so der Schultes. Auch habe er keinen Anlass gesehen, die Gemeinderatssitzung am heutigen Dienstag in die Aula oder die Stadthalle zu verlegen, obwohl sich die Gegner des Mehrgenerationenhauses, das vielleicht nun zum Altenpflegeheim herabgestuft wird, in großer Zahl angekündigt haben.

„Das Thema steht auf der Tagesordnung, aber es ist nur eine Bekanntgabe“, argumentiert Straub. Schon in der Vergangenheit hat er wiederholt betont , es sei lange nach einem neuen Standort gesucht worden, das alte Heim sei marode, es fehle eine Alternative zum Neubau nahe der Jahnstraße. Das sieht übrigens eine Mehrheit des Gemeinderates ähnlich: Im Mai votierte das Gremium dafür, dort einen Bebauungsplan aufzustellen. Elke Kofler, Normann Wenk und die anderen von Genini betonen unterdessen, sie wollten Gerüchte nicht thematisieren und distanzierten sich von diesen. „Die Größe des Heims, fehlende Freiflächen, die Tatsache, dass es an Zufahrten fehlt – das sehen wir kritisch, darum geht es.“ Der nicht mehr geplante Kindergarten verschlimmbessere die Situation. „Besser, man sucht einen alternativen Standort für das ganze Projekt“, so Kofler, die sich bei den Unterstützern bedankt.