Sigrid Wolbold und Hermes Kauter, die Besitzer und Betreiber der Zaubermühle in Merklingen, sind in Hamburg mit dem Hofzinser-Ring ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung ist in Zauberkunstkreisen hoch anerkannt.

Was deutschen Theaterleuten der Iffland-Ring, Literaten der Georg-Büchner-Preis, das in etwa ist Zauberern und Magiern im deutschsprachigen Raum der Johann-Nepomuk-Hofzinser-Ring. Der Preis wird verliehen für große Verdienste um die Weiterentwicklung der magischen Kunst. Es ist also durchaus eine kleine Sensation, dass der im wahrsten Sinne des Wortes hochkarätige Preis vor einigen Tagen im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg dem Merklinger Zauberer-Ehepaar Sigrid Wolbold und Hermes Kauter überreicht worden ist.

 

Ganz besonders stolz sein darf Sigrid Wolbold, denn sie ist die erste Frau, die in der von Männern beherrschten Zauberszene mit dem Preis bedacht wurde – eine Tatsache, die umso schwerer wiegt, da die studierte Psychologin und Mentalmagierin Zeit ihres Lebens im Rollstuhl sitzt. Daher war und ist sie vor allem auf ihren Geist, ein gutes Gedächtnis und Menschenkenntnis, eine scharfe Wahrnehmung und gute Beobachtungsgabe angewiesen.

Vollkommen überrascht, erzählen die beiden Bewohner und Betreiber der Merklinger Zaubermühle, seien sie gewesen, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie vom siebenköpfigen Stiftungskuratorium unter der Regie von Wittus Witt für die nächsten drei Jahre als Träger des Hofzinser-Rings auserkoren wurden. Wer das magische Zauberer-Paar schon in Aktion erlebt hat, wundert sich ein bisschen weniger: Denn ihre Programme zeichnen sich nicht nur durch handwerkliches und mentalmagisches Können oder fingerfertige Tricks aus, sondern vor allem durch einen unnachahmlich altmodischen, liebenswerten Charme, der manch großartiger Zaubershow abgeht.

Das ist den Juroren, die sich, wie viele andere Zauberkollegen auch, in der Merklinger Zaubermühle schon umgetan haben, nicht entgangen. Ebenso wenig wie das besondere Flair der mit skurrilen Gegenständen, Tinkturen oder Tieren ausgestatteten Mühle oder die sympathisch bodenständige Art der Mühlenbesitzer. Und so wurde bei der Laudatio in Hamburg auch betont, wie trefflich das Zaubererpaar es versteht, seine Zauberei in fantasievoll-theatralische, mehr oder weniger unglaubliche Geschichten zu verpacken. Für preiswürdig erachtet worden sei „das Gesamtkunstwerk Zaubermühle“, wie Kauter erzählt.

Viele Jahre lang haben die Psychologin und der Diplompädagoge in ihren bürgerlichen Berufen gearbeitet und waren, seit 1980, nur im Urlaub mit ihrer Straßentheatergruppe „Traumflieger“ im eigens hergerichteten Zirkuswagen unterwegs. Zehn Jahre später waren sie als „Frascatelli & Tre Face“ auf Kleinkunstbühnen unterwegs, bis sie 2002 mit der Zaubermühle einen Traum verwirklichen konnten. Das zehnjährige Bestehen und ihren Erfolg haben die beiden im vergangenen Jahr mit dem „Jubilitäten-Programm“ gefeiert.

Ab 4. Oktober nun wollen Sigrid Wolbold und Hermes Kauter ihrem Publikum Spuktheater bieten. Im neuen Programm „Magische Nächte“ spielt der Geist einer früheren Mühlenbewohnerin eine Rolle, die bei einem häuslichen Unfall unter nicht ganz geklärten Umständen ums Leben gekommen ist – wo in dieser Geschichte die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit, zwischen Traum und Realität, zwischen Zauberei und Mentalmagie liegen, darf und muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall werden Geister, die Asche der Ahnen, aber auch eine glühende Essiggurke und akrobatische Konzentrationsübungen eine Rolle spielen – auf eine subtile, mystische Art und Weise, wie sie wohl auch dem Virtuosen des Grauens, Edgar Allan Poe gefallen hätte.

Wer Sigrid Wolbold und Hermes Kauter von der Merklinger Zaubermühle noch nicht kennt und sich ein Bild machen möchte, sollte am morgigen Freitag um 18.45 Uhr die SWR-Landesschau einschalten. Dort werden die beiden vorgestellt.