Die katholische Gemeinde hat ihre sakralen Schätze restaurieren lassen. Ein Gefäß aus dem 14. Jahrhundert übersteigt die geschätzten Kosten dabei um ein Vielfaches. Jetzt erhoffen sich die Geistlichen weitere Spenden.

Weil der Stadt - Mesnerin Viola Sautter hat gute Nachrichten: „Der Kirchenschatz, der ist jetzt ziemlich komplett restauriert.“ Sautter hatte sich für die Restaurierung der Sakralgeräte der Weiler Stadtkirche St. Peter und Paul engagiert, denn an vielen der Schätze hat Zahn der Zeit genagt.

 

Bereits im zwölften Jahrhundert gehörte die katholische Stadtkirche mit ihren spätromanischen Osttürmen und dem mächtigen Westturm zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern der Region. Der dreischiffige spätgotische Hallenbau beherbergt einzigartige Schätze, die Hunderte von Jahren alt sind und vom kirchlichen Leben in Weil der Stadt erzählen, das auch nach der Reformation eine katholische Stadt blieb. Die ältesten Stücke der Monstranzen, Kelche und Kreuze, stammen aus dem 14. Jahrhundert. Mit der Hilfe von Spendern, von denen einige gar symbolisch für einzelne Objekte als Pate fungierten, konnte der Kirchenschatz nun restauriert werden. Ein Kelch aus dem Jahr 1340 sprengte dabei den zunächst anvisierten Kostenrahmen für dessen Restauration mehr als deutlich: Anstatt 1000 Euro, schlug diese jetzt mit 9500 Euro zu Buche.

Mesnerin Viola Sautter zeigt auf ein etwa 250 Jahre altes barockes Weihrauchfass samt Schiffchen aus reinem Silber. Das war vor der Restaurierung an manchen Stellen gebrochen, stark verbeult und vom abbrennenden Weihrauch total verharzt. Jetzt sieht das Weihrauchfass wieder fast wie neu aus. Eine Spenderin hatte dafür um die 1000 Euro gegeben.

„Wir haben zwar nicht viele, aber sehr gute Stücke – und das sind keine musealen Gegenstände, die irgendwo verpackt stehen, sondern das sind wirklich Stücke, die noch im gottesdienstlichen Gebrauch sind“, erklärt Pfarrer Anton Gruber. Gemeinsam mit drei Kunsthistorikern hatte der katholische Geistliche vor gut eineinhalb Jahren die geschädigten Sakralgeräte begutachtet. Dabei wurden die notwendigen Restaurierungsmaßnahmen und die geschätzten Restaurierungskosten zu jedem Einzelstück festgestellt. Dann wurden Spender gesucht und gefunden. Die Maßnahme sollte komplett für alle liturgischen Gegenstände an die 20 000 Euro teuer werden.

Ein etwa 23 Zentimeter hoher, gotischer Kelch aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hat nun diesen Rahmen erheblich gesprengt. Die Ursache hierfür sind die Emaille-Einlagen auf reinem Silbergrund, die den vergoldeten Kelch zieren. Am klassisch ausgeführten Kelch setzen sich der eigentliche Becher, die Cuppa, und der Fuß deutlich voneinander ab. Als Zwischenstück gibt es eine knaufartige Verdickung, den Nodus, vermutlich um den Kelch besser greifen zu können. Der Fuß, wie auch der Nodus sind kunstvoll mit leicht durchsichtigen Emaille-Ornamenten verziert. „Das war durchscheinendes Emaille, wie Fensterglas, das in 750 Jahren aber ermattet ist“, erklärt der Pfarrer. Als der Kelch neu war, müsse er prachtvoll gefunkelt haben. Auf den Emaillen sind biblische Szenen, wie die Kreuzaufnahme, Jesus am Kreuz und auch der Auferstandene zu sehen. Die auf dem Nodus zeigen in mehrfachen Reihen Propheten aus dem Alten Testament, Heilige aus dem Neuen Testament und Vogelmotive. Auch das Zeichen von Peter und Paul ist dabei. „Wahrscheinlich war der Kelch schon für unsere Kirche hier bestimmt“, schätzt Pfarrer Gruber, denn die ursprüngliche Herkunft des kostbaren Trinkgefäßes ist unbekannt. Und gerade diese, teils rund gefassten Emaille-Stücke sorgten nun für die Kostensteigerung.

„Bei den anderen Geräten haben unsere Einschätzungen gut gestimmt, nur beim Kelch nicht, hier hatten wir die Restaurierungskosten ursprünglich auf gute 1000 Euro geschätzt“, so Gruber. Einfach gerade richten und etwas nachvergolden, dachten die Experten. Doch schon die Vorgespräche mit der Regensburger Restaurierungsfirma Haber & Brandner zeigten, dass dieser Betrag bei Weitem nicht ausreicht. Die Firma winkte ab und verwies auf den Experten für mittelalterliche Emaille-Restaurierungen Franz Schott, der es verstand, die kleinen Kunstwerke mit einer speziellen Masse so zu festigen, dass diese nun an den Kanten nicht weiter ausbrechen können. „Die zunächst geschätzten 1000 Euro, die sind nun schon alleine für die Dokumentation und die Expertisen draufgegangen. Dazu kamen jetzt noch einmal 8500 Euro für die eigentliche Restaurierung“, berichtet Pfarrer Gruber. Summa summarum also 9500 Euro, von denen bislang nur die ersten 1000 Euro durch Spenden finanziert sind.

„Der Kelch hatte vor der Restaurierung natürlich denselben Wert wie danach, aber als wahrscheinlich ältestes bewegliches Stück in Weil der Stadt hat der Kelch für die Stadt und unsere Kirche im ideellen Sinn einen unschätzbaren Wert“, begegnet der Pfarrer allen Kritikern der Geldausgabe.

Die Pfarrer-Helmut-Nann-Stiftung hat nun einen großen Beitrag geleistet, deren Erträge sollen allerdings dem Erhalt des gesamten Kirchenhauses zugute kommen und fehlen nun dort. „Wir würden uns freuen, wenn wir für den Kelch noch Spender finden“, appelliert Pfarrer Anton Gruber. Für den Kirchenschatz hat der Pfarrer auch eine Vision: Mittelfristig sollen die liturgischen Geräte in einer „Schatzkammer“ im ersten Stock des südlichen Ostturms ausgestellt werden. Der Raum diente vor 600 Jahren vermutlich als Kapelle. Geschätzte Kosten dafür lägen bei rund 40 000 Euro. Der neu restaurierte Kelch jedenfalls wurde schon wieder verwendet, am ersten Weihnachtsfeiertag beim Abendmahl für den Messwein und das Wasser.