Die Merklinger Kirche in ist Vorreiter beim Thema Nachhaltigkeit, schon seit 15 Jahren gibt es dort eine Umweltgruppe.

Weil der Stadt - Die Ideen liegen praktisch auf der Straße“, sagt Bernhard Drollinger vom Umweltteam der Evangelischen Kirchengemeinde Merklingen. Er meint damit zum Beispiel Möglichkeiten zum Stromsparen. Rund 60 LED-Lampen, in Eigenarbeit gegen Halogenlampen ausgetauscht, leuchten jetzt Gemeindehaus und Kirche aus. Die Kosten dafür amortisieren sich nach den Berechnungen des ehemaligen IT-Fachmanns in zwei bis drei Jahren. Zusammen mit dem Austausch der Wärmeenergiepumpen im Heizkeller werden 70 Prozent der bisherigen elektrischen Energie eingespart.

 

„Interessant daran ist, dass das jeder auch bei sich zu Hause machen kann“, sagt der 64-jährige Diplom-Ingenieur. „Denn wir wollen die Umweltidee weitertragen.“ Das ist neben dem expliziten Bewahren der Schöpfung ein Anliegen der Zertifizierung mit dem Grünen Gockel für „Kirchengemeinden mit umweltgerechtem Handeln“. Im Jahr 2002 entstand in Merklingen die Idee, ein kirchliches Umweltmanagement nach den Vorgaben des Programms einzuführen. 2004 flatterte dann der Grüne Gockel nach Merklingen – als erster Gemeinde im Dekanat Leonberg – und 2007, 2010, 2014 und 2018 immer wieder aufs Neue. Alle vier Jahre muss die Kirchengemeinde Ergebnisse und Zahlen vorlegen, wenn sie das Zertifikat erneut erhalten will.

Eine warme Kirche kostet Geld

Dabei ist nicht nur Stromsparen angesagt, sondern möglichst viele umweltrelevante Aspekte sollen betrachtet werden. „Einmal die Kirche aufheizen – das kostet rund 100 Euro“, hat Bernhard Drollinger berechnet. Gottesdienste feiert die Gemeinde im Winter daher im Gemeindehaus. Diese Winterkirche spare am meisten ein.

Aber auch das Heizen im Gemeindehaus müsste noch optimiert werden. Wasserverbrauch und Abfallvermeidung sind weitere wichtige Punkte im Umweltbericht. „Auch müssen wir nachweisen, dass wir ein richtiges Umweltmanagement eingeführt haben“, erklärt Bernhard Drollinger und betont, dass das Umweltteam der Berater des Kirchengemeinderats ist, der bei Entscheidungen stets das letzte Wort hat.

Bei den Merklingern hat der Umweltgedanke viele Facetten. Ein Insektenhotel, die Falken im Kirchturm, eine Wildblumenwiese direkt an der Kirche gehören beispielsweise dazu. Über Letztere sei viel diskutiert worden, erinnert sich Bernhard Drollinger, denn durch die Trockenheit habe es zeitweise „wild“ ausgesehen. Doch er findet es gut, dass so etwas zu Diskussionen in der Gemeinde anrege.

Repair-Café ist eins der Steckenpferde

Die wohl bekannteste Aktion der Merklinger – im Sinne der Abfallvermeidung und der Nachhaltigkeit – ist das Repair-Café, das am ersten Samstag eines Monats im Gemeindehaus stattfindet. Insgesamt gibt es dort 40 Mitarbeiter in allen Altersgruppen. Von der Kuchenbäckerin bis zum Elektroniker, der Handys und Tablets repariert, sind viele Handwerker vertreten. Im Durchschnitt werden jedes Mal rund 50 Reparaturen zusammen mit den Eigentümern der defekten Gegenstände erledigt. „Es kommen Menschen aus der ganzen Umgebung zu uns, von Bad Liebenzell bis Sindelfingen.“ Darunter seien Leute ganz unterschiedlicher Kulturen. „Wir haben auch Flüchtlinge als Mitarbeiter“, so Bernhard Drollinger. Die Idee sei es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, aber auch gemeinsame Zeit mit anderen zu verbringen. „Wir legen viel Wert aufs Zusammensitzen, deswegen heißt es ja auch Café“, sagt er schmunzelnd.

Um den Grünen Gockel zu erhalten, muss der Umweltbericht einem Kirchenrevisor vorgelegt werden, der „genau draufschaut und auch hier vor Ort mit uns diskutiert“, schildert Drollinger die Prüfung. Der Ablauf sei der gleiche wie bei der in der Wirtschaft weiter verbreiteten Zertifizierung nach EMAS, dem Eco-Management and Audit Scheme. Im Kirchenbezirk Leonberg haben Renningen und Leonberg-Nord die EMAS-Zertifizierung durchlaufen und damit ebenfalls den Grünen Gockel erhalten, erklärt Helga Baur, Leiterin der Geschäftsstelle für Umweltmanagement in Kirchengemeinden. „Es wäre schön, wenn es noch mehr Gemeinden werden“, fügt sie hinzu.

Dabei gibt es Unterstützung: Ehrenamtliche begleiten neue Umweltteams im ersten Jahr bis zur Zertifizierung.