Von der übersichtlichen Keplerstadt ins turbulente London: Unsere Mitarbeiterin Coco Wagener will auch mit Kind nicht aufs Reisen verzichten und packt den kleinen kurzerhand mit ein. Ein Trip mit Kleinkind – die Erlebnisse einer Mutter.

Weil der Stadt - Unser Sohn ist ein Großstädter, auch wenn er das wahrscheinlich gar nicht mehr weiß. Er hat 50 Prozent seines Lebens in Hamburg verbracht, dort ist er auch geboren. Er ist zwei. Mittlerweile ist er dank seiner Eltern, also uns, in Weil der Stadt gestrandet. Ziemlich sicher gefällt es ihm hier besser als in Hamburg, denn wir haben mehr Platz, einen großen Balkon und er sieht seine Großeltern viel öfter. Auch wir genießen das Leben mit Kleinstadtcharme. Manchmal aber sehnen wir uns nach ein bisschen Großstadtflair, dann wird es Zeit für einen Ausflug in eine der europäischen Metropolen: London.

 

Das erste Mal waren wir dort, als unser Sohn knapp sieben Monate alt war. Meine größte Angst vor dieser ersten Reise galt dem öffentlichen Nahverkehrssystem, das hier hauptsächlich aus der „tube“, der Untergrundbahn, besteht. Diese verfügt nur in kleinen Teilen über Aufzüge oder Rolltreppen. Ich sah uns schon bepackt mit Koffer, Wickeltasche und Kinderwagen verzweifelt irgendwo stehen und nicht mehr zurück ans Tageslicht kommen. Aber die Londoner boten tatkräftig ihre Hilfe an und schleppten den Kinderwagen ohne viel Aufhebens über mehrere Stockwerke.

Mit Baby im Schlepptau am London Eye vorbei

Mit dem Baby im Schlepptau kann man natürlich bequem die ganzen Sehenswürdigkeiten abhaken, bei einem langen Spaziergang direkt am Themseufer läuft man von den Houses of Parliament und dem London Eye gemütlich an Saint Paul’s Cathedral vorbei bis zur Tower Bridge.

Großen Spaß hat es uns auch gemacht, den Kinderwagen durch den Camden Lock Market zu schieben, das ist eine Art überdachter Krämer- und Flohmarkt. Man findet hier Einzelstücke, echte und nicht ganz so echte, von deren Existenz man vorher nicht wusste.

Seit unser Sohn im Kleinkindalter ist, hat sich unser Programm geändert. Er hat jetzt vermehrt einen eigenen Willen und eigene Ansprüche, und man muss beim Planen des Tagesprogramms stärker auf ihn Rücksicht nehmen. Stundenlanges Sitzen im Kinderwagen führt zu Protest. Einer meiner Lieblingsplätze ist mittlerweile der Princess Diana Memorial Playground im Hyde Park, das ist ein riesengroßer Spielplatz für Kinder jeden Alters. Der Platz ist eingezäunt und hat einen Wächter, Rauchen ist verboten. Kinder können Piratenschiffe erklimmen, Rutschen, Indianertipis bewohnen oder sich im Schilf verstecken. Der Platz ist so liebevoll und zauberhaft angelegt, dass er seinesgleichen sucht. Und das Beste: Prince George soll angeblich auch regelmäßig dort unterwegs sein!

Im Science Museum gibt’s auch viel für die Kleinen

Bevor unser Sohn auf der Welt gekommen ist, war mein Lieblingsort in der Stadt das National Science Museum, es gibt dort eine Weltraumausstellung, in der unter anderem eine Apollo-Kapsel und eine Mondlandefähre ausgestellt sind. Weil der Stadts berühmtester Sohn, der Astronom Johannes Kepler, hätte daran sicherlich seine helle Freude gehabt. Dieses Mal entdeckte ich im Keller des Museums einen riesigen Bereich für Kinder.

Eigentlich ist er für Kinder ab fünf, aber auch Jüngere können in Begleitung ihrer Eltern dort viel entdecken. Es gibt „Experimente“ zum Selbermachen, einen riesigen Wasserbereich, auf dem Boote schwimmen und mit Pumpen und über Rutschen auf verschiedene Ebenen gelangen können.

Eine Sache darf in London nicht fehlen: Shoppen! Einer meiner liebsten Orte dafür ist die Kings Road, lange nicht so überfüllt wie die viel bekanntere Oxford Street, bietet sie unzählige eher kleinere Shops, die zum Stöbern und natürlich kaufen einladen. Ein wahres Juwel ist der Kinderladen „Trotters“. Dort gibt es außergewöhnliche Sachen für die Kleinsten, häufig mit typischen Londonapplikationen, wie einem Bus oder den Guardsmen vor Buckingham Palace darauf. Unweigerlich kommt man beim Bummeln dann an der Saatchi Gallery vorbei, der privaten Kunstsammlung des Werbemoguls Charles Saatchi. Das Museum ist kostenlos, davor befindet sich ein schöner großer Platz, auf dem Kinder toben und rennen können, während man eine Pause bei einer Tasse Kaffee macht oder nacheinander die Ausstellung besucht.

Versteckte Parks in Chelsea

Eine gehobene Wohngegend in London ist Chelsea. Dort findet sich ein traumhafter kleiner privater Park, der Chelsea Physic Garden. Es ist ein grünes Paradies mitten in der Stadt. Unbesorgt können sich Eltern in das typisch englische Café setzen, während Kinder auf eigene Faust die Natur entdecken. Wer nach diesem Ausflug Hunger und eine Schwäche für Torten und Kuchen hat, dem sei der Weg nach Belgravia ans Herz gelegt. Die Deutsche Peggy Porschen backt dort in ihrem gleichnamigen Café himmlische Cupcakes.

Essen gehen mit einem Kleinkind ist immer so eine Sache, die meisten Lokale haben zwar Hochstühle zur Verfügung und sind auch kinderfreundlich eingerichtet, in Pubs etwa darf man Minderjährige allerdings nicht mit hinein nehmen. Wir versuchen, wenn das Wetter mitspielt, meistens draußen Tische zu ergattern. Eine gute Alternative sind allerdings auch die unvergleichlichen Sandwiches oder Suppen von „Pret à manger“, die wir dann im Appartement, das für Familien auf jeden Fall die bessere Wahl ist und die es in London auch in großer Zahl zu mieten gibt, essen.

Für tagsüber und von Donnerstag bis Sonntag ist der Borough Market eine leckere Wahl. An der Themse gelegen ist es ein Wochenmarkt, auf dem sich neben dem klassischen Angebot auch Gewürze und Gerichte aus den unterschiedlichsten Ländern finden.

Wer gute und saubere Wickelmöglichkeiten sucht, wird in großen Kaufhäusern fündig, außerdem ist am Trafalgar Square das „Café in the Crypt“ eine Oase der Ruhe, wo man Toiletten und Wickelmöglichkeiten findet und den klassischen Afternoon Tea zu unschlagbaren Preisen bekommt.