Verlorene Wette, Schnapsidee, Stammtischeinfall – Roman Beyerle hat schon einiges gehört, wenn es um seine Kandidatur für das Weil der Städter Bürgermeisteramt ging. Dabei meint es das 34-jährige Weiler Urgestein durchaus ernst.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Weil der Stadt - Verlorene Wette, Schnapsidee, Stammtischeinfall – Roman Beyerle hat schon einiges gehört, wenn es um seine Kandidatur für das Weil der Städter Bürgermeisteramt ging. Dabei meint es das 34-jährige Weiler Urgestein durchaus ernst. Der gelernte Metzger und Koch ist sich sicher, dass sein „Wahlkampf der Zurückhaltung“ durchaus ein positives Resultat bringen kann. „Ich brauche mich nicht bei jedem Verein und bei jeder Fraktion vorzustellen“, sagt er, „denn mich kennt hier sowieso jeder.“

 

Damit könnte Beyerle nicht unrecht haben. Gemeinsam mit seinem inzwischen verstorbenen Vater Rudolf hat er zwischen 2004 und 2010 das Gasthaus zum Kreuz geleitet. „Ich dachte, es sollte sich auch jemand mit Lokal-Couleur um das Bürgermeisteramt bewerben“, begründet er seine Kandidatur, die wenig bis gar keine offiziellen Veranstaltungen vorsieht. „Ich möchte auf keinen Fall leere Versprechungen machen.“ Also hält sich Roman Beyerle zurück, er ist allerdings fast täglich in den Weiler Stadtteilen unterwegs. Beyerle fährt in den Ort, geht dort spazieren, und wartet, bis er angesprochen wird. Außerdem ist er am Samstag während des Bauernmarktes im „Linsenbesen“ seines Bruders anzutreffen – dann aber in seiner Funktion als Koch, wo er im Familienbetrieb aushilft.

Der sparsame Wahlkampf ist bei ihm das Prinzip. „Ich kann es mir nicht erlauben, so mal eben 20 000 Euro in die Hand zu nehmen, um Plakate und Flyer drucken zu lassen“, sagt der Vater einer Tochter, „und ich denke, dass man viele Leute mit einer Überpräsenz auch vergrätzt.“

Seine ersten kommunalpolitischen Gehversuche datieren aus dem Jahr 2009, als er bei der Gemeinderatswahl angetreten ist – auf der Liste der CDU, allerdings ohne Parteimitglied zu sein. Es reichte immerhin zum Platz des ersten Nachrückers ins Gremium. „Das war überraschend gut“, erinnert er sich. Als der erfahrene CDU-Stadtrat Helmut Kadasch im Februar 2010 überraschend gestorben ist, hätte er tatsächlich aufrücken können. Doch ein weiteres trauriges Ereignis hat dies verhindert dies: „Mein Vater wurde zu diesem Zeitpunkt sehr krank, so dass sehr wenig Zeit für etwas anderes blieb.“

Nun also folgt ein neuer Anlauf, auf den sich Roman Beyerle voll und ganz konzentriert. Ende August hat er seinen Job bei einem Stuttgarter Catering-Unternehmen aufgegeben, „um sich voll und ganz seiner Kandidatur widmen zu können“. Und er hat eine feste Vorstellung davon, was gut für Weil der Stadt, für seine Stadt, wäre. „Wir stellen uns ja bei jeder Gelegenheit damit vor, dass wir eine historische Altstadt haben, die zum Flanieren einlädt“, sagt er. Schaue man sich aber die leer stehenden Läden in der Stuttgarter Straße an, dann sei da „nicht mehr viel mit Flanieren“.

Diesen Zustand solle man aufs Tableau bringen. „Es sind die Bürger selbst, die noch vorhandene Geschäfte wieder frequentieren müssen, und nicht die Menschen von außerhalb.“ Beim Thema Bürgerheim und Mehrgenerationenwohnen vertritt er eine Meinung, mit der er zwei große Weiler Projekte unter einen Hut bringen will. Dazu holt Roman Beyerle weiter aus: „Ein Neubau des Schulzentrums würde aller Voraussicht nach auch nicht viel weniger kosten als eine Renovierung.“

So, wie der Gebäudekomplex heute aussehe, würden man ihn ohnehin nicht mehr bauen, nämlich einstöckig mit einem enormen Platzbedarf. Seine Lösung: „Ein neues, mehrstöckiges Schulzentrum, und daneben das Generationenwohnen.“

Doch Roman Beyerle möchte, wie schon erwähnt, keine Erwartungen schüren. „Ich kenne die finanziellen Rahmenumstände auch nur aus der Zeitung“, sagt er. Vor seinen beiden Mitbewerbern Marc Kwiatkowski und Thilo Schreiber hat er laut eigener Aussage Hochachtung: „Es gab viele, die sich die Umstände angeschaut haben und angesichts der wohl recht klammen Kassen dankend abgewunken haben.“

Er selbst verfährt weiter nach dem Motto „Lieber gedrosselt als zu viel“. Er könne schlecht einschätzen, ob das für ihn am Ende klappe. „Es kommt auch darauf an, ob das Ganze in den Teilorten anders ankommt als eine verlorene Wette,“ sagt er. Denn eine Schnapsidee ist seine Kandidatur sicher nicht – darauf legt er Wert.