Seit Dienstag sitzt ein Storch im Nest auf dem Turm der Stadtmauer von Weil der Stadt. Ob es einer der beiden Störche aus dem vergangenen Jahr ist, steht noch nicht fest.

„Kommt er oder kommt er nicht?“ Diese Frage hat sich in den letzten Tagen bestimmt nicht nur Sabine Holmgeirsson vom Naturschutzbund (Nabu) Weil der Stadt gestellt. Nachdem pünktlich mit dem meteorologischen Frühlingsanfang bereits ein Adebar im Horst nächtigte.

 

2022 brütete ein Storchenpaar in Weil der Stadt

„Dieser Storch war allerdings nicht beringt. Leon, der männliche Vogel, der letztes Jahr mit seiner Partnerin Leonie auf dem Storchenturm einzog und aus Knittelsheim stammt, trägt einen Ring“, erklärt die Naturschützerin, die sich 2022 um das Storchenpaar kümmerte und auch die Beringung des Nachwuchses in die Wege geleitet hat. „Am zweiten März flog der unberingte Storch dann allerdings weiter“, weiß die „Storchenmutter“ der Keplerstadt. Sie wird von einer storchenbegeisterten Weil der Städterin, mit Blick aufs Nest, regelmäßig auf dem Laufenden gehalten und weiß somit immer, was gerade rund ums Nest passiert.

„Nur in einem Drittel der Fälle kehrt das Weibchen vor dem Männchen aus dem Süden zum gemeinsamen Horst zurück“, erklärt Sabine Holmgeirsson. „Wenn das Nest dann noch leer ist, fliegt es oftmals weiter, um nach einiger Zeit wieder zurückzukommen.“ So könnte es auch die Störchin gewesen sein, die am ersten März kurz schon einmal in ihrer Heimat vorbeigeschaut hat. Meistens komme allerdings das Männchen als erster zurück, verteidige das Nest gegen Nebenbuhler und kümmere sich um die Ausbesserung.

Durch den Ausbau werden die Horste dann immer massiver und stabiler. Daher kann es während regenreichen Perioden auch zu Hochwasser im Nest kommen. Wenn dann die Jungstörche noch klein sind, können sie im eigenen Nest ertrinken. „Es ist besser, alle paar Jahre nach dem Zustand des Horstes zu schauen“, sagt Sabine Holmgeirsson. „Wenn das Storchenpaar dieses Jahr tatsächlich wieder brütet, wollen wir 2024 eine Kamera anbringen, die das Leben der Vögel filmt.“

Identität des Storches ist noch nicht geklärt

Inzwischen ist ein Storch bereits einige Tage im Horst, fliegt tagsüber auf Nahrungssuche und kehrt dann spätestens mit der Dämmerung zurück. Ob es tatsächlich Leon ist, weiß man aber erst, wenn ein Foto so gut ist, dass die Daten auf dem Ring zu erkennen sind. Dann fehlt nur noch die Störchin. Kommt sie zurück, erfolgt kurz darauf die Paarung und zwei, drei Tage später sollte es zur ersten Eiablage kommen. Drei bis fünf Eier können so in den darauffolgenden zwei Wochen zusammenkommen.

Anschließend dauert es noch einmal 30 Tage bis zum Schlüpfen des ersten Storchs. 60 Tage lang ist die Phase der Aufzucht, bevor die Jungstörche dann Ende Juli, Anfang August in den Süden fliegen und zwar rund zwei Wochen vor dem Vogelflug der Eltern. Jetzt stellt sich also die Frage: „Kommt Leonie zurück nach Weil der Stadt?“ Es bleibt auf jeden Fall spannend rund um die Störche auf dem Storchenturm!

Die Weiler Störche

Rückblick
In Weil der Stadt gab es rund 50 Jahre keine Störche mehr, bevor letztes Jahr Leon Anfang April aufgetaucht ist. Sein Ring am rechten Bein bedeutet, dass er in einem Jahr mit gerader Jahreszahl geboren wurde. Aufgrund seines Rings wurde festgestellt, dass er bereits eine Patin und einen Namen hat. Storch Leon kommt aus Knittelsheim, wo er 2020 im Nest mit der Nummer eins geschlüpft ist. Seine Partnerin ist dagegen unberingt und war namenlos. Sie bekam von den Weil der Städter Bürgerinnen und Bürger im Sommer letzten Jahres in einer Abstimmung den Namen Leonie. Durch das Auffinden beringter Tiere konnten im Laufe der Jahrzehnte Informationen zu Orts- und Partnertreue, Lebensdauer, Zugrouten und Todesursachen von Weißstörchen gesammelt werden. Da auch die beiden Storchenkinder von Leon und Leonie im letzten Jahr beringt wurden, können sie bei einer Rückkehr nach Deutschland, die frühestens im nächsten Jahr erfolgt, identifiziert werden. Wo sie auftauchen werden, ist ungewiss.