Seit 1987 setzt sich die „Bürger-Aktion Unsere Schwarzwaldbahn“ (B.A.U.S.) für die Reaktivierung der Bahn nach Calw ein. Die „Pro Endbahnhof Weil der Stadt“ wollen die Abkopplung Weil der Stadts vom S-Bahn-Netz verhindern.

Weil der Stadt - Sie schreiben Bücher über die Geschichte der Schwarzwaldbahn, sie organisieren einen Dieselzug, um zu zeigen, wie laut dieser wirklich ist, sie versorgen die Medien mit fachkundigen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen in Sachen Bahn-Reaktivierung nach Calw: Seit 1987 setzt sich die Bürger-Aktion „Unsere Schwarzwaldbahn“ (B.A.U.S.) für die Reaktivierung der Bahn nach Calw ein. Hans-Joachim Knupfer ist von Anfang an mit dabei.

 
Herr Knupfer, was sind Ihre Argumente?
Calw ist der einzige Kreis in der Metropolregion Stuttgart, der keine Bahnanbindung an Stuttgart hat. Das ist eine starke Benachteiligung. Das andere ist: Verkehrsmittelwahl spielt heute eine große Rolle, die Diskussion für oder wider eine solche Bahn ist längst vorbei, heute sagt auch der eingefleischte Autofahrer, dass wir Alternativen brauchen. Denken Sie an die Themen Feinstaub, an Fahrverbote . . .
Die Befürchtung ist, dass die S-Bahn aus dem Takt kommt.
Die Eisenbahn gibt es seit 200 Jahren, es ist ganz normal, dass verschiedene Züge auf derselben Strecke fahren. Der Fahrplan wird entsprechend so gelegt, dass das funktioniert, da gibt es Regeln, etwa Abstandsvorschriften. Das passiert jeden Tag tausendmal in der Region Stuttgart, deutschland- und weltweit.
Fühlen Sie sich von den gewählten Volksvertretern gut vertreten?
Es ist für mich erstaunlich und bedrückend, dass es in der Region Stuttgart und im Landkreis Böblingen zahlreiche Stimmen gibt, die sagen, uns reicht es, was wir hier haben, wir brauchen keine Verbindung in den Landkreis Calw. Oder: Was die machen, ist deren Sache. Dass man solche Demarkationslinien offensichtlich aufbaut und pflegt, das ist für mich sehr erstaunlich.
Wann kam für Sie der Punkt, sich als Privatmann so bei diesem Thema zu engagieren?
Das ist lang her, das war 1987, damals gründete sich unser Verein in Calw. Davon hab’ ich gelesen und gesagt, da geh ich jetzt mal hin. Ich hab’ persönlich von der Bahn keinen Nutzen, aber ich hab’ mir gesagt, du hast ein Mindestmaß an Fachkenntnis, also bringe dich ein, das ist deine Aufgabe. Sich grämen und klagen, aber gleichzeitig im Sessel sitzen, das geht nicht. Ich hab mich dann in das Thema eingearbeitet – es wäre allerdings schön, wenn Gegner des Vorhabens sich auch entsprechend fachlich einarbeiten würden.
Was haben Sie für eine Resonanz in der Bevölkerung?
Unterschiedlich. Wir haben in Weil der Stadt und Renningen schon Infostände gemacht, in Weil der Stadt war es etwas gemischt, aber in Renningen war die klare Aussage: Gut, was ihr macht, hoffentlich kommt der Zug.
Warum ist es wichtig, dass sich Bürgerinitiativen einbringen und solche Projekte nicht allein den gewählten Politikern überlassen?
Die öffentliche Hand muss die Entscheidungen treffen. Aber natürlich haben die Volksvertreter ein besseres Gefühl, wenn sie wissen, es gibt auch Bürger, die dahinter stehen.
Warum wird ausgerechnet dieses Thema so emotional diskutiert?
Alle hier sind betroffen von dem Thema S-Bahn. Aber dann kann man nicht sagen, jetzt schlagen wir in die andere Richtung aus und verwehren anderen überhaupt einen Bahnanschluss, nur weil hier in der Region Stuttgart die Dinge nicht funktionieren. Bei der S-Bahn gibt es zweifellos Handlungsbedarf, aber das ist eine ganz andere Baustelle. Niemand würde sagen, weil es in der Region Stuttgart Stau gibt, ziehen wir eine Grenze und lassen keine Autos mehr reinfahren.
 
Hans-Joachim Knupfer
ist Verwaltungsfachmann, arbeitet heute als Pressesprecher für die Stuttgarter Straßenbahnen. Sein Engagement für die B.A.U.S. ist aber rein privat, betont er.