Klaus Roth hat sich vorgenommen, mit seinem Frischemarkt die Nahversorgung in der Merklinger Ortsmitte sicher zu stellen. Nun wirft der Einzelhändler nach drei Jahren die Flinte ins Korn: Gegen den neuen Penny am Ortsrand kommt er nicht an.

Weil der Stad - Fast drei Jahre ist es nun her, dass Klaus Roth hoffnungsvoll seinen kleinen Supermarkt in der Merklinger Ortsmitte eröffnet hat. Und es lief auch zunächst ganz gut. Der Einzelhändler steckte Geld in einen modernen Leergut-Automaten, baute Kühltheken ein, investierte rund 40 000 Euro. Doch seit einigen Monaten bleiben die Kunden weg. Roth verdient gerade noch genug, um die Kosten zu decken; zum Leben reicht sein Verdienst längst nicht mehr aus – trotz 15 Stunden Arbeit am Tag. Nun hat er genug, er gibt in Merklingen auf. „Ende Oktober mache ich den Laden zu“, kündigt Klaus Roth an. „Am 31. Dezember läuft mein Mietvertrag aus, dann bin ich ganz weg“, ergänzt der Einzelhändler. Ja, er sei frustriert, sagt er. „Ich wollte hier etwas aufbauen – und nun zahle ich am Ende drauf.“

 

Konkurrenzkampf mit dem Pennymarkt aussichtslos

Roth hat den Konkurrenzkampf gegen den neuen 800-Quadratmeter-Pennymarkt am Ortsrand verloren. Im April diesen Jahres eröffnete der Discounter, seitdem ging es mit Roths Frischemarkt bergab, die Umsätze fielen. Zunächst habe er gehofft dass die Discountmärkte „sich gegenseitig zerfleischen“, berichtet Roth – schließlich gebe es in Weil der Stadt, nur wenige hundert Meter weiter, auch noch einen Netto-Markt. Aber das erste Opfer im Preiskampf ist er selbst. „Bei mir haben die 500 Gramm Rama-Margarine 1,79 Euro gekostet, bei Penny eben nur 1,59 Euro“, sagt Roth. „Die 20 Cent, die machen es aus. Deswegen trifft der Kunde die Entscheidung.“ Zumal er auch bei der Größe des Sortiments nicht mithalten könne. Wenn Roth geht, existieren in der Merklinger Ortsmitte zwar noch Läden wie Bäcker, Metzger oder einige andere – aber kein breit gefächerter Einkaufsmarkt mehr.

In den kleineren Weiler Teilorten, also in Hausen, Münklingen und Schafhausen, ist es um die Einkaufsmöglichkeiten sogar noch schlechter bestellt. „Einzelhandel oder Bäcker gibt es zwar noch stellenweise, aber keine Supermärkte mehr“, bestätigt der Weiler Hauptamtsleiter Jürgen Brändle. Auch wenn das natürlich kein Phänomen nur in Weil der Stadt sei.

„In manchen Gemeinden im Schwarzwald oder auf der Alb ist die Versorgungssituation noch schlechter.“ Klar sei: die Stadt könne nur bedingt Einfluss auf die Ansiedlung von Händlern nehmen. „Wir versuchen, gegen die Leerstände in den Ortsmitten etwas zu unternehmen“, sagt Brändle. Er führe etwa Gespräche dazu mit dem Weiler Gewerbeverein.

Klaus Roth kennt die Probleme einer verödeten Ortsmitte. „Die Kunden, die jetzt noch zu mir kommen, das sind am Ende die wirklich Leidtragenden“, sagt er. Ältere Menschen, die nicht mehr so mobil seien, und die deswegen nicht an den Ortsrand oder gar in eine andere Gemeinde zum Einkaufen könnten. Auch seien die Einzelhändler oft Treffpunkte. „Manche kommen nur beim täglichen Einkauf regelmäßig unter Leute“, hat Roth beobachtet.

Um seine eigene Zukunft macht sich der fast 50-jährige Einzelhändler allerdings wenig Sorgen. „Es geht immer irgendwie weiter“, nennt er sein Motto. Die nicht verkauften Waren nimmt er nun erst einmal mit zu seiner Tochter; sie betreibt in Stuttgart-Vaihingen einen Laden, in dem vor allem Uni-Studenten einkaufen. „Dort werde ich erst einmal mitarbeiten, und dann schauen wir weiter“, sagt Klaus Roth.