Weil der Stadt
Die russischen Kosmonauten Alexej Leonov, der als erster Mensch im All ein Raumschiff verließ, und Anatoli Solovjov erzählen im Klösterle Anekdoten ihrer abenteuerlichen Missionen. Der Astronaut Ernst Messerschmid ist mit von der Partie.

Weil der Stadt - Außergewöhnlicher Besuch hat am Dienstag das Klösterle beehrt: Florian Noller war es gemeinsam mit der Kepler-Gesellschaft und der Stadt gelungen, die beiden russischen Kosmonauten Alexej Leonov und Anatoli Solovjov für einen Vortragsabend zu gewinnen.

 

Die Erste Beigeordnete Susanne Widmaier hieß sowohl die Kosmonauten und deren Ehefrauen als auch die etwa 200 geladenen Gäste willkommen. „Ich habe beruflich viel mit dem Astronautenmanager Tassilo Römisch zu tun“, erklärte Organisator Florian Noller. „Als er mir vor fünf Wochen unterbreitete, dass wir diese beiden Legenden der Raumfahrt nach Weil der Stadt holen könnten, habe ich nicht eine Minute gezögert.“ Auch die Stadt und die Kepler-Gesellschaft waren sofort begeistert, und so kam es zu diesem äußerst inspirierenden und kurzweiligen Abend in der „guten Stube der Stadt“, wie Widmaier zu Beginn betonte. Musikalisch abgerundet wurde die Veranstaltung durch Laurenz Müller am Flügel, der passend zum Anlass, Stücke von Rachmaninov ausgewählt hatte.

Astronaut Ernst Messerschmid im Publikum

Tassilo Römisch, der die weltweit größte private Raumfahrtausstellung besitzt, begann den Abend mit einer informativen und humorvollen Präsentation über das Leben der beiden russischen Weltraumfahrer. Als diese dann selbst die Bühne erklommen hatten, baten sie als erstes den deutschen Astronauten Ernst Messerschmid im Publikum, mit ihnen aufs Podium zu steigen. Und so kamen die Weiler unverhofft in den Genuss, einen weiteren Raumfahrer auf der Bühne erleben zu können.

Zunächst berichtete Alexej Leonov von seinem Weltraumspaziergang. Er war im Jahr 1965 der erste Mensch, der je ein Raumschiff im All verließ. „Bei diesem Ausstieg kam es zu einem lebensbedrohlichen Problem: Mein Raumanzug blähte sich durch den Druckunterschied zum Vakuum im Weltraum so sehr auf, dass ich mich kaum noch bewegen konnte“, berichtete der Kosmonaut bewegend. Eine Rückkehr durch die enge Schleuse der Woschod-Raumkapsel sei ebenfalls nicht mehr möglich gewesen. Als letzten Ausweg entschied er sich dafür, etwas Druck aus seinem Raumanzug abzulassen. Die sei aber nicht nur äußerst gefährlich gewesen angesichts einer drohenden Sauerstoffunterversorgung, sondern auch strikt verboten. „Ich habe das also nicht gemeldet, denn sonst wäre ich vermutlich bestraft worden“, erzählte die lebende Legende schmunzelnd.

Doch bei diesem Raumflug hätten noch mehr Gefahren auf sie gewartet: Nach dem Wiedereintritt in die Atmosphäre sei beim Landeanflug auf die Erde das automatische Landesystem ausgefallen. „Dieses Raumschiff war aber nicht dafür ausgelegt, von Hand manövriert zu werden. Wir haben es natürlich trotzdem geschafft, sonst wären wir ja nicht hier“, stellte Leonov trocken fest. Doch die Landung erfolgte in einem schlecht zugänglichen Gebiet im sibirischen Uralgebirge. Erst nach drei Tagen konnten Leonov und sein Kommandant gerettet werden. Während beide in der sibirischen Kälte um ihr Leben kämpften, habe die russische Presse berichtet, die beiden Helden erholten sich nach ihrem erfolgreichen Flug von den Strapazen in einer Dacia.

Sein Kollege Anatoli Solovjov pflichtete ihm bei, dass die Arbeit im Weltraum die schwierigste und gefährlichste überhaupt sei, aber auch zum Schönsten gehöre, das ein Mensch je tun könne. Solovjov war 1988 zu seinem ersten Raumflug mit einer Sojus-Kapsel gestartet. „Als ich meinen zweiten oder dritten Außenbordeinsatz hatte, hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen“, schwärmte er noch heute. Er habe zwar seine Familie auf der Erde zurückgelassen, aber dort oben in der Unendlichkeit des Weltalls habe er sich daheim gefühlt. „Es ist wirklich gewordene Science Fiction gewesen, dass Menschen mit Raumschiffen ins All fliegen durften“, fand der begeisterte Kosmonaut.

Mit einer Gesamtdauer von mehr als 78 Stunden außerhalb von Raumschiffen oder Raumstationen hält Solovjov mit Abstand den Weltrekord. Seine Frau Natalja, mit der er gemeinsam studiert hat, saß während all diesen Flügen am Boden im Mission Control Center. „Ich habe aufgepasst, dass nichts passiert, und er alles richtig macht“, sagte sie schmunzelnd.

Spannende Anekdoten aus dem Weltall

Natürlich durfte auch Ernst Messerschmid, der mit den amerikanischen Space Shuttles ins Weltall flog, noch zu Wort kommen. Er berichtete über den „exklusivsten Club der Menschheit“, nämlich die Association of Space Explorers, hier darf nur Mitglied werden, wer mindestens einmal im Weltall war.

Diese und mehr Anekdoten, die von den Kosmonauten auf spannende und mitreißende Art erzählt wurden, machten den Abend zu einem rundum gelungenen Erlebnis. In der gebürtigen Kasachin und Physikern Margarita Riedel hatte die Kepler-Gesellschaft aber auch eine fachkundige und hervorragende Übersetzerin gefunden, die zum Erfolg der Veranstaltung in großem Maße beitrug. Schade war lediglich, dass die Kosmonauten am anschließenden Empfang, der von der Stadt Weil der Stadt ausgerichtet wurde, nicht mehr teilnehmen konnten.