Das Dienstleistungsportal im Netz stößt in der Weiler Gesellschaft bislang auf wenig Resonanz. Mit einer neuen Internetseite und einem neuen Ansprechpartner vor Ort soll sich das jetzt ändern.
Weil der Stadt – Groß ist man vor knapp zwei Jahren mit dem Projekt „Lebensqualität Weil der Stadt“ gestartet, wollte Netzwerke knüpfen und Sozialräume stärken, wie der Projektleiter Dietmar Becker damals betonte. Über eine Internetplattform sollten die Bürger der Keplerstadt schnellen und einfachen Zugriff auf die Angebote der örtlichen Händler und Dienstleister bekommen. Doch das Projekt kam nicht so richtig in Fahrt. Die Zahl der Betriebe, die mitmachen wollten, blieb überschaubar, ebenso die Buchungen der Kunden übers Netz. Mit einer neuen Homepage, einem neuen Mitarbeiter vor Ort und einem neuen Konzept soll sich das jetzt ändern. Becker und sein Team setzen dabei auch verstärkt auf das Engagement der Weiler Bürger.
An seiner Grundidee will Dietmar Becker, der Geschäftsführer des Sindelfinger Entwicklungszentrums „Gut alt werden“, festhalten. Im Kern gehe es bei dem bundesweit einmaligen Projekt um die Versorgung der Bürger, um die Verfügbarkeit von gewerblichen Dienstleistungen und Waren in der Stadt und der nahen Umgebung, sagt Becker. Aber es gehe auch um bürgerschaftliches Engagement, um Leistungen von Weilern für Mitbürger. „Wir wollen Netzwerke knüpfen und Sozialräume stärken“, so der Projektleiter. So funktioniert die Homepage in der Theorie.
Neue Homepage, neuer Ansprechpartner vor Ort
Und wie sieht es mit der Praxis aus? Das Konzept ist recht simpel. Lokale Dienstleister, Händler und Sozialeinrichtungen präsentieren sich auf einer zentralen Plattform im Internet. Mit wenigen Mausklicks erhalten die Kunden einen Überblick über die Angebote in ihrer Stadt, können schnell und bequem eine Dienstleistung buchen und finden Ansprechpartner und Kontaktdaten. Diesen Service gibt es bereits seit einem guten Jahr (wir berichteten).
Inzwischen setzt Dietmar Becker auch auf das bürgerschaftliche Engagement. „Das ist in Weil der Stadt sehr groß“, weiß der Projektleiter, und der Bürgermeister Thilo Schreiber nickt. Der Babysitterservice der Elterninitiative, die Hausaufgabenhilfe der Bürgeraktion Miteinander Füreinander oder der Einkaufsservice der Emil-Haag-Begegnungsstätte seien nur drei von vielen Beispielen, die den häufig ehrenamtlichen Einsatz der Weiler Bürger für ihre Mitmenschen widerspiegele. Becker geht es um Synergieeffekte. Er will bereits in der Stadt vorhandene Strukturen nutzen, Leistungen miteinander verbinden und neue Angebote schaffen. „All das finden die Menschen dann auf unserer Homepage“, erklärt er. Etwa das Seniorenmobil, ein Angebot des Weiler Seniorenrats. Vor einigen Monaten angelaufen, wurden inzwischen rund 100 Fahrten gemacht. „Etwa ein Drittel wurde über uns gebucht“, sagt der Projektleiter, der noch weitere Ideen wie etwa einen Brötchenlieferservice in der Hinterhand hat. „Wichtig ist, dass wir kleine Schritte machen und die Projekte nacheinander erfolgreich umsetzen.“
Prozesse im Sozialraum dauern ihre Zeit
Dietmar Becker ist bescheiden geworden. Ende 2012 war er mit großen Plänen nach Weil der Stadt gekommen. Mit einer App für Smartphones und Tablets hatte er für das Projekt geworben. Innerhalb von drei Jahren wollte man neue Strukturen schaffen, ein Versorgungsnetz aufbauen, dass den Menschen in der Stadt in Zukunft den Alltag erleichtern sollte. Eben die Lebensqualität steigern. Doch die Resonanz blieb verhalten. Becker führte viele Gespräche. Er versuchte, Dienstleister ins Boot zu holen und den Service an die Kunden zu bringen. Auch der Bürgermeister auf den Zug auf, leistet Schützenhilfe. Schreiber räumt ein, dass er am Anfang durchaus kritisch gewesen sei. Auch wegen der Finanzierung, die derzeit noch unter anderem über Stiftungen und die Uni St. Gallen gesichert ist. Doch Schreiber steht hinter dem Projekt, macht Werbung. „Man muss den Leuten klar machen, dass Lebensqualität keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten ist“, betont Schreiber und warnt vor übereifrigen Schnellschüssen.
Die will auch Dietmar Becker vermeiden. Auch wenn er sich schneller sichtbare Erfolge gewünscht habe, sei er doch zufrieden mit der Entwicklung. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt er. „Allerdings müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass Prozesse in Sozialräumen Zeit benötigen.“ In zwei Jahren läuft die Finanzierung des Pilotprojektes aus. Dann wird sich zeigen, ob sich die neuen Strukturen gefestigt haben und genutzt werden. Und dann ist die Stadt am Zug und muss, sollte sich „Lebensqualität“ durchgesetzt haben, Geld bereitstellen. Etwa für Personal. Schließlich gibt es vor Ort einen Ansprechpartner, mittlerweile gar der dritte. Martin Weweler heißt der 26-jährige Sozialwissenschaftler, der sein Büro an der Wolldecke 4 hat. Er spannt die Netzwerke vor Ort, hilft bei Fragen weiter und vermittelt. Und pflegt die Internetseite www.lebensqualitaet-wds.de, die sich völlig neu präsentiert. Er sei dankbar für Anregungen und Ideen. „Unser Angebot ist erweiterbar“, sagt er. Schließlich gehe es darum, die Lebensqualität der Menschen in Weil der Stadt zu steigern.