Experten vermuten zwei Blindgänger auf dem Areal. Doch der Spatenstich für die Erweiterung ist bald.

Weil der Stadt - Nicht nur schmutzig und schmierig, sondern auch richtig explosiv ist das derzeit größte Bauprojekt von Weil der Stadt. Fast vier Millionen Euro kostet die Erweiterung der Kläranlage, die in diesem Jahr ansteht – ein Projekt, das so manche Dimension sprengt.

 

Jedenfalls das chronisch klamme Stadtsäckel, aus dem diese Kosten gestemmt werden müssen. Ob das allerdings auch ganz wörtlich so kommen wird, das will die Stadt jetzt herausfinden. Eine routinemäßige Anfrage beim Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg habe die Verwaltung gestellt, so hat es die städtische Kämmerei dem Gemeinderat jüngst mitgeteilt.

18 Mal ist die Gegend bombardiert worden

Das Ergebnis: zwischen 1943 und 1945 sei das Würmviadukt der Württembergischen Schwarzwaldbahn insgesamt 18 Mal bombardiert worden, fünf Bomben davon seien nicht explodiert. Zwei dieser Blindgänger könnten daher in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, also dort, wo jetzt die Kläranlage erweitert werden soll.

Für 60 000 Euro hat der Gemeinderat deshalb eine Spezialfirma aus Günzburg beauftragt, die das Gebiet genau untersuchen wird. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass über der Würmbrücke solche Kaliber abgeworfen wurden wie in Sindelfingen aufs Daimlerwerk“, hofft jedenfalls der Kämmerer Ulrich Knoblauch. Denn sollte die Firma tatsächlich einen Blindgänger finden, müsste der Kampfmittelbeseitigungsdienst anrücken – und dann könnte es für die Stadt nochmals richtig teuer werden.

Teuer ist es ohnehin schon. 3,8 Millionen Euro sind für die Erweiterung der Kläranlage eingeplant. 1,6 Millionen schießt das Land dafür zu, den Rest muss die Stadt selbst stemmen. In diesem Jahr läuft die Betriebserlaubnis für die Kläranlage aus, daher sind die Investitionen Pflicht für die Kommune. Zwei neue Belebungs- und ein weiteres Nachklärbecken sind geplant und sollen auf der Wiese neben der aktuell bestehenden Kläranlage im Industriegebiet entstehen.

Ist bis zum Spatenstich alles fertig?

Also dort, wo der Kampfmittelbeseitigungsdienst, der Luftbilder aus dem Zweiten Weltkrieg ausgewertet hat, zwei Blindgänger vermutet. Dort rückt jetzt die Firma Terrasond an, die Bohrungen vornimmt, um das Gebiet zu untersuchen. Außerdem wird später während der Bauarbeiten Fachpersonal anwesend sein.

Der Stadtrat Bernd Laure (Freie Wähler) trägt sich da während der Gemeinderatssitzung allerdings mit einer ganz anderen Sorge. „War da nicht ein Spatenstich geplant?“, will er wissen. „Liegen die Ergebnisse bis dahin vor?“ Der Bürgermeister Thilo Schreiber versucht, in dieser Hinsicht zu beruhigen. „Ich werde die Kämmerei bitten, dass das Gebiet, wo wir Ende März den Spaten setzen, bis dahin untersucht wird“, sagt er unter schmunzelnder Beteiligung der anderen Stadtratskollegen.