Fast 500 Unterschriften haben die Bürgerinitiatoren von „Pro Merklingen“ schon gesammelt.

Weil der Stadt - In den „Großen Wald“ soll es gehen! Als Kind hört Gabriele Vollmer diesen Aufruf oft, viele Schulausflüge hat sie dorthin gemacht. „Das ist immer eine wunderschöne Rundtour“, sagt die gebürtige Merklingerin noch heute. Keine Begeisterung löst es bei ihr daher aus, als sie von den Plänen der Stadt Weil der Stadt hört: Drei Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 230 Metern sollen in diesem Wald errichtet werden.

 

Vorbild Pro Heimsheim

Zeitgleich empört sich auch Christian Waschkeit, ebenfalls in Merklingen wohnhaft, über die Pläne. „Ich war schockiert über die Größe der Anlagen“, erinnert er sich als, als er einen Flyer der Bürgerinitiative „Pro Heimsheim“ aus seinem Briefkasten zieht. Der geplante Standort der Anlagen liegt zwar auf Weiler Stadtgebiet, ist aber nur 700 Meter von Heimsheim entfernt, daher hat sich der Widerstand dort schon früher gebildet. Um zu zeigen, dass es aber auch auf der anderen Seite des Hügels Gegenwind gibt, haben die beiden Merklinger Gabriele Vollmer und Christian Waschkeit „Pro Merklingen“ gegründet. Derzeit sind sie mit etwa zehn festen Mitstreitern dabei, 12 000 Flyer im kompletten Weiler Stadtgebiet zu verteilen. „Wir wollen verhindern, dass die bisher höchsten Windindustrieanlagen Deutschlands im Merklinger Wald gebaut werden“, heißt es in dem Papier.

In Merklingen sind die Flyer schon komplett verteilt, seit diesem Wochenende auch auf Weil der Städter Gemarkung. „Wir wollen veranschaulichen, dass es auch hier viele gibt, die dagegen sind“, erklärt Christian Waschkeit, der als Diplomingenieur bei der Stadt Stuttgart arbeitet.

500 Unterschriften

Bis Anfang August soll die Aktion von „Pro Merklingen“ noch laufen, bisher sind etwa 270 Unterstützer-Unterschriften in die Boxen, die in örtlichen Geschäften stehen, eingeflattert, dazu 210 Online-Unterschriften. Denn Windkraft ist ein Thema, das polarisiert, das merken die Pro-Merklinger. „Vor allem beim Austragen sagen uns die Leute ihre Meinung“, berichtet Gabriele Vollmer. Befürworter und Gegner halten sich dabei die Waage, erzählt die Hauswirtschafterin. „Mir liegt es fern, zu missionieren. Mir geht es um die Infos – von der Stadt kommt da ja wenig.“

Bei einer Wanderung von „Pro Heimsheim“ im April haben sich die Merklinger Bürgerinitiatoren zum ersten Mal getroffen, in einem Merklinger Gasthof danach ihre Zusammenarbeit vereinbart. „Alle Naturschutzverbände haben Bedenken gegen das Projekt“, ärgert sich Christian Waschkeit und verweist auf das Anhörungsverfahren des Stuttgarter Regionalverbands, das den Standort als geeignet ausgewiesen hatte. „Nur das Landratsamt als zuständige Untere Naturschutzbehörde hatte keine Einwände.“ Nur eine der Ungereimtheiten, die dem Architekten aufgefallen ist. Daher beruhigt es ihn auch nicht, wenn Heimsheim und Weil der Stadt jetzt zunächst den Artenschutz untersuchen wollen. „Die Bürgermeister lassen sich da ja vom Landratsamt beraten – also das Amt, das hinsichtlich Artenschutz keinerlei Bedenken hatte“, sagt Waschkeit.