Beim Fest in der schönen Altstadt gibt es eine Taufe, feines Essen und einen Blick in die Zukunft.

Weil der Stadt - Es duftet nach Gulaschsuppe, Kinderlachen und das Klingeln unzähliger Glöckchen und Schmuckanhänger tönt durch die Luft. Der laue Sommerabend tut sein Übriges dazu, dass man sich mitten in eine ungarische Zigeunersiedlung versetzt fühlt. Am Samstag hat die Weiler Narrenzunft zum traditionellen Zigeunerfest in den Spitalhof eingeladen.

 

Zigeunerbaronin Sabine Quessel erklärt: „Die Zigeuner sind die einzige Vereinigung, die unter dem Jahr ihr Häß tragen darf, daher kann ein Fest im Sommer eigentlich nur ein Zigeunerfest sein.“ Auch wenn Zunftmeister Daniel Kadasch betont, dass es sich bei dem Fest um ein gemütliches Beisammensein von Freunden handle, so haben die Macher doch einiges an Programm aufgefahren.

Neu dabei: Pascal, Luca und Sophia

Im Mittelpunkt steht natürlich die Taufe der neuen Mitglieder. Baronin Quessel ist begeistert: „Wir hatten schon lange keine Taufen von jungen Zigeunern mehr, deswegen freuen wir uns dieses Jahr besonders, dass es drei Taufen geben wird.“ Pascal, Luca und Sophia – die Jüngste gerade Mal anderthalb Jahre alt – werden in Waschzubern aufs Gelände getragen, unter dem Getöse und Gejohle des Publikums werden sie mit Hilfe einer Klobürste feierlich in den Kreis der Narren aufgenommen. Ein bisschen skeptisch gucken alle drei danach, aber sobald die Tanzfläche wieder freigegeben ist, scheint alles vergessen. Richtige Narren lassen sich einfach durch nichts vom Feiern abhalten.

Schon immer dabei: Helene

Die älteste Zigeunerdame dagegen ist bereits jenseits der 80. Fast schon majestätisch residiert Helene an ihrem Biertisch und sinniert über vergangene Zeiten. „Damals haben wir für die Umzüge noch Fasnachtsküchle von drei Kilo Mehl ausgebacken“, berichtet sie. Mit 80 ist sie ihren letzten Umzug gelaufen, nun lässt sie es ruhiger angehen, aber das jährliche Zigeunerfest bleibt auch in ihrem Terminkalender ein Pflichttermin.

Mit dem Fortschreiten des Abends wird auch die Stimmung im Spitalhof immer mystischer: Das Feuer unter dem Suppenkessel lodert, Kinder backen Stockbrot und bunte Lichterketten beleuchten die farbenfrohen Zigeuner, wie sie durch die Reihen wuseln und nach dem Rechten sehen. Vorne auf der Bühne geben „Die jungen Kracherl Buam“ alles und heizen die Stimmung mit einer Mischung aus folkloristischer und moderner Musik an. Wer sich traut, kann sich in diesem Jahr entweder die Zukunft aus der Hand lesen lassen oder sich von Steffi, der Wahrsagerin mit dem irdischen Namen, die Karten legen lassen. Tief konzentriert mischt sie Karten und breitet sie auf dem Tisch aus. Karte für Karte wird mit großen Worten umgedreht und ihre Bedeutung erklärt. Meine Zukunft sieht übrigens ganz großartig aus: Ich werde eine Immobilie erwerben! Schauen wir mal, ob Steffi recht hat . . .