Wie sehr die Weil der Städter zusammenrücken, merkt die Weil der Städter Wirtin Cornelia Czernek jetzt in der Krise.

Weil Stadt - Ein wenig schlucken muss Cornelia Czernek schon. Fast 4000 Euro an Spenden sind auf einer Internetplattform zusammengekommen. Die Aktion heißt „Rettet den Baum“, und es geht in diesem Fall nicht um Naturschutz. Cornelia Czernek führt den „Gasthof zum Baum“ in der Weil der Städter Altstadt. Und der muss, wie alle Gastronomiebetriebe, zurzeit geschlossen bleiben.

 

Der Betrieb ist Czerneks Lebensgrundlage, und die fehlt ihr momentan. Sie hat schon mal grob überschlagen: Bis Juni würde sie durchhalten. „Aber dann bekomme ich richtig Probleme, wenn ich dann nicht aufmachen darf“, sagt sie.

Ihr Sohn Benjamin kam deshalb auf die ungewöhnliche Idee mit der Spendenaktion. Mama, habe er gesagt, es gibt doch so viele Menschen, die Dir was gutes tun wollen.

Das stimmt. Seit Tagen schon klingelt das Telefon von Cornelia Czernek, auch das Mailpostfach ist voll. Als die Verordnung zur Schließung der Gaststätten kam, hatte sie zufälligerweise zwei Wochen Urlaub geplant. Dass sie danach nicht mehr aufmachen durfte, war natürlich ein Schlag. „Ich fand es aber richtig“, sagt die Baum-Wirtin, von Haus aus ohnehin Optimistin. Dass es einen gefährlichen Virus einzudämmen gilt, versteht sie.

Viele Weil der Städter rufen an und schicken Mails

Und dennoch: Die Gaststätte ist Lebensgrundlage der 60-Jährigen. Vor sieben Jahren hat sie den Baum übernommen, damals noch zusammen mit ihrem Mann, der inzwischen verstorben ist. „So viele Möglichkeiten habe ich in meinem Alter nicht mehr, einen neuen Job zu bekommen“, sagt die gelernte Hotelkauffrau. Das will sie auch gar nicht, sie will im Baum bleiben. Und die Weil der Städter wollen das auch – das haben sie in den vielen Mails und Anrufen deutlich gemacht.

Für Cornelia Czernek ist das eine Welle der Solidarität, die sie nie erwartet hätte. „Wie mich hier alle unterstützen, haut mich um“, sagt sie. Das ist der positive Aspekt an der Krise, denn Czernek hat es sicherlich geahnt. Aber jetzt hat sie es schwarz auf weiß. „Ich weiß, dass ich meinen Job gut gemacht habe“, sagt sie.

Nur: Warme Worte allein helfen wenig. Ihre Kinder mussten sie erst überreden zu der Sache mit der Spendenaktion. Der Sohn Benjamin richtete die Internetseite ein, die Töchter Miriam und Tamara verbreiteten die Botschaft in der örtlichen Facebook-Gruppe. Seit sieben Tagen ist die Aktion „Rettet den Baum“ jetzt online. Und der Spendenstand, wie gesagt, ist höchst ordentlich.

„Ich bin wirklich überrascht“, sagt Cornelia Czernek. Klar, man könnte einen Geldschein über den Tresen reichen, aber das wäre etwas unangenehm – für die Wirtin und den Spender. „Man spürt, die Leute würden einem gern was geben, über die Plattform ist das ideal“, stellt sie fest, immer noch etwas unangenehm berührt, dass es soweit kommen musste.

Nur rumsitzen wird Cornelia Czernek nicht

Aber es ist ja nicht aufgrund ihres Verschuldens. Cornelia Czernek kocht schwäbisch gut, der Baum ist immer voll, es kommen viele Stammtische und Stammgäste. Normalerweise. Nur rumsitzen wird Czernek nicht, auch nicht, solange sie niemanden bewirten darf. Seit Montag bietet auch sie – wie die meisten ihrer Kollegen – Speisen zum Mitnehmen an. Die Resonanz ist gut. „Ich bin ausverkauft“, berichtete Czernek nach dem ersten Baum-to-go-Tag. Parallel arbeitet sie an den Vorbereitungen des Osterfestes. Dass auch an diesem großen Familienfest, an dem viele normalerweise in großer Gruppe essen gehen, die Gasthöfe geschlossen bleiben müssen, schlägt das Loch in de Kasse noch mal tiefer. Deshalb gibt es im Baum, und nicht nur hier, ein Menü zum Mitnehmen.

Die fehlenden Einnahmen kann das freilich nicht ausgleichen. Neben dem täglichen Betrieb fehlen die Feste und Feierlichkeiten, die Kegel-Abende und die Gäste in den Fremdenzimmern. Für zehn Mitarbeiter ist der Baum Existenzgrundlage oder ein wichtiges Zubrot. „Wir brauchen ein durchgängig brummendes Geschäft, um über die Runden zu kommen und Rücklagen zu bilden“, sagt die Chefin.

Sie glaubt aber fest daran: Irgendwann gibt es eine große Wiedereröffnungs-Sause für alle Spender.