Kirsten und Harald Müller stellen in ihrer Imkerei auch Bienenwachskerzen her.

Weil der Stadt - Ein Engelchen, ein kleiner Mops, ein witziger Elch, ein geschmückter Tannenbaum: Wenn es um Kerzenmotive geht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt – solange man die passende Form hat. Das gilt genauso für Bienenwachskerzen. Kirsten Müller aus Merklingen betreibt zusammen mit ihrem Mann Harald Müller nebenberuflich eine Imkerei an der Grenze zwischen Malmsheim und Weil der Stadt. Außer Honig produzieren die beiden dort unter anderem auch Kerzen. Und die haben jetzt zur Adventszeit natürlich Hochsaison.

 

„Mein Mann hat das Interesse für die Imkerei schon mit zwölf Jahren für sich entdeckt“, berichtet Kirsten Müller. Von seinem Konfirmationsgeld kaufte er sich seine erste eigene „Bienenwohnung“ – so heißen die Kästen, in denen sich die Bienenvölker und die Rahmen für die Honigwaben befinden. Dieses Hobby behielt er bei. Mitte der Neunziger errichteten er und seine Frau die Imkerei auf dem Grundstück bei Malmsheim.

Im Herbst und Winter, wenn die Bienenvölker nicht aktiv sind, widmen sich Kirsten Müller und ihr Mann vor allem der Arbeit im Hintergrund und füllen zum Beispiel den Honig ab. Kirsten Müller steckt in dieser Zeit auch viel Zeit in die Herstellung ihrer Kerzen. Dafür holt sie aus dem Lager einen großen Block aus festem Kerzenwachs, bricht es in kleinere Stücke und schmilzt sie – ganz einfach in einem Topf auf dem Herd. „Wichtig ist, dass es Edelstahl ist“, erklärt sie. Andere Materialien können das Wachs verfärben. Danach füllt sie das flüssige Wachs in eine der vielen Gussformen. „Mittlerweile habe ich weit über 100.“ Und alle sind sie selbst gemacht.

Nahezu jedes Motiv ist geeignet

Dank weichem Silicon-Kautschuk kann Müller nahezu jedes Motiv – ein Herz aus Holz, ein Tier aus Keramik oder Porzellan – in eine Kerzenform verwandeln. „Ganz am Anfang kannte ich das noch gar nicht – damals hatte man ja noch kein Internet, wo man so etwas hätte nachlesen können. Im Gespräch mit anderen Imkern habe ich von diesem Material erfahren und wo man es herbekommt.“ Seither stellt sie ihre Gussformen fast komplett selbst her. Ihre erste Form war ein kleiner Elch, den sie heute noch als Kerze verkauft. Gleichzeitig hat sie natürlich auch „klassische“ Gussformen für typische Baumkerzen, traditionelles Kerzenziehen gehört bei ihr ebenso dazu.

Vielleicht sind jemandem beim Kauf von Naturkerzen schon mal kleine Bläschen auf der Oberfläche aufgefallen oder eine streifenförmige Musterung an manchen Stellen. Das hat nichts mit der Qualität des Wachses oder der Kerze zu tun, erklärt Kirsten Müller. Die Bläschen entstehen, wenn das Wachs beim Einfüllen in die Form zu heiß war. Ist es noch nicht heiß genug, entstehen die Streifen. Ein weiteres faszinierendes Detail: Die Kerzen von Kirsten Müller sind reine Naturprodukte und bestehen ausschließlich aus reinem Bienenwachs. Das heißt: „Die könnte man sogar essen“, sagt sie und lacht. Nur bei den bemalten Exemplaren sollte man das lieber nicht versuchen.

wie gewinnt man das Bienenwachs?

Aber wie gewinnt man das Bienenwachs überhaupt? Dafür holen die Müllers die Rahmen mit dem fertigen Honig zunächst aus den Magazinen der Bienenwohnungen. Dass der Honig fertig ist, erkennt man gut an dem auffälligen Wachsdeckel darauf, erklärt Kirsten Müller. Die Bienen umgeben den fertigen Honig nämlich mit einer dünnen Wachsschicht – in der Natur dient sie dem Schutz des Honigs.

Die Holzrähmchen mit den Honigwaben kommen in die Honigschleuder, in der der Honig von den Waben getrennt wird. Vorher wird die Wachsschicht natürlich noch entfernt – in Handarbeit. Wer jetzt aber denkt, dass aus dieser Wachsschicht hinterher die Kerzen werden, der irrt sich. Für die Kerzenproduktion verwenden die Müllers ausschließlich „ausgediente“ Waben. Die bestehen nämlich auch aus Wachs. Haben die Waben in den Rahmen eine sehr unebene Struktur, nehmen die Müllers sie aus dem Rahmen heraus und setzen stattdessen eine neue Mittelwand ein, an die die Bienen wieder neu anbauen können. Das „jungfräuliche“ Wachs aus der genannten Schutzschicht wird allein für diese neuen Mittelwände verwendet. Die ausgedienten Waben werden extra gesammelt und eingeschmolzen, das Wachs wird in Eimer abgefüllt, wo es abkühlt. Die dann festen Blöcke können später wieder eingeschmolzen und verarbeitet werden.

Das bedeutet vor allem: Nicht aus jedem Rahmen lässt sich letztlich Kerzenwachs gewinnen. Und das Wachs aus einem einzelnen kleinen Rahmen hat ein Gewicht von rund 150 bis 160 Gramm. Das entspricht ungefähr zehn Teelichtern. „Daran sieht man gut, wie lange es bei nur wenigen Bienenvölkern dauern kann, bis man als Imker in die Kerzenproduktion einsteigen kann.“ Doch Aufwand hin oder her: Kirsten Müller und ihr Mann machen die Arbeit mit viel Herzblut. „Für mich ist das eigentlich gar keine Arbeit“, verrät Kirsten Müller. „Ich mache das unglaublich gerne. Das ist etwas, das ich mit Liebe tue.“

Kerzenverkauf

Kirsten Müller verkauft ihre Kerzen direkt an der Haustür (Bleichstraße 31 in Weil der Stadt) und auf diversen Weihnachtsmärkten: Nach dem Weiler Winterzauber ist sie das nächste Mal am Samstag, 15. Dezember, beim Merklinger, und am 16. Dezember beim Heimsheimer Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten.