Am heutigen Freitag wird es offiziell verkündet: Das Land hält die Verbindung zwischen Calw und Renningen für wirtschaftlich und gibt ihren Segen. Schon im Dezember könnte Baustart sein. Die Kritiker halten sich bedeckt.

Weil der Stadt/Renningen - Der grüne Landtagsabgeordnete Bernd Murschel verkündet es als Erster. „Das Verkehrsministerium bestätigt die Wirtschaftlichkeit der Hermann-Hesse-Bahn“, erklärt er am Donnerstagmittag. Und nimmt damit die offiziellen Statements vorweg, die erst für den heutigen Freitag geplant sind. Es ist die Nachricht, die die Anhänger eines Zuges zwischen Calw und Renningen seit zwei Jahren ersehnen und die Kritiker befürchtet haben. Nun steht zwar noch ein zweiter „Stresstest“ aus, ob sich Hesse-Bahn und S 6 vertragen, doch im Calwer Landratsamt laufen die Planungen an.

 

Im Kern ging es immer um zwei Fragen: Soll der Dieselzug bis Weil der Stadt fahren oder bis nach Renningen? Und wird die S-Bahn dadurch gestört? In dem Schreiben des Verkehrsministeriums ist die erste Frage klar beantwortet: Nur wenn der Zug bis Renningen fährt, ist er wirtschaftlich. Der sogenannte Kosten-Nutzen-Faktor liegt bei 1,2 – der Wert muss größer als eins sein, damit es Fördergelder gibt.

Intensive Prüfung

Das Ministerium hat sich lange Zeit gelassen mit seiner Antwort. „Wir mussten sehr sorgfältig prüfen“, erklärt der Sprecher Edgar Neumann. Zumal man sich in Stuttgart mit einem Gegengutachten des Instituts VWI auseinandersetzen musste, das die Kritiker aus Weil der Stadt und Renningen beauftragt haben. Zum Ärger des Calwer Landratsamtes und auf Druck der Kritiker wurde das VWI-Gutachten gründlich untersucht. Aber auch die darin geweckten Zweifel zerstreut das Ministerium – und bescheinigt der VWI, zu wenig Daten für ein Urteil zu haben.

Offiziell will sich noch niemand äußern. Im Calwer Landratsamt hält man sich bedeckt, aber dass die Freude groß ist über den positiven Bescheid, ist ein offenes Geheimnis. Intern spricht man von einem „Meilenstein“. Die Planungen für den nötigen Tunnel und zweispurigen Ausbau bei Ostelsheim, für eine Brücke bei Calw und bei Weil der Stadt über die B 295 sind abgeschlossen, für das Endgleis in Renningen stehen sie noch aus.

Was tun die Kritiker?

Die Bürgermeister von Weil der Stadt und Renningen wollen sich erst äußern, wenn sie eine schriftliche Auskunft haben. Für den Regionalverband sagt der Verkehrsdirektor Jürgen Wurmthaler: „Es gibt noch Luft für Verbesserungen, was den Takt angeht.“ Sprich: man könnte den Betrieb von Hesse-Bahn und S 6 entzerren, ohne dass das Projekt unwirtschaftlich wird. Wurmthaler betont, dass der Stresstest für die Region wichtig sei. Er erklärt aber auch: „Selbst wenn es zu Problemen im Netz kommt – auch im Konfliktfall kann Calw die Züge bestellen, wenn die Bahn die Grundanforderungen der Bahn erfüllt.“