Ein 44-Jähriger löst am Donnerstagabend in Weil der Stadt einen Großeinsatz der Polizei aus.

Weil der Stadt - Sie kommen eigentlich, um zu helfen. Am späten Donnerstagabend aber kommt es anders: Rettungssanitäter versorgen einen bewusstlosen Mann. Während der Behandlung wacht er auf, und hat plötzlich ein Messer in der Hand. Das löst einen Großeinsatz der Polizei aus, am Ende sitzt der Mann nicht im Krankenhaus, sondern in einer Gewahrsamszelle der Leonberger Polizei.

 

Wie diese nun mitteilt, beginnt der Abend damit, dass eine 42-Jährige gegen 23.45 Uhr heimkommt und sieht, wie ihr 44-jähriger Freund auf dem Boden liegt – bewusstlos. Umgehend alarmiert die Frau den Rettungsdienst. Ein Notarzt und Rettungssanitäter eilen nach Weil der Stadt, bringen ihn in den Rettungswagen und versorgen ihn. So weit, so alltäglich.

Aber dann kommt der 44-Jährige zu sich, wird aggressiv, will sich nicht helfen lassen. „Stattdessen floh er mit einem Messer, das er möglicherweise schon bei sich hatte, wieder zurück in seine Wohnung“, berichtet eine Sprecherin der Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Die Rettungssanitäter rufen daraufhin die Polizei. Gleich mehrere Streifenwagenbesatzungen aus Leonberg und aus den umliegenden Revieren machen sich auf den Weg nach Weil der Stadt.

Unschöne Ausdrücken gegen Rettungskräfte nehmen zu

Immer wieder berichten Mitarbeiter des Rettungsdienstes, dass Patienten zunehmend aggressiv verhalten. „Körperliche Angriffe auf Rettungskräfte sind aber zum Glück Einzelfälle“, sagt Udo Bangerter, der Pressesprecher des Roten Kreuzes (DRK) Baden-Württemberg. „Unsere Mitarbeiter berichten uns aber immer wieder, dass der Respekt abnimmt.“ Rettungswägen würden während des Einsatzes ungefragt umgeparkt oder Rettungskräfte würden mit unschönen Ausdrücken beschimpft. „Dass sich jemand beschwert, dass der Rettungsdienst erst nach zehn Minuten kommt – das hätte es vor zehn Jahren noch nicht gegeben“, mutmaßt Bangerter.

Aggressiv seien Patienten vor allem dann, wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind. „Dann werden sie schon mal handgreiflich, etwa, wenn sie nicht behandelt werden wollen“, sagt Bangerter. Der DRK-Sprecher bestätigt, dass der Weil der Städter Fall vom Donnerstagabend typisch sei.

Dass Patienten allerdings ein Messer zücken, das komme nicht häufig vor. In Weil der Stadt muss deshalb die Polizei eingreifen. Die Beamten umstellen das Gebäude. Wie die Polizei mitteilt, ist es die Freundin des Täters, die die Wohnung über die Terrassentür verlässt. Durch diese Türe können folglich die Polizisten in die Wohnung. Dort treffen sie auf den Mann, der sie mit einem Springmesser in der Hand empfängt. „Auf Ansprache ließ er das Messer fallen und wir konnten ihn festnehmen“, sagt die Polizeisprecherin.

Patient muss in die Zelle des Polizeireviers Leonberg

Der Notarzt untersucht den Patienten, bevor ihn die Rettungssanitäter endlich ins Krankenhaus bringen können, wo ihn die Ärzte weiter untersuchen – in Polizeibegleitung. Nach der ambulanten Behandlung im Krankenhaus endet die Nacht für den 44-Jährige in der Zelle des Polizeireviers Leonberg. All die Messer und Schwerter, die die Polizisten in der Wohnung finden, beschlagnahmen sie.

Man habe in der Vergangenheit schon versucht, statistisch zu ermitteln, wie häufig Rettungskräfte angegriffen werden, sagt DRK-Sprecher Udo Bangerter. „Das ist aber ganz schön schwierig, auch weil es so selten ist – zum Glück.“ Deeskalation sei aber Teil der dreijährigen Ausbildung zum Rettungssanitäter.