Mit elf Minuten Verspätung ist die Fasnet eröffnet. Denn der neue Dienstwagen der Zunft hat einige Macken.

Weil der Stadt - Ein Glück, dass die Weil der Städter auf ihr Auto zurückgreifen können! Mit Blick zum graufahlen, tränentriefenden Himmel mag dem einen oder anderen die Lust vergehen, das gemütliche Haus zu verlassen. Dabei hat doch die Stunde geschlagen, die die Trübsal aus- und den Sinn des Leben einbläst. „Der 11.11. isch für uns die Auferstehung und der narrete Beginn / endlich macht das Leba wieder Sinn“, verheißt jedenfalls der Mann, der von diesem Datum an wieder zum wichtigsten Weil der Städter mutiert: Daniel Kadasch, Zunftmeister, Weisheitsprediger – und Autonarr.

 

Und als solcher hat er am Freitag seinen blauen Schlitten gewählt, um zur Fasnets-Eröffnung zu düsen. Wobei er dabei nicht viel Auswahl hatte, wie er eingestehen muss. „Groß und breit stand’s in jeder Zeitung und in jedem Blatt, / dass d’r Schultes keinen Dienst-Audi mehr hat“, verkündet Daniel Kadasch.

Klar, dass die alte, von Thilo Schreiber aussortierte Kiste im Spitl-Schuppen der Narrenzunft gelandet ist, die am Freitag damit gleich ihren ersten dienstlichen Termin der neuen Saison wahrnimmt. Mit den obligatorischen 11 Minuten Verspätung kündigt die Augustiner Brass-Band die Staatskarosse an, die pünktlich um 11.22 Uhr mit dem 7er-Rat im Gepäck auf dem Marktplatz vorfährt, denselben in Beschlag nimmt und die Herrschaft der fünften Jahreszeit mit der Zunftfahne markiert.

Zu Fuß oder per Hesse-Bahn?

Und Thilo Schreiber? Kommt er zu Fuß? Oder spekuliert er schon auf die Hesse-Bahn, wie der Zunft-Daniel vermutet. „Der Sinn dahinter, der ist klar: D’r Bauhof will a neue Kehrmaschin, no muss ma halt einspara am Schultes sei Benzin“, hat Daniel Kadasch jedenfalls recherchiert. Und für die Fasnet bleibt so künftig vielleicht auch ein bissle mehr Geld übrig?

Mit den sieben Herren vom 7er-Rat hat nämlich mittlerweile auch der Rest der Weiler Narrengemeinde auf den Marktplatz gefunden, bestens verpflegt mit dem Apfelkuchen-Katerfrühstück der Spicklingsweiber, der guten Laune der gar nicht gruseligen Clowns und der sauren, aber flüssigen Marille der Zigeuner. Alle anderen Gruppen müssen nämlich noch bis zum 6. Januar in ihren Löchern verharren, denn erst dann dürfen die Masken der schwäbisch-alemanischen Fasnet ans Tageslicht. „Na ja“, sagt Zigeunerchefin Sabine Quessel und schmunzelt. „Insgeheim sind die Masken vielleicht schon ein bisschen neidisch auf uns.“

Gelacht und gefeiert wurde im Auto

Einstweilen steht ja Schreibers Dienstwagen zum Umherschwirren bereit – und für den haben die Narren damit um so mehr Zeit. Und was sie da entdeckt haben! „Das Auto gleicht einem Ruheraum / in dem hat unsere Verwaltung stets gehabt einen süßen Traum“, erzählt ihr oberster Sprecher Daniel Kadasch. Gelacht und gefeiert wurde in dem Auto, in einem schlimmen Zustand befindet es sich jetzt. „Die Kupplung schleift, Batterie hat keinen Saft, / so wie die Stadt hat auch die Brems’ koi Kraft“, zitiert Daniel Kadasch den Werkstattbericht.

Nur das Navi tut noch: „Diese Frauenstimme kennen wir vom Rathaus gut / es isch die Widmaiers Susi, die den Weg ansagen tut.“ Und der Kofferraum-Deckel bewegt sich auch noch, ein Glück, denn hier steht Weils wichtigste Kiste drin, die Narrelade, auf die alle Blicke gerichtet sind. Denn jetzt entspringt ihr das kleine Hexle Patrick Beyerle (5), damit ist die Fasnet endgültig eröffnet. Und Patrick hat sich eine Belohnung verdient. „Pfannkuchen“, sagt er. AHA!