Das Netzwerk „Coaching 4 Future“ stellt sich vor und bietet den Schülern wissenschaftliche Einblicke.

Weil der Stadt - Die vier Mädchen sitzen in der Mitte des Raums, jeder zu den Knien der anderen, sodass sie ein Rechteck bilden. Sie kichern, die Augen gespannt und vielleicht auch etwas ängstlich geweitet. Jede soll sich nun mit dem Rücken auf den Schoß der anderen legen. Gleich ist es so weit: Die Mitschüler dürfen den Mädchen die Stühle unter den Füßen wegziehen. Die Spannung steigt. „Ich hab Angst!“, flüstert eine der Schülerinnen. Und dann: Die Stühle werden weggezogen – und die Menschenpyramide steht. Staunen macht sich unter den Schülern der zwölften Klasse breit. „Die menschliche Pyramide funktioniert, weil das Gewicht gleichmäßig auf die Vier verteilt wird.“, erklärt eine der zwei Referentinnen, Susanne Fries.

 

Zusammen mit Cathrin Brinkmann stellt sie heute das Bildungsnetzwerk „Coaching 4 Future“ und die berufliche Zukunft in den „MINT“-Bereichen vor. Das steht für Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Durch die Veranstaltungen möchte das Team dem Fachkräftemangel entgegenwirken und vor allem jungen Talenten und Interessierten die zahlreichen Möglichkeiten in den wissenschaftlichen Bereichen aufzeigen.

„Ich weiß noch nicht genau, was jetzt vorgestellt wird“, sagt Philipp Neumann, einer der zahlreichen Schüler, die an der Veranstaltung teilnehmen. „Wir lassen uns einfach mal inspirieren“, meint der 18-Jährige.

Und schon geht es los: Die Schüler dürfen zwei von sechs Themen auswählen, über die sie mehr hören möchten. Gewonnen haben „Arbeiten“ und „Unterhalten“. In einem kleinen Clip zeigen die zwei Akademikerinnen, wie die Zukunft etwa bei der Arbeit aussehen könnte. Mit der Bionik könnten Arbeiter, die schwer tragen müssen, von einer „Exo-Hand“ unterstützt werden. Diese Technik kann auch bei Menschen verwendet werden, die einen Schlaganfall erlitten haben und das Greifen neu lernen müssen. „Wie Iron Man . . .“, flüstert einer der Jungen seinem Mitschüler zu. Unrecht hat er da nicht – und die Exo-Hand ist erst der Anfang. „Inzwischen gibt es auch Ganzkörperskelette, die getragen werden können“, erzählt Cathrin Brinkmann, die Biologie studiert hat.

Bei dem zweiten Thema wird es sogar noch spannender. Mithilfe einer Zungenbrille, im Englischen Brain Port genannt, ist es Blinden möglich, zu sehen. Das Gerät wandelt Bilder in elektrische Impulse um, die über die Zunge an das Gehirn gesendet werden. Anhand eines kleinen Beispielfilms sehen die Schüler den Blinden Erik, der anhand der Zungenbrille mit seiner Tochter Ball spielen kann und es sogar nach knapp zwei Jahren Training schafft, klettern zu gehen.

Die Schüler sollen nicht nur darüber informiert werden, was es alles schon gibt: Nach den zwei Rubriken werden Berufe und Ausbildungen vorgestellt, durch die man etwa bei der Entwicklung einer Zungenbrille mitwirken kann. Optiker, Informatiker und sogar Produkttechniker finden sich unter den Berufsangeboten zu den außergewöhnlichen Projekten.

Zum Schluss stellen Cathrin Brinkmann und Susanne Fries die Online-Plattform von „Coaching 4 Future“ vor. „Es gibt eine Karrierenavigation, wo jeder einen Test machen kann, um zu schauen, wo seine Interessen liegen und welcher Beruf dazu passt“, erklärt Susanne Fries und rät jedem Schüler, ihn auszuprobieren. Philipp Neumann findet den Vortrag interessant. „Wir haben auf jeden Fall ein paar neue Eindrücke gewonnen. Ein paar der vorgestellten Sachen kannte ich ja schon, aber das war trotzdem cool.“ Den Karrieretest braucht er nicht machen, im Gegensatz zu ein paar anderen unschlüssigen Schülern, die sich nach dem Vortrag bei den zwei Frauen informieren,. Er weiß schon genau, wohin sein Weg ihn führt – „in die Luft und Raumfahrttechnik“. Aber das ist ja mindestens genauso interessant wie eine Zungenbrille.