Der Chor der Manufaktur singt berührend von Liebeslust und Herzeleid. „Das tanzende Herz – durch die Zeiten“ lautete das Motto der musikalisch-literarischen Soiree zum Thema „Liebe“ unter der Leitung von Uta Gregor John im voll besetzten Klösterle.

Weil der Stadt - Liebe – gibt es die noch? Die ganz großen Gefühle, Herzrasen, Händezittern. Dass Lieder zu diesem uralten Thema auch in Zeiten von Speed-Dating und demonstrativer Coolness noch die Herzen berühren, beweist der Chor der Manufaktur unter der Leitung von Uta Gregor John im voll besetzten Klösterle.

 

„Das tanzende Herz – durch die Zeiten“ ist das Motto der musikalisch-literarischen Soiree zum Thema „Liebe“. Eine tour d’horizon durch die Jahrhunderte, die alles versammelt, was Rang und Namen hat: von Walther von der Vogelweide über Goethe, Mozart, Elvis Presley, Bert Brecht, Abba, Leonard Cohen bis zu den Beatles.

Den Auftakt macht ein Lied aus dem 20. Jahrhundert: „Doch, wenn Du und ich“,, bevor Minnelieder aus dem 13. Jahrhundert eine idealisierte Frau besingen, die in kostbaren Klosterhandschriften überliefert sind. „Swem ist mit edlem Sange wol“ ist ein fröhliches Lied, das schwungvoll mit Cajon begleitet wird. „Kume, kum, geselle min“ dagegen eher melancholisch, enthält aber ein Solo, das Waltraud Schubert-Freitag mit glockenhellem Sopran strahlend interpretiert. Das dritte Minnelied „Dienet ane lon“ ist wiederum sehr rhythmisch.

Abwechselnd Lieder und Rezitationen

Die Chorlieder wechseln ab mit literarischen Rezitationen von Traute Badjon, die mit einer inspirierten Textauswahl den roten Faden der Veranstaltung aufgreift: Liebeslust und Herzeleid. Walther von der Vogelweides Gedicht „Unter der Linde“ erzählt von einer Liebesnacht auf einem „Bett von Blumen“ – aber das darf natürlich niemand erfahren. Auch Goethes „Werther“, der Prototyp des glücklos Schmachtenden, kommt zu Wort: himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt – denn Lotte ist schon „Eigentum eines anderen“. Bekanntlich endet die Liebesgeschichte tragisch: „Morgens um sechse findet der Bediente seinen Herrn an der Erde, die Pistole und Blut.“ Er ist gestiefelt und wie immer im blauen Frack mit gelber Weste – und das nun einsetzende „Werther-Fieber“ ist der erste Fan-Kult der Neuzeit.

Der Chor findet aber nach der Tragödie rasch wieder zum launigen Spiel der Geschlechter mit Mozarts „V’amo di core“ und glänzt mit Eleganz und Harmonie. Bei Goethes volksliedhafter Ballade „Sah ein Knab’ ein Röslein“ darf dann das Publikum den Refrain sogar mitsingen.

Mit einem Sprung ins 20. Jahrhundert amüsiert der Chor mit Swing aus den zwanziger Jahren: „Du passt so gut zu mir“ - eben wie „Zucker zum Kaffee“ oder „wie eine Sternennacht“ zur Liebesträumerei. Der Frauenprojektchor unter der Leitung von Tijana Veljic präsentiert das lyrische „The Rose“ von Amanda Mc Broom einfühlsam interpretiert. Peter Heck gibt den schmachtenden Elvis mit „Love me tender,“ begleitet von Peter Gassert auf der Gitarre. Witzig ist das Duo aus Traute Badjon und Waltraud Schubert-Freitag, die „Dat Du min Leevsten büst“ sowohl auf Plattdütsch wie auf Schwäbisch vortragen.

Da wird so manche Träne im Publikum verdrückt

Nach der Pause werden berühmte Schlagzeilen der Liebeslyrik zitiert: „Ja, ja, die Liebe..“, „Liebe macht blind“, „Kann denn Liebe Sünde sein?“ oder Heinz Rühmanns Klassiker: „Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n. . .“ Der Projektchor singt „May it be“ poetisch zart und melancholisch. In den Gedichten von Bert Brecht, Ulrich Schaffer und Erich Fried wird die Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit von Liebe thematisiert. „Ströme von Tränen“ wie bei Werther fließen nicht im Publikum, aber eine Besucherin gesteht durchaus, eine kleine Träne verdrückt zu haben.

„Here comes the sun“ und „A hard day’s night“ von den Beatles zeigen, dass der Chor nicht nur lyrische Stimmungen drauf hat, sondern auch rhythmischen Beat.

Das inspirierte Zusammenspiel von Musik, literarischen Texten, diverser Stilrichtungen machen den Abend „stimmig und rund“, wie eine Besucherin zufrieden vermerkt. Nach dem zart schwebenden Chanson „Aujourd’hui je chanterai“ folgt Leonard Cohens Ballade „Hallelujah“ – und das beglückte Publikum geht heiter-beschwingt unter dem blühenden Lindenbaum in den blauen Sommerabend.