Kandidaten zur Wahl des Kirchenparlaments stellen sich der Öffentlichkeit.

Weil der Stadt - Die rund 1,8 Millionen Mitglieder der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wählen am 1. Dezember neue Kirchengemeinderäte sowie das Kirchenparlament, die sogenannte Landessynode. Jetzt standen die fünf Synodalkandidaten der zu einem Wahlkreis zusammengefassten Kirchenbezirke Leonberg und Ditzingen den rund 50 Zuhörern im evangelischen Gemeindehaus in Weil der Stadt Rede und Antwort.

 

Anders als in einem politischen Parlament gibt es im Kirchenparlament der württembergischen Landeskirche, das derzeit aus 98 Mitgliedern besteht, keine Parteien. Stattdessen schließen sich die Abgeordneten in Gesprächskreisen zusammen, die ihrer kirchenpolitischen Orientierung entsprechen.

Größere Außenwirkung

Den Anfang der Vorstellungsrunde machte am Montagabend die Heimsheimerin Angelika Klingel, die für den Gesprächskreis „Offene Kirche“ kandidiert. Die 58-Jährige betonte, sich vor allem für sozial benachteiligte Menschen einzusetzen. Klingel, die seit 13 Jahren Geschäftsführerin der Evangelischen Müttergenesung in Württemberg und bereits Mitglied der aktuellen Synode ist, macht sich dafür stark, dass die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel der Landeskirche auch wirklich bei den Gemeinden ankommen. „Kirche“, sagt Klingel, „darf keine Thermoskanne sein, in der alles in sich geschlossen bleibt.“ Sie plädiert deshalb dafür, dass die Kirche stärker nach außen wirkt. Für die Mutter zweier Kinder sind zentrale Themen Einsatz für den Frieden, die Bewahrung der Schöpfung und die Solidarität mit Benachteiligten.

Der Ditzinger Pfarrer Burkhard Frauer betont die Bedeutung der ehrenamtlichen Seelsorge, mit der er sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Kirche, sagt der 56-Jährige, sei ein Ort der Begegnung, zunächst mit sich selbst, aber auch anderen Menschen mit „ganz unterschiedlichen Frömmigkeitsrichtungen“. Deshalb kandidiere er auch für den Gesprächskreis „Evangelium und Kirche“, so der Theologe. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sei die Seelsorge, „die Arbeit von Angesicht zu Angesicht“. „Die religiöse Sozialisation geht über konkrete Personen“, so Frauer. Er betont die diakonische Aufgabe der Kirche, für Arme, Schwache, Sterbende und Ausgegrenzte da zu sein. Konkret setzt sich der Pfarrer für die gleichberechtigte Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ein.

Der jüngste Kandidat im Wahlkreis ist Sebastian Bugs. Der Rutesheimer, der derzeit sein Vikariat in Rosenfeld absolviert, engagiert sich für mehr Beteiligung von jungen Menschen in der Kirche. Der 30-Jährige, der für den Gesprächskreis „Kirche von morgen“ kandidiert, plädiert für „moderne Gottesdienste, die auch den Musikgeschmack von jungen Leuten treffen“. Eine Forderung von „Kirche von morgen“ sei, dass zehn Prozent aller Mittel für Innovationen ausgegeben werden. Er stehe für alle, die „Ernst machen wollen mit der Verjüngung der Synode“.

„Mission ist erlaubt“

Ute Mayer, die ursprünglich aus Malmsheim stammt und heute in Weil der Stadt lebt, kandidiert für die „Lebendige Gemeinde“. Das Mitglied im Forum missionarischer Frauen betont, „dass Gebet etwas bewirkt“. Kirche müsse, so die 53-Jährige, ein Ort sein, „an dem Menschen erfahren, dass sie in ihren dunkelsten Stunden nicht allein sind“. Mayer engagiert sich in Weil der Stadt in der Trauerbegleitung. „Ich möchte, dass das Ehrenamt gefördert wird und dass es ein gutes Zusammenleben zwischen Haupt- und Ehrenamt gibt.“ Mayer legt zudem Wert darauf, dass „Mission erlaubt ist“. Religion sei keine Privatsache.

Der Pfarrer Gottfried Holland aus Schwieberdingen, der in Leonberg zur Schule ging, ist seit dem Jahr 2004 Geschäftsführer „einer diakonischen und evangelistischen Einrichtung im Süden von Brasilien“, ist aber in Deutschland tätig. Für ihn sei wichtig, „dass sein Glaube aktiv wird“, das schließe die Notfallseelsorge mit ein, in der er seit 20 Jahren arbeite. Aktiver Glaube sei auch, „nicht nur nachzudenken und zu reden, sondern ganz praktisch tätig zu werden“. Holland kandidiert für den Gesprächskreis „Lebendige Gemeinde“. „Wir brauchen starke, selbstbewusste Gemeinden“, betonte der 54-Jährige, der sich für eine Reduzierung der Bürokratie in der Kirche einsetzt.

Aus den fünf Kandidaten des Wahlkreises werden ein Theologe und zwei Laien gewählt. Wahlberechtigt sind alle evangelischen Kirchenmitglieder ab dem 14. Lebensjahr.