Seit 2012 gibt die Beratungsstelle der Sozialstation alle Antworten rund ums Alter. Jetzt bezahlt die Stadt.

Weil der Stadt - Sagen Sie mal, wo kann ich eigentlich meinen Schwerbehindertenausweis verlängern?“ Täglich – ob an Sonn- oder Feiertagen, ob es stürmt oder schneit, sind die 45 Mitarbeiter der Sozialstation in allen fünf Weil der Städter Ortsteilen unterwegs, pflegen, wechseln Verbände, verabreichen Spritzen und Medikamente, helfen und unterstützen im Haushalt. Und bekommen dabei viele Fragen gestellt.

 

Wie kann ich meine Wohnung behindertengerecht ausstatten? Wo werde ich eigentlich meine Möbel los, wenn ich ins Altenheim umziehe? Oft, aber nicht immer können die Pflegekräfte dann weiterhelfen. „Hinzu kommt, dass bei vielen Bürgern die Sozialstation als Anlaufstelle für alle sozialen Fragen wahrgenommen wird“, hat auch Ursula Groß, die Geschäftsführerin der Weil der Städter Einrichtung, festgestellt.

2012 war es dann so weit

Schon vor acht Jahren hatte sie daher eine Idee, 2012 war es dann so weit. Eine Beratungsstelle konnte sie eröffnen, zwei Mal in der Woche hat seitdem eine Mitarbeiterin der Sozialstation ihre Ohren offen für alle Fragen rund ums Älterwerden. „Zu der Zeit ist unsere Sozialstation gewachsen“, erklärt Ursula Groß. „Es war klar, dass wir auch für alle Fragen rund um die Pflegeversicherung und die Pflegestufen eine professionelle Anlaufstelle brauchen.“

Wie kann ich meinen Lebensabend gestalten? Was gibt es für Möglichkeiten beim ehrenamtlichen Engagement in Weil der Stadt? Was kann ich tun, um möglichst lange zuhause wohnen zu können? Das Schild „Beratungsstelle“, angebracht am Weil der Städter Betreuten Wohnen neben dem E-Center, weist seitdem darauf hin: Hier gibt es auf alle Fragen eine sachkundige Antwort. Drinnen sitzt Angelika Gutekunst und blättert zwischen vielen Telefonnummern und Namen. „Ich hab’ mir im Laufe der Zeit ein Netzwerk aufgebaut“, sagt sie. „Wenn also jemand wegen der Grundsicherung im Alter kommt, weiß ich, dass der Ansprechpartner im Landratsamt sitzt.“

180 solcher Gespräche führt sie mittlerweile pro Jahr, als unverzichtbar gilt die Beratungsstelle bei der Sozialstation. Bleibt die Frage nach der Finanzierung, allein 25 000 Euro Personalkosten muss Sozialstations-Geschäftsführerin Ursula Groß für sie jedes Jahr aufbringen. „Ich habe das große Glück, dass mir bei allen guten Ideen zwei Fördervereine zur Seite stehen“, erzählt sie.

Vereine unterstützen die Gemeindeschwester

Seit mehr als 100 Jahren gibt es den Merklinger Krankenpflegeverein, 1978 kam dann der Weil der Städter Förderverein dazu. „Damals gab es ja noch keine Pflegeversicherung, da mussten solche Vereine die Gemeindeschwester unterstützen“, erklärt Gerlind Adam. Sie war zehn Jahre lang die Vorsitzende des Fördervereins, bis sie vor einer Woche ihr Amt an Ute Borger abgegeben hat. Die Pflegeversicherung gibt es mittlerweile, die aber noch lange nicht alles zahlt, was nötig ist – zum Beispiel die Beratungsstelle. „Die Idee finden wir gut“, sagt auch Ute Borger. „In meiner Generation sind es die Eltern, die jetzt pflegebedürftig werden – auch wir bekommen hier Hilfe bei allen Problemen.“ Es sei aber von Anfang an klar gewesen, dass Vereine die Stelle nicht dauerhaft finanzieren können. Von 2017 an wird nun die Stadt Weil der Stadt mit 10 000 Euro zur Seite springen, bisher hat die Beratungsstelle das gesamte Budget der Fördervereine aufgefressen.

Die Beraterin Angelika Gutekunst kann also weitermachen, darüber ist sie froh. Patientenverfügung, Vollmachten, Pflegegesetze – alles wird schließlich komplizierter, stellt sie fest. „Ich fülle natürlich auch die Formulare mit den Betroffenen aus.“ Und falls sie nicht mehr weiter weiß, liegt da ja ihre dicke Telefonliste.