Immer weniger Kinder lernen ein Instrument an der Musikschule. Durch die Kooperation mit der Stadtkapelle und dem Merklinger Musikverein soll sich das ändern.

Weil der Stadt - An öffentliche Auftritte dürfte Franz Laupheimer gewöhnt sein. Als Leiter der Weiler Musikschule gehört die Bühnenpräsenz vor Publikum ja quasi zu seinem Job. Am Dienstagabend feierte Laupheimer eine kleine Prämiere: Zum ersten Mal in seinen inzwischen 34 Dienstjahren berichtete er dem Gemeinderat und der Verwaltung von seiner Arbeit. Und erklärte, wie es um die Musikschule steht.

 

Ob Blockflöte, Klavier oder Trompete – dass Kinder schon früh ein Instrument lernen, ist in vielen Familien lange Zeit geradezu selbstverständlich gewesen. Vormittags Kindergarten oder Schule, nachmittags Unterricht an der Musikschule. Doch diese Zeiten sind vorbei, der Nachwuchs hat kaum noch Zeit für Instrumentalunterricht. „Wir spüren das sehr deutlich“, erklärte Franz Laupheimer. Zu Spitzenzeiten besuchten an die 700 Schüler die Einrichtung.

Der gesellschaftliche Wandel ist deutlich zu spüren

Doch das ist längst Vergangenheit, die Zahl der Anmeldungen ist deutlich gesunken. Das zeige sich beispielsweise bei den Jugendlichen. „Die Zahl der 14- bis 18-Jährigen hat sich in den vergangenen zehn Jahren von 100 auf 50 halbiert“, berichtete der Musikschulleiter. Der gesellschaftliche Wandel scheint auch in der Keplerstadt durchzuschlagen. Die Gründe sieht Franz Laupheimer einerseits in der Ganztagsschule und bei G8, wodurch die Kinder und Jugendlichen immer weniger Zeit zum Üben hätten. Die Berufstätigkeit von Müttern wirke sich stark auf die Eltern-Kind-Kurse und die Früherziehungskurse aus. „Die Mütter haben nicht mehr die Zeit, ihre Kinder nachmittags in die Musikschule zu bringen. Folglich müssen wir in die Kindertagesstätten gehen“, so Laupheimer.

Allerdings gebe es dafür oft nicht ausreichend Platz in den Einrichtungen oder der Musikunterricht lasse sich nur schwer in den Tagesablauf der Kitas einbinden. Derzeit kann die Weiler Musikschule Frühererziehungskurse nur in der Außenstelle in Magstadt anbieten. „Dabei ist das für alle Kinder wichtig“, betonte Laupheimer. Sein Ziel: Die Kurse in den Kitas in allen Weiler Stadtteilen zu etablieren.

2018 feiert die Musikschule 40. Bestehen

Die Einrichtung gibt es seit 38 Jahren. Seit 1992 läuft sie unter städtischer Trägerschaft, bis 2003 stieg die Nachfrage stetig, dank gesicherter Finanzierung wurde das Angebot qualitativ und quantitativ ausgebaut. Doch im Laufe der Zeit wurde die Musikschule zum Draufzahlgeschäft, irgendwann sprang die Stadt ein. 2006 gab es eine Finanzlücke von rund 250 000 Euro. Um diese zu reduzieren, wurden die Gebühren deutlich angehoben, die Unterrichtszeiten verkürzt. Die Deputate einiger Lehrkräfte wurden reduziert, die Personalkosten sanken. Die Anmeldungen gingen zurück. 2009 wurden die Preise wieder gesenkt, es kamen wieder mehr Schüler – Franz Laupheimer muss dennoch kämpfen, um das Angebot halten zu können.

Seit anderthalb Jahren macht die Musikschule gemeinsame Sache mit der Stadtkapelle Weil der Stadt und dem Musikverein Merklingen, um wieder mehr Kinder ans Instrument zu bringen. „Das funktioniert sehr gut und soll weiter ausgebaut werden“, betont Franz Laupheimer. Doch darauf kann und will er sich nicht ausruhen. Wo in Zukunft die Musik sprichwörtlich spielt, ist noch offen. „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, erklärt der Musikschulleiter. Aber er will nichts unversucht lassen, das Angebot aufrechtzuerhalten und zu verbessern. 2018 feiert die Stadt 40 Jahre Musikschule – hoffentlich mit Pauken und Trompeten.