Der katholische Pfarrer Anton Gruber will seinen Kindergarten neu bauen, Bürgermeister Thilo Schreiber ist froh, dass ihm die Kirche diese Aufgabe abnimmt. Nur die Lokalpolitiker hätten da noch Fragen. Schließlich müssen sie das Geld bewilligen.

Weil der Stadt - Es regnet, rennt schnell rein ins Haus, Kinder!“ Was an sich völlig normal wäre, ist im katholischen Kindergarten schon lange ein Problem. „Wir haben immer mit der Feuchtigkeit zu kämpfen“, berichtet Elke Escher-Ostermeir, die Kindergartenleiterin. Von unten drückt die Würm hoch, von oben der Regen – St. Christophorus wartet hier dringend auf eine Sanierung.

 

Oder gleich einen Neubau? Mit dieser Frage hat sich die Kirchengemeinde bereits im vergangenen Jahr beschäftigt. Das Ergebnis eines Gutachtens: Die Sanierung würde 2,3 Millionen Euro kosten, der Neubau 2,4 Millionen. „Da war für uns klar, dass wir neu bauen wollen, wenn es fast gleich viel kostet“, sagt Anton Gruber, der katholische Stadtpfarrer in Weil der Stadt.

Den bestehenden Kindergarten St. Christophorus hat die Kirchengemeinde vor 41 Jahren gebaut. „Damals als Provisorium“, wie Anton Gruber betont. Daher fehlt ihm auch fast alles, was eine moderne Kinderbetreuungs-Einrichtung benötigt. Es gibt keinen eigenen Personalraum, keinen Raum für Elterngespräche, keinen für das Mittagessen. „Wir können uns hier pädagogisch nicht so entfalten, wie wir das gerne würden“, berichtet auch Elke Escher-Ostermeir. Ein Neubau muss daher her, auch aus ihrer Sicht.

Aber wo? Und wann? Und wie? Die katholische Kirchengemeinde kann das nicht alleine entscheiden. Aus dem Jahr 2006 gibt es einen Vertrag mit der Stadt, demzufolge die Stadt 80 Prozent an dem katholischen Kindergarten bezahlt, und die Kirche 20 Prozent – selbst bei einem Neubau.

„Dazu stehen wir auch“, berichtet Bürgermeister Thilo Schreiber am Dienstagabend dem Gemeinderat. Dieser müsse nur noch zustimmen, dass „die weiteren Planungen federführend durch die katholische Kirchengemeinde Weil der Stadt durchgeführt werden“, wie es in dem Beschlussvorschlag für den Gemeinderat heißt. Doch die Räte hätten da noch ein paar Nachfragen. „Was ist eigentlich mit einer gemeinsamen Lösung?“, will etwa die Grüne Rosemarie Sticker in der Ratssitzung wissen. Denn die katholische Einrichtung ist nicht der einzige marode Kindergarten in der Keplerstadt. Am anderen Ende des Festplatzes steht der städtische „Kindertreff“. Der ist ebenso sanierungsbedürftig wie die katholische Einrichtung.

„Das ist hier wegen der Würm so ein schwieriger Baugrund“, wendet auch der CDU-Stadtrat David Götz ein. „Da ist es doch besser, einen großen Kindergarten zu bauen, anstatt zwei kleine Flickschustereien.“ Der Vorschlag: die beiden Einrichtungen mit je vier Gruppen in einem großen, modernen Neubau zusammenzulegen.

Doch diesen Vorschlag kann und will der Bürgermeister schon gar nicht mehr diskutieren. „Auch wenn ich das ausdrücklich bedaure“, sagt Thilo Schreiber. Denn schon im November 2015 habe das Pfarrer Anton Gruber abgelehnt, berichtet Schreiber. Allerdings im Ältestenrat, nicht im Gemeinderat. „Und wir werden wieder vor vollendete Tatsachen gestellt“, schimpft der Freie Wähler Bernd Laure.

Pfarrer Anton Gruber kann das nicht nachvollziehen. „Es gibt doch in Weil der Stadt gar keinen Platz für so einen großen Kindergarten“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. „Es sei denn, man wollte den Festplatz und die Parkplätze dort opfern.“ Und auch von der Pädagogik her sei es nicht gut für die Kinder, sie in so einer Masseneinrichtung zu betreuen.

Zudem hätte der große Kindergarten dann zwei Träger – was die Sache kompliziert macht, findet auch Bürgermeister Schreiber. Er ist deshalb dafür, dem katholischen Bauprojekt grünes Licht zu geben. „Wenn die Kirche ganz aussteigt, müssen wir am Ende alles zahlen“, sagt er im Gemeinderat. Das findet auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Martin Buhl. „Wir entlasten damit auch das städtische Bauamt“, stellt er fest. Am Ende folgen ihm 19 Stadträte und stimmen für die Unterstützung eines eigenen katholischen Kindergartens, vier Räte sind dagegen.

Jetzt muss die katholische Kirchengemeinde an das Bistum einen Antrag auf Zuschuss stellen, damit 2018 der Bau beginnen kann. Dafür wollen kirchlicher und weltlicher Gemeinderat einen gemeinsamen Bauausschuss gründen. „Selbstverständlich freuen wir uns, wenn auch die Gemeinderäte ihre Fachkompetenz in das Projekt mit einbringen“, sagt Gruber.

Dass seine Gemeinde weiterhin einen Kindergarten betreiben will, stand für ihn nie in Frage – auch wenn die Einrichtung den größten Posten im Haushalt der Kirchengemeinde darstellt. „Das ist für uns eine soziale Verpflichtung“, erklärt der katholische Pfarrer.