Auf der Suche nach geeignetem Wohnraum für Asylanten ist die Stadt Weilheim an zentraler Stelle im Ortsteil Hepsisau fündig geworden. der Vorschlag birgt Zündstoff.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Weilheim - Der befürchte Aufschrei einiger Bürger ist – zumindest vorerst – ausgeblieben. „Bisher hat sich noch niemand bei mir gemeldet“, berichtet Johannes Züfle. Dabei bietet der Vorschlag, den der Weilheimer Bürgermeister via Amtsblatt bekannt gemacht hat, Sprengstoff. Am kommenden Montag um 19 Uhr soll der Hepsisauer Ortschaftsrat in der Zipfelbachhalle und genau acht Tage später, am Dienstag, 21. April, an gleicher Stelle der Weilheimer Gemeinderat das Thema diskutieren. Züfle regt an, das Obergeschoss des ehemaligen Rathauses der Weilheimer Teilgemeinde so umzubauen, dass dort 25 Flüchtlinge ein neues Zuhause finden.

 

Die Feuerwehr soll ausziehen

Der Vorschlag ist Teil eines Gesamtkonzepts zur Wiederbelebung des ehemaligen Hepsisauer Rathauses. Denn große Teile des Gebäudes in der Mittleren Ortsstraße stehen seit Jahren leer. Nur stundenweise hat die Ortschaftsverwaltung im ersten Obergeschoss geöffnet. Das Erdgeschoss wird momentan von der örtlichen Feuerwehr als Stellplatz für eines der beiden Fahrzeuge genutzt. Darüber hinaus gibt es im Erdgeschoss eine Bürgerstube.

In einem ersten Schritt soll nun die Feuerwehr die Garage im Rathaus aufgeben und ins benachbarte Gebäude in der Mittleren Ortsstraße 4 umziehen. Dort steht bereits das zweite Einsatzfahrzeug. Dann könnte die Ortschaftsverwaltung aus dem Obergeschoss ins Erdgeschoss ziehen. Dazu soll die ehemalige Feuerwehrgarage umgebaut werden. Bereits 2004, als die Kreissparkasse ihre Filiale im ehemaligen Hepsisauer Rathaus aufgegeben hatte, war der Wunsch nach einem barrierefreien Zugang zur Ortschaftsverwaltung laut geworden, um dem demografischen Wandel Rechnung tragen zu können.

Wohnraum wird für andere Zwecke gebraucht

Auch der dritte Schritt, so Züfle, entspreche zumindest vom Grundgedanken her alten Wünschen des Hepsisauer Ortschaftsrats. Denn im freigeräumten ersten und in Teilen des zweiten Obergeschosses sollen städtische Wohnungen geschaffen werden. Diese würden nun aber für andere Zwecke gebraucht als damals gedacht. Denn Weilheim suche händeringend nach Unterkünften, um zugewiesene Flüchtlinge unterzubringen. Ein unlängst gestarteter Aufruf an private Vermieter habe bisher nur zu einem Angebot geführt.

Dass die Belegung der neuen Wohnungen mit Flüchtlingen für Diskussionen sorgen könnte, darüber sind sich Züfle und der Hepsisauer Ortsvorsteher Hartmut Hummel im Klaren. Deshalb habe die Stadt zunächst auch Angebote für Modulbauten eingeholt. Allerdings habe sich die Suche nach einem geeigneten Grundstück schwierig gestaltet. In der Liste der städtischen Gebäude, in denen die Wohnungen für Asylanten geschaffen werden können, sei die Verwaltung schließlich auf das ehemalige Hepsisauer Rathaus gekommen. Berechnungen hätten zudem ergeben, dass der Umbau des ehemaligen Rathauses – er soll 650 000 Euro kosten – deutlich günstiger ist als ein Neubau in Modulbauweise.

Züfle hofft auf ehrenamtliche Helfer

Aus Sicht des Ortsvorstehers lasse sich die nun angedachte Lösung nur dann verwirklichen, wenn die Stadt zu ihrer Zusage stehe, das Gebäude ausschließlich mit Familien zu belegen. Hummel: „Das würde die Akzeptanz in der Bevölkerung in jedem Fall erhöhen und wäre Grundbedingung für eine Zustimmung des Ortschaftsrats.“ Züfle indes hofft, dass sich – ähnlich wie in Weilheim – auch in Hepsisau viele Bürger finden, die bereit sind, den Flüchtlingen zu helfen. Noch bleibt Zeit: erst Mitte 2016 könnten die ersten Bewohner einziehen.