Die 16 Jahre alte Reiterin aus Weilheim hat bei den Europameisterschaften der Junioren in Polen zwei Mal Gold gewonnen. Ob sie im nächsten Jahr ihren Titel verteidigen wird, ist noch offen. Denn dann steht für den Teenager das Abitur an.

Weilheim - Es war eine tolle Atmosphäre.“ Wenn die frisch gebackene Europameisterin der Junioren im Vielseitigkeitsreiten von der Woche der Meisterschaften im polnischen Bialy Bor berichtet, ist ihr die Begeisterung für das Erlebte anzumerken. Kein Wunder, denn die junge Weilheimerin hat nach ihrem zweiten Platz bei den deutschen Juniorenmeisterschaften im Juni nun gleich noch zwei Goldmedaillen von der EM in Polen mit nach Hause gebracht. Neben dem ersten Platz bei der Mannschaftswertung hat sich die 16-Jährige bei ihrer ersten Teilnahme an einer Europameisterschaft auch den Spitzenplatz in der Einzelwertung gesichert.

 

Das Gelände für das Rennen sei hervorragend gewesen, es habe viel Schatten gegeben. Das hätten sowohl die Reiter als auch die Pferde während der heißen Woche zu schätzen gewusst. Außerdem sei die Stimmung unter den Reiterinnen im deutschen Team sehr gut gewesen. „Es war eine schöne Erfahrung.“

Die Pflege nimmt mehr Zeit in Anspruch als das Reiten

Doch von selbst hat sich der jetzige Erfolg bei den Europameisterschaften der Junioren freilich nicht eingestellt. Hinter dem Titelgewinn stecken viele Stunden Trainingsarbeit. Die Schülerin sitzt nahezu täglich im S attel. Zwei mal wöchentlich übt sie unter der Anleitung ihrer Trainerin Jutta Pöhlmann. Hinzu kommen immer wieder unterschiedliche Lehrgänge oder Einheiten im Dressurreiten bei der Trainerin Karin Hess-Müller in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis). Von dort stammt auch Johannas Pferd mit dem Namen Santana’s Boy.

Der zehnjährige Wallach und die Weilheimer Europameisterin sind ein eingespieltes Team. Dass sie sich so gut verstehen liegt auch daran, dass Johanna nicht nur auf Santana’s Boy reitet. Sie mistet auch seinen Stall aus, striegelt und putzt das Tier und sorgt für eine regelmäßige Hufpflege. „Eigentlich nimmt das mehr Zeit in Anspruch als das Reiten“, lacht die Jugendliche. Ihr Hengst Santana’s Boy dankt Johanna mit einem ausgeglichenen Gemüt. „Er ist ein total liebes Pferd.“

Nicht ganz ungefährlich

Dass es beim Reitsport um mehr als das Reiten an sich geht, weiß die Schülerin. Immerhin sitzt sie im Sattel seit sie denken kann. Sie sei schon im Kindesalter regelmäßig geritten. Intensiv betreibt sie den Reitsport aber erst seit rund drei Jahren. Freie Zeit für andere Hobbys bleiben ihr seither kaum noch. In ihrer verbliebenen Freizeit trifft sich die Gymnasiastin, die ein Sportgymnasium in Stuttgart besucht, am liebsten mit Freunden. „Ich komme gut klar“, sagt sie.

Am Vielseitigkeitsreiten, das früher Military-Reiten hieß, fasziniert Johanna besonders die Kombination aus vielen unterschiedlichen Anforderungen. „Es kommt nicht nur auf den guten Auftritt an.“ Es werden auch die Dressur, der Geländeritt und das Springen gewertet, und sowohl Reiter als auch Pferd müssen eine ordentliche Portion Mut mitbringen, die Hindernisse zu überwinden. Ganz ungefährlich ist diese Variante des Reitsports nicht. Auch wenn in den vergangenen Jahren viel getan wurde, um die Sicherheit auf den viereinhalb Kilometer langen Strecken zu erhöhen, kann es gerade beim Vielseitigkeitsreiten zu Unfällen kommen. „Es ist schon hart“, gibt der Teenager zu. Immerhin muss die Strecke in rund acht Minuten geschafft werden, wenn die Reiter eine gute Platzierung erreichen wollen.

Ob Johanna im kommenden Jahr wieder an den Europameisterschaften teilnehmen möchte, weiß sie heute noch nicht so recht. Immerhin stehen dann ihre Abiturprüfungen an. Aber wenn es irgendwie möglich ist, möchte sie dennoch wieder mitreiten und ihren Titel verteidigen.