Der Weilheimer Pfarrer Hermann Ehrensperger ist beurlaubt. Der katholische Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, setzt nun eine Kommission zur Prüfung der massiven Vorwürfe ein.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Weilheim - Am Samstag und am Sonntag wird der Dekan der katholischen Kirche Esslingen, Paul Magino, die Gottesdienste in Weilheim und in Zell am Aichelberg leiten. Der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, hat den bisherigen Weilheimer Pfarrer Hermann Ehrensperger beurlaubt. Die Kirche zieht damit die Konsequenzen aus massiven Vorwürfen gegen Ehrensperger und einem offen ausgebrochenen Streit innerhalb der katholischen Kirchengemeinde St. Franziskus in Weilheim.

 

Der Bischof hat eine Kommission eingerichtet, die das dienstliche und private Verhalten des Weilheimer Pfarrers in den vergangenen Jahren genau unter die Lupe nehmen soll. Unter anderem wird dem Pfarrer von einem Teil der Gemeinde vorgeworfen, dass er seine seelsorgerische Arbeit massiv vernachlässigt habe. Zudem soll er eine Umfrage, die kein gutes Licht auf ihn wirft, unter Verschluss gehalten haben. Auch wird behauptet, dass Ehrensperger mit seinem Auftreten in der Öffentlichkeit die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche aufs Spiel setze. In die Schlagzeilen geraten war der Pfarrer bereits vor drei Jahren, weil er einen dazu nicht befähigten Lektor kurzfristig mit einer Beerdigung beauftragt hatte. Dessen skandalträchtiges Verhalten hat damals bundesweit für Schlagzeilen gesorgt.

Kommission untersucht die Vorfälle

Hermann Ehrensperger war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Seine Beurlaubung dauert zunächst bis zum Abschluss der Arbeit der Untersuchungskommission. Ihr gehören ein Vertreter der Personalabteilung des Bistums, einer des bischöflichen Offizialats, also der kirchlichen Gerichtsbarkeit, als Mitarbeitervertreter der Sprecher des Priesterrats und Paul Magino an. Sollten die mannigfaltigen Vorwürfe auch noch andere Bereiche betreffen, werde man, so kündigte Magino am Freitag an, auch andere Fachleute in die Untersuchung einschalten. Die Kommission soll in der kommenden Woche ihre Arbeit aufnehmen. Man werde jedem Gemeindemitglied, der das wünsche, die Gelegenheit geben, zur Situation Stellung zu beziehen, betont der Esslinger Dekan. Man werde sich aber darüber hinaus weitere Gesprächspartner suchen, um ein vollständiges Bild zu bekommen.

Während die Untersuchung läuft, darf Hermann Ehrensperger keinen Kontakt zu Mitgliedern der Kirchengemeinde in Weilheim pflegen. Das Bistum, so Magino, habe dem Pfarrer ein Angebot gemacht, wo er bis zur Klärung der Vorwürfe unterkommen könne. Die vorläufig letzte Amtshandlung Ehrenspergers in Weilheim war ein Abendgottesdienst. An der Kirchengemeinderatssitzung am Donnerstag hat er nicht mehr teilnehmen dürfen.

Diese Veranstaltung, so Paul Magino, sei „ein Erlebnis der ganz eigenen Art“ gewesen und habe deutlich gezeigt, wie tief der Riss momentan quer durch die Kirchengemeinde in Weilheim gehe. Offensichtlich hätten die Befürworter Ehrenspergers bereits im Vorfeld von der Beurlaubung erfahren. Rund 70 Mitglieder der Kirchengemeinde seien zu dem ursprünglich als nichtöffentlicher Sitzung vereinbarten Treffens erschienen.

Demonstrativ dem Dekan den Rücken gezeigt

Der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats (KGR) habe die Sitzungsleitung übernommen. Als Magino die Beurlaubung offiziell verkündet habe, hätten alle Zuschauer demonstrativ dem Kirchengemeinderat und dem Dekan den Rücken zugekehrt. Die anschließende Diskussion sei hoch emotional verlaufen, berichtet der Dekan.

Was ihn dennoch ein wenig optimistisch stimme, dass der Weilheimer Kirchengemeinderat doch noch zu einem arbeitsfähigen Gremium zusammenwachsen könnte, sei die Tatsache, dass niemand der Kirchengemeinderäte am Donnerstag hingeworfen hätte. Zwar habe es auch keine Annäherung der Positionen gegeben. Man habe aber immerhin vereinbart, das Gespräch zur Lösung der Probleme unter Leitung eines Coaches fortzusetzen.