Der Grüne Heiner ist der Hausberg von Magnus Großmann, Joachim Bäßler und Bernhard Kurpierz. Sie haben den Berg bestiegen und darüber ein nicht ganz ernst gemeintes Video gedreht.

Stuttgart-Weilimdorf - Jeder Bergsteiger, der eine Herausforderung sucht, muss einmal im Leben auf dem Grünen Heiner stehen. Niemand kann das besser beurteilen als Magnus Johannes Großmann. Nach jahrelanger Vorbereitung haben er und Joachim Bäßler den 395 Meter hohen Koloss zum ersten Mal in ihrem Leben über die gefährliche Nordflanke bezwungen. Ihr Freund Bernhard Kurpierz hat bei der Spaßexpedition ein Video gedreht, das die drei auf Youtube ins Internet gestellt haben.

 

Der Film zeigt, wie sich Großmann und Bäßler mitten im Winter Schritt für Schritt durch den Wald nach oben kämpfen. Weil sie zu langsam sind, müssen sie kurz oberhalb der Baumgrenze im Zweimannzelt übernachten. Als sie nach ein paar Stunden aus ihren Schlafsäcken rollen, empfängt sie eine Wand aus Eis. Beim Aufstieg müssen sie sogar Stufen in den Schnee treten. In der Todeszone wird das Atmen zur Qual, ihnen bleibt fast die Luft aus, aber sie packen es – völlig geschafft und überglücklich. Für Großmann ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen. Er lebt Tamm, wo er als Jugendpfleger arbeitet. Wie Bäßler und Kurpierz stammt er aber aus Münchingen. Der Grüne Heiner ist ihr Hausberg und deshalb praktisch „der kleinste Achttausender der Welt“. Dass der Schutthügel auf Stuttgarter Boden liegt, juckt sie nicht im geringsten.

Als die Seilschaft zusammenfand, hatte der Expeditionsleiter die Idee vom Video über den Gipfelsturm fast schon aufgegeben. Wann immer der 28-Jährige seinen Freunden davon erzählte, kassierte er Absagen. Wahrscheinlich aus Angst vor der Nordwand. „Das ist Mixed-Gelände, so ungefähr Schwierigkeitsstufe M 8“, sagt Joachim Bäßler trocken und kann sich das Lachen doch nicht verkneifen. Er schloss sich Großmann schließlich an. Mit 21 Jahren war er zwar der jüngste Teilnehmer, aber trotzdem der erfahrenste. Der Mechatroniker-Lehrling geht gern klettern und hat mit dem Elbrus im Kaukasus sogar schon den höchsten Berg Europas bestiegen. Insofern war der Grüne Heiner für ihn nur die nächste Steigerung. Der 21-Jährige brachte zudem die Klettergurte und das Seil mit, ohne die er den Aufstieg an der Heiner-Nordwand nicht gewagt hätte.

Gefahr bestand nur für den Kameramann

Großmann, Bäßler und Kurpierz saßen im Jahr 2009, es war an einem Freitagabend auf der Weihnachtsfeier des TSV Münchingen, zusammen und redeten flüchtig über das Filmprojekt. „Auf einmal hieß es: Gut, dann machen wir das gleich morgen“, erzählt Großmann. Also standen sie am nächsten Tag früh auf und fuhren laut Video um 5.30 Uhr an den Heiner. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll der Aufstieg aber mindestens fünf Stunden später begonnen haben. Am Himmel hingen dunkle Wolken und auf dem Gipfel lag eine dichte Schneedecke. Nur bei diesen Bedingungen konnten die Pioniere der Welt beweisen, dass sie richtige Männer sind. „Das war schon ziemlich gefährlich, vor allem am Nordhang, wo eh schon genug Eis rumliegt“, erklärt Bäßler.

Und doch war alles nur gespielt. Die Dreharbeiten dauerten gerade mal einen Nachmittag, und in Wahrheit krochen sie auf allen vieren einen flachen Buckel entlang. Auf den Bildern sieht es wie eine Steilwand aus, weil Bernhard Kurpierz die Kamera schief hielt. Während für die Bergsteiger die Anstrengung darin bestand, eine Gasflasche, das Zelt und ein paar Ski den Hügel hoch und wieder runter zu schleppen, lebte ihr Kameramann wirklich gefährlich. Er wollte unbedingt eine Kamerafahrt mit Nahaufnahmen der Kletterer drehen. Dafür düste der Student auf einer Rodelschale den Hang hinunter, verlor die Kontrolle und landete letzten Endes dann im Gebüsch.

Später musste der 22-Jährige noch in ein Gorillakostüm schlüpfen, um einen Menschenaffen zu spielen, der im Hochgebirge Angst und Schrecken verbreitet – den Korntaler. „Den Spaß konnten wir uns als Münchinger einfach nicht verkneifen“, erzählt Kurpierz. Die echten Korntaler, die den Film bisher gesehen haben, hätten es mit Humor genommen.