Bei der Felderrundfahrt informieren die Landwirte über den Stand der Feldfrüchte. Die hohen Temperaturen und vor allem der fehlende Niederschlag bereiten den Bauern Sorgen, der Ertrag wird dieses Jahr wohl eher dürftig ausfallen.

Weilimdorf - Die erfahrenen Teilnehmer der Felderrundfahrt erkennt man daran, dass sie gut behütet am Treffpunkt erscheinen. Strohhüte, Schildmützen und jedwede andere Kopfbedeckung sind Gold wert an diesem Montag, 6. Juli. Nur auf einem der Anhänger, mit denen die Weilimdorfer Landwirte die Schar Interessierter durch Feld und Flur chauffieren, spendet ein großer Sonnenschirm Schatten. Die Teilnehmer, die auf den anderen Anhängern auf Strohballen Platz genommen haben, bekommen die Mittagssonne während der nächsten anderthalb Stunden immer wieder deutlich zu spüren.

 

Die Felderrundfahrt habe schon eine lange Tradition, berichtet Konrad Ritz, der Ortsobmann der Weilimdorfer Landwirte, bei der Begrüßung der Teilnehmer. Schon sein Großvater sei gemeinsam mit anderen Landwirten in den Tagen vor der Ernte durch die Felder gelaufen. „Dabei haben sie besprochen, warum sieht das jetzt so aus“, so Ritz. Ändern könne man um diese Jahreszeit ohnehin nichts mehr. Mittlerweile macht man sich mit Traktoren auf den Weg durch Felder und Fluren. Einen davon steuert Christian Hörnle. Für die Sonderkulturen, die er auf seinem Obsthof anbaue, seien die hiesigen Klimabedingungen sehr schwierig. Im April habe er beispielsweise die Erdbeeren über Nacht abdecken müssen, weil es zu kalt für die Früchte war. „Auch mit dem Niederschlag haben wir das ein oder andere Problem“, sagt Hörnle. Sei es in den letzten Monaten des vergangenen Jahres noch fast zu nass gewesen, um neue Apfelbäume anzupflanzen, herrsche jetzt seit März Ebbe: „Wir müssen Kürbisse und Apfelbäume gießen.“

Die Bauern rechnen mit etwa 25 Prozent Ertragsverlust

Nicht nur zu trocken, sondern auch zu warm sei es für das Getreide, macht Konrad Ritz deutlich: „Mit den Temperaturen, die wir derzeit haben, kommt keine einheimische Pflanze zurecht.“ Für Weizen und Wintergerste etwa sei die Vegetationsphase jetzt schon vorbei. Dadurch fehle dem Getreide nicht nur das Wasser, sondern auch die Zeit, um die Nährstoffe ins Korn auszulagern. Martin Walter, beim Landratsamt Ludwigsburg für die Landwirtschaft und damit auch für die Stuttgarter Bauern zuständig, ergänzt, dass es schon im Frühjahr bei der sogenannten Bestockung zu trocken war. In der Folge seien deutlich weniger Triebe auf den Feldern hochgekommen, was den Ertrag weiter schmälere: „Wir müssen in diesem Jahr mit 25 Prozent Ertragsverlust rechnen“, meint Walter. Konrad Ritz sagt, er hoffe zwar, dass deswegen auch der Getreidepreis steige, doch selbst damit könnten diese Verluste nicht ausgeglichen werden.

Immer wieder während der Felderrundfahrt wird die Trockenheit offensichtlich: Der Weizen müsste doppelt so hoch gewachsen sein, die Böden sind rissig, der Schnatzgraben führt keinen Tropfen Wasser mehr. Doch es ist nicht nur das Wetter, das den Bauern Sorgen bereitet. Christian Hörnle klagt auch darüber, dass entlang der Feldwege oftmals der Strauch- und Baumbestand nicht zurückgeschnitten werde und für die Landwirte mit ihren großen Erntemaschinen deswegen mancherorts kaum ein Durchkommen sei. „Das betrifft städtische Grundstücke genauso wie private“, betont Hörnle – und auch, dass er dieses Anliegen praktisch jedes Jahr bei der Felderrundfahrt vorbringe.

Beim Mais wiederum seien es Passanten, die sich darüber ärgern, dass die Pflanze so hoch wächst, glaubt Konrad Ritz: „Wenn man vor einem Weizen- oder Gerstenfeld steht, sieht man die Landschaft ringsum. Wenn man vor einem Maisfeld steht, sieht man nichts mehr.“ Deswegen würden viele Menschen beim Anblick eines Maisfelds an Monokulturen denken und Stimmung gegen die Pflanze machen, meint Ritz. „Dabei kommt sie mit den Bedingungen hier am besten zurecht“, sagt der Landwirt. Außerdem, ergänzt Martin Walter, müsse Mais nach der Aussaat in der Regel nur einmal mit einem Herbizid behandelt werden. Und dabei gebe es keine Pflanze, die mehr Energie pro Quadratmeter liefere, als Mais.