Zartes in Aquarell und Wuchtiges in Holz: Ingrid Kadner und Manfred Gann stellen im Weilimdorfer Bezirksrathaus aus.

Weilimdorf - Mit einem Mal geht es ganz schnell mit dem Frühling. Da kommt die neue Ausstellung im Weilimdorfer Bezirksrathaus gerade zur rechten Zeit: Ingrid Kadner stellt dort jahreszeitengemäß Aquarelle in zarten Tönen aus. Manfred Gann ergänzt die Werkschau durch wuchtige Holzskulpturen.

 

Da ist zum Beispiel das Bild „Ausblick“: Das Mauerwerk rund um das Fenster ist zu einem zarten Mosaik in warmen Tönen geworden. Der Blick in den Garten ist ebenfalls stark vereinfacht, nur dass die für Ingrid Kadner charakteristischen Umrisslinien hier heller wirken, so als dämpfe eine dazwischen liegende Fensterscheibe ihre Farbigkeit. Zwar finden sich nun auch Blumenstillleben im Weilimdorfer Bezirksrathaus, Blüten vor einem ornamental vereinfachten Hintergrund zumeist, aber Kadner ist sichtlich fasziniert von Ausblicken: Aus dem Fenster, durch Baulücken auf urbane Strukturen oder aus der Vogelperspektive auf Häuser und Felder.

Skulpturen und „Blaue Segel“

Spannung entsteht besonders da, wo die Arbeiten beider Künstler miteinander korrespondieren. So im Gang zum Bürgerservice, wo den Betrachter eine intensiv ultramarinblaue Skulptur von Manfred Gann erwartet. Ingrid Kadner greift die Farbe nur wenige Schritte weiter auf, zurückhaltend in der abstrahierten Komposition „Blaue Segel“. Dabei ist es das erste Mal, dass die beiden Künstler gemeinsam ausstellen. Die Initiative dazu war von Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ausgegangen, wie sie berichtet: Ingrid Kadner hatte sie da bereits verpflichtet. Manfred Gann kannte sie aus seiner Zeit als Leiter des Stuttgarter Amtes für Wohnungswesen. „Das passt“, habe sie sich gedacht – und so ist es auch.

Das hat sie nun davon: Den täglichen, pastellfarbenen Ausblick. Und „King Brancusi“ vor dem Standesamt, eine in Weiß und Gold und Purpur gefasste Skulptur, die an eine riesenhafte Schachfigur erinnert. Auch sonst stecken die Werke von Manfred Gann voller Überraschungen: Aus den Verzweigungen eines Baumes sind bei ihm bläuliche „Fische“ geworden. Und manch anderes Stück in den Amtsgängen erinnert entfernt an aztekische Gottheiten oder an indianische Totems. Wer genau hinsieht, entdeckt auch mal hier ein Schwein, mal dort ein Herz.

Wie kam es aber zu dem ungewöhnlichen Titel „Alles mit links“? Rechtshänderin Ingrid Kadner musste krankheitsbedingt die Seiten wechseln und arbeitet nun mit der linken Hand. „Der Titel stand für Frau Zich von Anfang an fest – und deshalb ist es auch dabei geblieben, auch als Herr Gann dazu gestoßen ist“, erzählt sie. Was die meisten Menschen vor immense Probleme stellen würde, tut der Ausdruckskraft ihrer Bilder keinen Abbruch. Und der Wille, unbeirrt seinen Weg weiterzugehen, lässt die Werkschau noch passender für das Ende eines bitteren Winters erscheinen.

Info Die Ausstellung „Alles mit links“ istbis 29. März im Bezirksrathaus Weilimdorf, Löwen-Markt 1, zu sehen. Geöffnet ist montags bis mittwochs von 8 bis 17 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr sowie freitags von 10 bis 13 Uhr.