Einer alten Tradition folgend treffen sich Wengerter und Vertreter von Verwaltungen ein Mal im Jahr zum Austausch. Was bewegt die Weingärtner in diesem Jahr?

Qualität ist offenbar eine Selbstverständlichkeit – so jedenfalls lässt sich der Satz von Maximilian Kusterer deuten: „Nie war es so einfach, gute Qualität zu erreichen.“ So selbstverständlich, dass die Frage, wie denn der derzeitige und der kommende Jahrgang zu bewerten sei, eher eine Nebenrolle spielte beim Herbstsatz, der in diesem Jahr im Lempp-Zimmer des Alten Rathauses stattfand. Stattdessen wurden andere Themen angeschnitten, auch solche, die nicht geeignet sind, heitere Weinseligkeit zu erzeugen.

 

Der Herbstsatz ist eine traditionelle Veranstaltung, mit der einst die Weinlese begann. Heute wird das Treffen unter anderem zwischen Vertretern der Stadt und Winzern bei einem guten Glas Wein genutzt, um sich über die Pläne und Probleme der Weingärtner auszutauschen.

Das sind die Probleme und Hoffnungen der Wengerter in Esslingen im Herbst 2025

Viele Prognosen, die derzeit in deutschen Weinregionen abgegeben werden, sind so düster wie der Himmel in diesen Tagen: Es wird weniger getrunken. Es ist preislich schwierig, sich gegen die südeuropäische Konkurrenz durchzusetzen. Weinberge werden aufgegeben, weil sich die mühevolle Arbeit insbesondere in den Steillagen nicht mehr lohnt.

Oberbürgermeister Matthias Klopfer stellte die Frage in den Raum, wie es wohl in zehn bis fünfzehn Jahren aussieht? Geben die Steillagen dann noch immer ein so schönes Bild ab? Es gibt Zweifel, aber Klopfer bot gleich den ersten Hoffnungstropfen an: Die gesamte Region, unter anderem Esslingen, Stuttgart und Ludwigsburg, bewirbt sich in den vierziger Jahren für die Bundesgartenschau. Dabei spielt die Kulturlandschaft, unter anderem beherrscht vom Wein, eine große Rolle. Heißt: Es gibt ein klares Signal aus der Region für den Erhalt des großflächigen Weinanbaus.

Sorge und Hoffnung der Wengerter in Esslingen: die Hitze

Achim Jahn von der Esslinger Weingärtnergenossenschaft Teamwerk gehört zu den Weingärtnern, die die sichtbarste Lage in Esslingen unterhalb der Burg bewirtschaften. Wenn das Wetter zu heiß und trocken ist, „kocht die Sonne die Frucht aus der Beere“, so Jahn. Deswegen machen die Wengerter dort etwas nicht mehr, was in vergangenen Zeit gang und gäbe war: Sie lassen schattenspendende Blätter an der Rebe. Früher wurden diese gerne entfernt, damit die Trauben mehr Sonne tanken.

Zu jedem Problem gibt es eine Lösung, sagt also nicht nur der Ingenieur. Sowieso: Das klimaveränderte Wetter, so viel Schaden es global anrichten mag, ist auch ein Grund, warum es heute laut Kusterer einfacher ist, einen guten Wein zu produzieren.

Brachliegende Grundstücke machen den Esslinger Wengerter Sorgen

Neu unter den Wengertern, die sich zum Herbstsatz treffen: Maximilan Dinter vom Weingut Max-Wein. Foto: Roberto Bulgrin

Alles sechs bis acht Wochen muss Adolf Bayer Dornen weghacken: Sie wuchern aus einem brachliegenden Nachbargrundstück herüber. Dieses Problem ist allgemein bekannt, wie die anderen Wengerter bestätigen. Das dornige Horrorszenario: bebaute und unbebaute Grundstücke reihen sich aneinander, die Pflege wird immer schwieriger.

Aber auch hier deuten sich Lösungen an, wie der Amtsleiter des Grünflächenamtes Matthias Schneider versicherte: Eigentum verpflichte. Seiner Meinung nach müssten die Eigentümer vom Landratsamt aufgefordert werden, ihre Grundstücke zu pflegen. Sollten sie dies nicht tun, wären die jeweiligen Kommunen – in dem Fall Esslingen – in der Pflicht, diese Aufgabe zu übernehmen und den Eigentümern in Rechnung zu stellen. Entsprechende Gespräche zwischen Wengertern und den Verwaltungen hat es wohl auch schon gegeben, war aus dem Kreis des Herbstsatzes zu hören.

Herbstsatz

Tradition
Mit dem Herbstsatz begann in früheren Jahrhunderten die Weinlese. Damals ordnete der Bürgermeister den Start der Lese an. Heute dient das Treffen dem Austausch zwischen Vertretern der Verwaltungen und den Wengertern.

Teilnehmer
Neben den Teilnehmern der vergangenen Jahren, den Weingütern Bayer und Kusterer sowie dem Teamwerk Esslingen, kamen in diesem Jahr auch Vertreter von Max-Wein und Clauß. Zudem nahm eine Vertreterin des Staffelsteiger-Vereins teil, weitere Verwaltungsmitglieder und der Oberbürgermeister der Stadt Esslingen.