Trotz der US-Sanktionen steigen die Exporte in die USA. Der Branchenverband warnt allerdings vor allzu viel Euphorie.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Die Winzer in Frankreich sind zufrieden. Das ist ungewöhnlich, denn noch vor wenigen Monaten herrschte allerhöchste Alarmstimmung. Nun teilte der Branchenverband FEVS am Mittwoch aber mit, dass die französischen Wein- und Spirituosenexporte im vergangenen Jahr trotz der US-Strafzölle auf ein neues Rekordhoch gestiegen sind. Die Ausfuhren in Frankreichs zweitgrößtem Exportsektor nach der Luftfahrt stiegen um 5,9 Prozent auf 14 Milliarden Euro. Dazu beigetragen habe, dass Kunden nach der US-Zollandrohung Bestellungen vorgezogen hätten, um die Abgaben zu vermeiden. Auch das lange Brexit-Hickhack habe dazu geführt, dass die Briten ihren Vorrat etwa an Bordeaux- und Burgunder-Weinen oder Cognac vorsorglich stärker auffüllten.

 

Die Opfer eines Handelskrieges

Die französischen Winzer sind im Fall der US-Strafzölle Opfer in einer sehr großen Auseinandersetzung. Seit inzwischen 15 Jahren streiten sich die USA und Europa über Subventionen für die beiden Flugzeughersteller Boeing aus den USA und den europäischen Konzern Airbus. Nun setzt Washington die EU unter Druck und erhebt Abgaben auf Importe aus der Europäischen Union auf Waren im Volumen von 7,5 Milliarden Dollar.

Die Strafzölle gelten allerdings nicht nur für den Verkauf von Airbus-Flugzeugen in die USA, worauf eine Abgabe von zehn Prozent erhoben wird, sondern eben auch für viele Agrarprodukte aus Europa. Neben Wein sind etwa auch Käse, Oliven oder Whisky aus der EU betroffen.

Warnung vor schwierigen Zeiten

Das gute Ergebnis heißt allerdings nicht, dass die Winzer nun Entwarnung geben können. Verbandschef Antoine Leccia warnte vor schwierigen Zeiten. „Dieses positive Ergebnis im Jahr 2019 sollte uns nicht in die Irre führen: Handel und internationale politische Spannungen haben die Exporte französischer Wein- und Spirituosenunternehmen stark belastet und deuten auf ein schwieriges Jahr 2020.“

Allerdings sind angesichts der Sanktionen nicht alle französischen Produzenten gleich stark in Mitleidenschaft gezogen. François Villard, Winzer aus Saint-Michel sur Rhône, erklärt dazu: „Die Weine der allerhöchsten Kategorie wie Condrieu oder Côte-Rôtie werden auch in Zukunft gekauft.“ Die Kundschaft in diesem Bereich seien Kenner, die bereit seien, für den besonderen Genuss sehr viel Geld auszugeben. Schwer werde es für die preiswerteren Weine, die in Restaurants ausgeschenkt werden oder auch in Supermärkten zu kaufen sind. Das Problem wird dadurch verschärft, dass französischer Wein in den USA nicht gerade billig ist. Eine Flasche, die in Frankreich für 20 Euro verkauft wird, kostet in US-Geschäften in der Regel das doppelte.

USA sind der größte Überseemarkt

Insgesamt legten die Exporte in die Vereinigten Staaten, die bei weitem den größten Überseemarkt für französische Weine und Spirituosen ausmachen, um 16 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro zu. Die Ausfuhren nach Großbritannien – den zweitgrößten Exportmarkt der französischen Wein- und Spirituosenindustrie – wuchsen um 4,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.