Die Wengerter in Mühlhausen klagen Bürgermeister Werner Wölfle ihr Leid: Es mangele an Geld und Wertschätzung.

Mühlhausen - Die Mühlhäuser Wengerter wissen nicht, wie lange sie noch durchhalten können. „Wir packen das nicht, wenn wir nicht mehr Unterstützung bekommen“, sagte Andreas Guigas. Der Vorsitzende des Vereins Weinbauern Mühlhausen nutzte am Mittwoch die Gelegenheit, als Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle zu Gast war. Er machte auf die Probleme in den 14 Hektar großen Weinanbauflächen in Mühlhausen aufmerksam. Ihm zur Seite sprang Vereinskollege und Bezirksbeirat Friedrich Raith (CDU): Alle Weinberge im Bezirk seien in terrassierter Steillage. „Wir Mühlhäuser verbringen deshalb rund 1400 Stunden pro Jahr und Hektar in unseren Weinbergen. Mit den richtigen Maschinen kann man in Flachlage die gleiche Arbeit aber in 200 Stunden leisten.“

 

Der Mehraufwand sei allerdings nicht das größte Problem, meinte Andreas Guigas, sondern vor allem der zu geringe Erlös: „Das Land bezuschusst Weinberge in Steillage mit 350 Euro pro Hektar und Jahr. Wir bräuchten aber 10.000 Euro, um den gleichen Erlös zu erzielen, wie es in Flachlage möglich ist.“ Aber auch die Trockenmauern in den Weinbergen seien ein Problem. Allein im Vorzeigewengert entlang des Neckars im Gewann „Äußerer Berg“ seien aktuell elf Mauern dringend zu sanieren. Pro Quadratmeter würden Kosten in Höhe von 500 Euro anfallen. Zwar könne ein Zuschuss aus dem städtischen Naturschutzfonds beantragt werden, der beliefe sich aber nur auf 150 Euro pro Quadratmeter. „Und wir haben insgesamt rund 25 Kilometer Trockenmauern in unseren Weinbergen, mit einer Höhe von durchschnittlich eineinhalb Metern“, sagte Guigas. Aufwand und Ertrag stünden in keinem Verhältnis mehr. Somit müsse entweder der Wein teurer verkauft werden oder die Kommune müsse den Weinbauern unter die Arme greifen, wenn auch in Zukunft Rebensaft in Steillagen angebaut werden soll. Raith und Guigas gehen davon aus, dass die Flasche Cannstatter Zuckerle eigentlich zwei Euro teurer sein müsste, um die erforderlichen Erlöse zu erzielen. Das gebe der Markt aber nicht her. „Deshalb hoffen wir, dass uns die Sanierung der Trockenmauern abgenommen wird“, sagte Friedrich Raith.

Nach der Besichtigung der Mühlhäuser Weinberge führte der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler den Verwaltungsbürgermeister an den Verkehrsknotenpunkt Aldinger/Mönchfeldstraße. „Die Kreuzung ist städtebaulich gesehen wirklich megahässlich“, sagte Löffler. Ein Kreisverkehr könnte zumindest die verkehrlichen Probleme an dieser Stelle lösen. 50.000 Euro Planungsmittel hat der Gemeinderat in den aktuellen Haushalt eingestellt. Von Seiten der Stadtverwaltung ist denkbar, dass ein sogenannter Turbo-Kreisel – zweispurig und ampelgesteuert – die beste Alternative an dieser Kreuzung darstellt. Allerdings gibt Bezirksvorsteher Löffler zu bedenken, dass eine attraktivere Kreuzung auch zusätzlichen Verkehr anziehen könnte.

Den Abschluss der Begehung bildete ein Besuch der Veitskapelle. Die älteste Kirche Stuttgarts wird gerade für rund 2,5 Millionen Euro saniert. Der Aufwand für die Sanierung sei gerechtfertigt und lohne sich, sagte die Pfarrerin Charlotte Sander auf Nachfrage. „Stuttgart braucht diese Kirche. Sie ist ein kulturelles Gedächtnis.“ Die Veitskapelle ist als Kulturgut und spätmittelalterliches Gesamtkunstwerk über die Grenzen der Region hinaus bekannt.