Weinbau in Plochingen Frost und Regen setzen den Reben zu
Es war kein optimales Jahr für den Rebensaft. Die Ehrenamtlichen des Historischen Weinbauvereins haben trotzdem einige tausend Liter erzeugt.
Es war kein optimales Jahr für den Rebensaft. Die Ehrenamtlichen des Historischen Weinbauvereins haben trotzdem einige tausend Liter erzeugt.
Das wertvolle Erbe wird liebevoll gehegt und gepflegt. „Der Weinberg ist dank unserer Weinbergmannschaft unter der Leitung von Oswald Weiss und Jürgen Eckert sowie unserem Weinfachmann Achim Hahn in einem sehr guten Zustand“, erklärt der Vorsitzende des Historischen Weinbauvereins Plochingen, Hermann Reiber. Er berichtete dem Gemeinderat über die diesjährige Lese im September. Der Wein sei ein Aushängeschild der Stadt, sagte der Bürgermeister Frank Buß. „Wie Sie sich engagieren, das ist aller Ehren wert“, dankte er den Vereinsmitgliedern.
Das ungünstige Wetter, drohende Pflanzenschädlinge und Wespen haben in diesem Jahr einen besonders hohen Einsatz der Ehrenamtlichen notwendig gemacht. Am Beginn der Saison hat es noch gut ausgesehen, erinnert sich Reiber. „Die Knospen waren gerade im Antreiben, was für diese Jahreszeit normal war“, sagte er. Doch dann habe es einen unerwarteten Wärmeeinbruch gegeben. Die gesamte Vegetation sei durcheinandergekommen. „Die Reben machten einen unerwarteten Schub“, so der Vereinsvorsitzende.
Die Knospen seien aufgebrochen und erste zarte Blätter fingen an, sich zu bilden. Wäre es weiterhin warm geblieben, hätten sich die Weinbauer auf einen hervorragenden Wein freuen können. Doch wie erwartet, kam die Kälte noch einmal zurück und die Pflanzen litten. „Aufgrund der Frostschäden mussten wir davon ausgehen, dass der Ertrag in diesem Jahr um 30 bis 40 Prozent niedriger als erwartet ausfällt“, sagte Hermann Reiber. Ganz so schlimm ist es dann aber doch nicht gekommen.
Die Reben haben nach dem Frost erneut ausgetrieben, als es Richtung Sommer immer wärmer wurde. Die Trauben seien aber aufgrund des beschriebenen Durcheinanders in diesem Jahr nicht so groß wie in einem guten Jahr geworden. Auch der Reifeprozess sei aufgrund des Wetters und des späteren Austreibens deutlich nach hinten im Kalender verschoben worden, sagt Reiber.
Nach den Eisheiligen sei mit der Neubepflanzung einer gerodeten Trollingerfläche begonnen worden. In diesem Fall kam den Winzern der viele Regen in diesem Sommer entgegen. Die 670 neuen Grauburgunder-Reben mussten nicht gegossen werden. Der restliche Weinberg hatte allerdings unter dem feuchten Wetter zu leiden. Um die Trauben vor Pilzen zu schützen, wurde mit Pflanzenschutzmitteln eingegriffen. Der feuchte Boden erschwerte die Arbeit für die Freiwilligen im Weinberg. „Der Wettergott meinte es nicht gut mit uns“, sagt Hermann Reiber. Geplante Arbeitseinsätze mussten immer wieder abgebrochen, verschoben und neu organisiert werden.
Gefreut hätten sich lediglich die Wespen, dass im Weinberg so wenig los war. Die Insekten seien auch der Grund für die frühe Lese gewesen. „Die angefressenen Trauben begannen zu faulen“, erklärte der Vorsitzende des Historischen Weinbauvereins Plochingen. Die Früchte mussten in mühsamer Handarbeit gesammelt werden. Gleichwohl hätten die Trauben zum Zeitpunkt der Lese noch nicht den gewünschten Öchslegrad erreicht, so Reiber.
Um die Ernte zu schützen, setzen die ehrenamtlichen Winzer seit einigen Jahren auf einen Elektrozaun. Immer wieder wird der Zaun jedoch beschädigt, so auch in diesem Jahr. Neben Wildschweinen und Waschbären sind es mitunter auch mutwillige Beschädigungen von Passanten, die den Ehrenamtlichen zusätzliche Arbeit machen.
Der ausführliche Bericht Hermann Reibers im Plochinger Gemeinderat endete mit der Bitte zur nachträglichen Zustimmung des Gremiums zur Lese im September. Schließlich sieht es so die Herbst- und Kelterordnung vom 14. Oktober 1918 vor. Einen Beschluss fasste der Gemeinderat aber nicht. Die Zustimmung gilt trotzdem als erteilt, es regte sich kein Widerspruch. Immerhin gab es zur Sitzung einen Schluck aus der neuen Lese, eine Cuvée aus Trollinger, Lemberger und Dornfelder. Wichtig ist den Plochinger Weinbauern, dass ihr Wein „gewissenhaft getrennt“ ausgebaut wird. Weil es in der Stadt keinen hauptberuflichen Winzer mehr gibt, übernimmt diese Aufgabe das Esslinger Weingut Bayer.
Mengen
Der Trollinger bleibt mit Abstand der meistgelesene Plochinger Wein. 2450 Liter wurden in diesem Jahr aus dieser Rebsorte hergestellt. Der Veltiner, aus dem der Plochinger Hansen gemacht wird, kommt immerhin noch auf tausend Liter. Es folgen der Kerner (580 Liter), der Dornfelder (525 Liter), der Lemberger Rosé (500 Liter), der Riesling (450 Liter) und der Lemberger Barriqué (225 Liter).
Öchsle
Die Werte sind in diesem Jahr eher niedrig. Der Trollinger kommt auf 70 Öchsle, der Hansen auf 90. Der Dornfelder hat 64, der Riesling 88 Öchsle. Der Kerner hat 78, der Lemberger Rosé hat wie der Lemberger Barriqué 85 Öchsle
Lage
Der Plochinger Weinberg mit 1,1 Hektar befindet sich am westlichsten Zipfel Plochingens im Gewann Nothalde am Südhang Richtung Altbach. Die ersten Reben wurden dort vor mehr als 500 Jahren von Deizisauern gepflanzt.