Im Beilsteiner Rathauskeller wird mit Prominenz die Fortschreibung der Weinchronik zelebriert – die auch eine Art Klimageschichte ist. Denn sie reicht zurück bis ins Jahr 1694. Das alte Gewölbe hat indes bauliche Probleme.
Die Pflege der Weinchronik hat für die Beilsteiner Winzer einen hohen Stellenwert. Sie kennzeichnet das Auf und Ab ihrer Bemühungen und die Zustände im Weinberg – und damit auch, wie Menschen, die den Weinbau als Brotberuf haben, leiden oder mit Erleichterung auf das Jahr blicken. Denn über einen langen Zeitraum jene Parameter festzuhalten, die sich im Lauf der Jahre verändern, das gibt den Weinmachern die Chance, den Einfluss des Klimas auf den Weinbau zu beobachten und seriöse Schlüsse daraus zu ziehen.
In Beilstein reicht die Weinchronik zurück bis ins Jahr 1694. Sie hat allen Einflüssen zum Trotz die Jahrhunderte eingemauert hinter dicken Rathauswänden überstanden. Das Gebäude selbst aber hat nun bauliche Probleme. „Ein Umstand, der dazu führt, dass wir für eine gewisse Zeit zum letzten Mal in diesem Rahmen zusammenkommen“, teilte der stellvertretende Bürgermeister Nico Remmele den Anwesenden im stimmungsvollen Rathauskeller mit.
Es gibt Garanten für gute Unterhaltung
Damit aber die Fortschreibung des nunmehr 331. Jahrgangs keine tröge Geschichte wird, haben die Beilsteiner zwei Garanten, die für gute Unterhaltung sorgen. Die Mischung aus Weinmarketing und Heimatgeschichte bekommt durch das Mitglied des Historischen Vereins Bottwartal, Dietmar Rupp, Unterstützung. Er ist bekannt als Entertainer mit der Fähigkeit, Sachinformationen in flotte Sprüche und Anekdoten zu kleiden. Zum anderen wird der Beilsteiner Weinprinzessin Zoe-Sophie Schmid die Aufgabe übertragen, die neueste Aufzeichnung vorzulesen. Michael Spuhn hat sie als Schreiber wieder mit würdevoll geschwungenen Lettern und Zahlen ins Buch eingetragen. Die Weinhoheit hat noch wenige Monate, die ihr im Amt bleiben. „Die Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe, kann man sonst nirgendwo machen“, ist sich die junge Frau sicher. Neben ihr saß Kim Weißflog, die am Donnerstag zur Württembergischen Weinkönigin gekrönt wurde und ihr Glück noch gar fassen konnte.
Warum späte Fröste Probleme bereiten
Außerdem gibt es in Beilstein die Rockies. Der Chor sorgte unter der Leitung von Dirigentin Karine Bell mit schwungvollen Liedern für musikalische Impulse; die Beilsteiner Weinmacher wiederum für volle Gläser und Teller. Bevor aber die Zahlen für das laufende Jahr verlesen wurden, ließ Rupp wissen, dass der Weinbau aktuell in einer großen Krise stecke. Denn obwohl der aktuelle Jahrgang kein trockener war wie jene der Vorjahre, gebe es für die Weingärtner viel zu tun. „Die Mostgewichte sind seit rund zehn Jahren zwar regelmäßig höher, dafür aber müssen die Winzer künftig fast jährlich mit Spätfrösten rechnen.“ Diese bringen erhebliche Schäden an den Reben, da sie für gewöhnlich nun früher austreiben.