Erst der „Tod in der Markthalle“, nun der „Trollingertod“: Schriftstellerin Martina Fiess steht ganz offensichtlich auf die kulinarischen Highlights von Stuttgart. Dabei ist sie eigentlich eine Badenerin – gegen den Trollinger betreibt sie dennoch kein Bashing.

Stuttgart - Mit dem Titel ihres neuen Buchs berührt Martina Fiess die schwäbische Seele: „Trollingertod“ heißt das Werk. Damit ist aber keineswegs der Untergang der schwäbischen Rebsorte gemeint oder dass der Genuss des Weins tödlich enden könnte. Nach dem „Tod in der Markthalle“ begibt sich die Schriftstellerin damit erneut auf kulinarisches Terrain.

 

Frau Fiess, ist Ihr neues Buch etwa eine Anspielung auf die Qualität des Trollingers?

Nein! Überhaupt nicht. Ich würde niemals über den Trollinger herziehen, so etwas mache ich nicht.

Der Trollinger hat eine andere Rolle?

Genau. Aber ich darf ja nichts verraten, sonst ist die Spannung weg.

Im Buch arbeitet sich Ihre Heldin Bea Pelzer ins Weinthema gerade ein. Wie weit sind Sie?

Ich bin in einem Weinort aufgewachsen, im badischen Keltern. Meine Großeltern haben auch Wein angebaut, das war natürlich prägend, ich war schon als Kind bei der Lese dabei und habe immer die Marienkäfer aus den Eimern befreit.

Also sind Sie eine große Expertin?

Nein, überhaupt nicht. Ich musste mich einlesen, ich vertrage leider überhaupt keinen Alkohol. Natürlich habe ich auch probiert, aber eben nicht viel. Bea ist schließlich auch keine Weinkennerin.

Wie sind Sie dann auf die Idee gekommen, über Wein zu schreiben?

Ich hatte eine Lesung auf einem Weingut, und die Weinberge bestimmen ja das Stadtbild, da dachte ich, das fühlt sich gut an, das mache ich. Das Weingut habe ich dann mitten in die Stadt verlegt. Ich dachte mir erst: Darf ich das? Und sagte mir: Ja klar, ich bin schließlich Schriftstellerin!

Dann sind die Schauplätze wichtiger als der Inhalt im Glas?

Bea macht ja auch Stadtführungen. Und manche meiner Leser gehen nach der Lektüre die Schauplätze ab. Ich lebe ja schon sehr lange in Stuttgart, aber es ist immer wieder erstaunlich, was für Ecken ich nicht kenne.

Während der Corona-Krise hatten Sie ja viel Zeit, um spazieren zu gehen.

Das stimmt so nicht. Ich bin ja keine Hobbyautorin, ich lebe vom Schreiben, und ich habe einen festen Produktionsablauf. Und der Abgabetermin stand fest, das Buch sollte einen Monat vor dem Weindorf herauskommen. Nach acht Wochen im Homeoffice dachte ich, ich drehe durch!

Aber letztlich konnten Sie in Ruhe schreiben?

Fürs Buch mag das ganz gut gewesen sein. Aber Lesungen gab es gar keine. Für manche Kollegen sind die aber sehr wichtig, für mich auch.

Warum?

Ich finde die Interaktion mit dem Leser einfach sehr wichtig. Wie diese auf bestimmte Stellen reagieren.