Beim Weindorf-Treff von SWR 4, Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung erfahren die Zuhörer, dass der Riesling einen Grip hat, Sellerie fade Weine spritziger macht, und dass im Alten Schloss eine weiße Frau spukt.
Am Schillerplatz sollen sich nachts Geister herumtreiben. Sie könne fünf Histörchen dazu erzählen, sagt Anette Ladovic, die den feinstofflichen Wiedergängern aus dem Jenseits auf der Spur ist. Steigt dann Dichterfürst Friedrich Schiller vom Sockel? Gerade jetzt würde es sich für den schwäbischen Geistesheroen lohnen, denn im Moment weht hier vor allem der Geist des Weines. So kräftig, anregend und unwiderstehlich, dass auch beim Weindorf-Treff mit prominenten Gästen in Schmücker’s Ox die ersten Weißweine schon während der Talkrunde auf den Tisch kommen – aus rein fachlichen Gründen.
Denn Tamara Elbl, die am längsten amtierende Weinkönigin von Württemberg, ist nicht nur gelernte Winzerin, sie leitet auch Weinproben. Da war am Abend ein Test mit Riesling und Grauburgunder unausweichlich.
Tipps für die richtige Verkostung
Die Hohenloherin bestand ihn hochprofessionell mit Witz und Bravour, steckte die Nase ins Glas, probierte vollmundig und referierte dann von den Noten reifer Früchte wie Pfirsiche und gelbe Äpfel, ganz typisch für den Grauburgunder, mit einer Spur von Marzipan im Abgang. Beim Riesling mit den erfrischen Zitrusnoten und dem Aroma grüner Äpfel lernten die Zuhörer ein neues Wort: Er habe Grip am Gaumen. Er packt zu bei den Geschmacksknospen. Zweite Lektion: Sellerie im Essen lässt fade Weine spritziger schmecken.
„Wie verkostet man richtig“, möchte Astrid Fünderich, die Ermittlerin von Soko Stuttgart, von der Expertin wissen. „Sie dürfen schlürfen“, versichert ihr die Weinkönigin. Ein fast lebensnotwendiger Ratschlag für eine Düsseldorferin in Stuttgart. Genau genommen lebe sie ja in Ludwigsburg, bekennt die Schauspielerin, die 2009 für die Rolle der Kriminalhauptkommissarin nach Stuttgart kam, jetzt schon die 14. Staffel dreht und vom Polizeipräsidenten eine Ehrenmedaille bekam: „Weil Ihr Euch so viel Mühe gebt“, habe er gelobt. Ein befreundeter echter Kommissar gucke die Sendung lieber nicht. Immerhin weiß Fünderich wie man die Waffe hält: „Ganz nah am Körper“, führt sie die richtige Haltung mit dem Mikro vor. Einen Wunsch hat das SPD-Mitglied noch: Einmal im Rathaus drehen dürfen.
Vorher will Astrid Fünderich noch dringend an einer Geisterführung von Anette Ladovic teilnehmen. Die Geister haben es Ladovic angetan, seit sie einmal in England an einer solchen Führung teilgenommen hat. Warum sollen die Gespenster nur dort ihr Unwesen treiben? Sie ist auch hier im Alten Schloss fündig geworden. Dort soll, erzählt sie, eine Frau keine ewige Ruhe finden, weil sie ihre beiden Kinder ermordet hat. Mit einer Stricknadel, die sie in die kleinen Köpfe stieß, weil sie dem jugendlichen Liebhaber im Wege waren. Mit solchen Geschichten kann die Geisterführerin das Fürchten lehren: „Gell Mama“, habe mal ein kleines Mädchen gesagt, „das machst Du mit mir nicht.“ Gruselig. Sind ihr selbst schon Geister erschienen? „Nein, noch nie.“ Die Frage, ob sie daran glaube, lässt sie unbeantwortet.
Grund zum Feiern
Wer sich fürchten will, so Jochen Klima, braucht am hellen Tag nur auf die Straße gehen. Der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg weiß, dass immer mehr Rambo-Verhalten im Verkehr zu beobachten ist. Weniger Sorgen macht ihm, dass immer weniger Jugendliche mit 18 wild sind auf den Führerschein: „Das hat sich nur altersmäßig verschoben.“ Ein „riesiges Unfall-Problem“ sieht er in den E-Scootern, „weil oft Alkohol im Spiel ist“.
Da wären wir wieder beim Geist des Weines: Jens Zimmermann, früher Pressesprecher der Stuttgarter Kickers , hat als Manager so erfolgreicher Sportler wie Marcel Nguyen, Niko Kappel, Aline Focken oder der Kunstturnerin Elisabeth Seitz gerade nach der European Championships in München einiges zu feiern und ordert nun den Wein für die Runde. Mit dem Auto, das können alle versichern, sei niemand zum Weindorf-Treff angereist. Eine gute Entscheidung, denn Fahrlehrer Klima lässt keinen Zweifel daran: „Den Führerschein besteht man heute im ersten Anlauf kaum mehr“ – wenn man ihn einmal abgeben musste.