Die Stützmauern halten nicht, was sie halten sollen. Doch die Ausschreibung der Arbeiten ist so komplex, dass vor 2022 wohl kein Grün dort sprießt.

Stuttgart - Touristen führt man liebend gern an die Neue Weinsteige im Süden Stuttgarts, denn von dort bieten sich einige der schönsten Blicke auf die Stadt. Der Weinberg, der Neuankömmlingen gleich mal zeigt, dass der Einheimische nicht nur Most aus dem Keller holt, liegt allerdings seit einer gefühlten Ewigkeit brach und präsentiert sich statt in wechselvollem Grün als braune Brache. „Er wurde gerodet, weil die Mauern saniert werden müssen“, sagt Andreas Siegele, der stellvertretende Leiter des Städtischen Weinguts.

 

Ausschreibung im Herbst

Im Frühjahr 2017 ließen die Weinstöcke unter scharfen Messern ihre Ranken fahren, die Mauern aber blieben bis heute unberührt. Zum Leidwesen von Timo Saier, dem Leiter des Städtischen Weinguts, der gehofft hatte, im Frühjahr 2019 mit der Arbeit in der Steillage beginnen zu können. Die Gründe liegen in komplexen Verwaltungsgängen und der diffizilen Aufgabe.

„Wir rechnen mit Kosten in Höhe von 1,25 Millionen Euro, die der Gemeinderat genehmigt hat und die im Doppelhaushalt 2018/19 eingestellt sind, aber wir müssen die Arbeiten ausschreiben“, sagt ein Sprecher des Liegenschaftsamts. Da der zuständige Fachingenieur krankheitshalber für einen längeren Zeitraum ausgefallen sei, habe sich die Erstellung des Leistungsverzeichnisses verzögert. Einen Ersatz für den erkrankten Kollegen hätte es wegen der komplexen Aufgabenstellung nicht gegeben. „Nach der Sommerpause können wir den ersten Bauabschnitt ausschreiben“, sichert das Amt aber jetzt auf Nachfrage zu.

Gepflanzt wird Weißwein

Läuft dann alles nach Plan, sollen die Trockenmauern in fünf Abschnitten saniert und die vier Parzellen des 85 Ar großen Weinbergs bepflanzt werden. „Wir werden drei, vielleicht auch vier Sorten setzen, und zwar weiße, weil die Kirschessigfliege eher rote, dunkle Sorten befällt“, sagt Timo Saier. Er ist seit vier Jahren Chef, führt den Betrieb seither in ökologische Bewirtschaftung über und strebt die Bioland-Zertifizierung an. Deshalb will er trotz Steillage auch an der Neuen Weinsteige auf den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat verzichten und biologischen Pflanzenschutz betreiben. Pilzwiderstandsfähige Reben kämen zum Einsatz, nach bisherigem Plan im Jahr 2022, und nennt Cabernet blanc, Souvignier gris und Sauvinac als bevorzugte Sorten. Saier: „Das klare Ziel ist, den Weinberg zu erhalten.“ Auch als Aushängeschild für Stuttgart.