Im Weingut Escher in Schwaikheim arbeitet die Familie seit drei Generationen Hand in Hand für Spitzenprodukte. So brennt Markus Escher seinen ausgezeichneten Gin in einem Kessel namens Otto.

Feuerkörbe und Lichterketten erleuchten den Innenhof, der voller Menschen ist. Im Weingut Escher in Schwaikheim, einem seit drei Generationen im Weinbau aktiven Familienbetrieb, ist der Glühwein-Mittwoch im Winter ein beliebter Treffpunkt. Es gibt feine Weine aus dem Hause Escher zum Trinken und Leckeres – auch vegetarisch und vegan – zum Essen. Und wem es draußen zu kalt wird, der hockt sich nach drinnen. Der Escher’sche Besen, früher im Travertinhaus, heute im umgebauten ehemaligen Stall untergebracht, ist urgemütlich und gehört mit seinen 55 Jahren zu den ältesten seiner Art im Umkreis.

 

Im Jahr 1990 die Tierhaltung aufgegeben

In den 1960er Jahren entdeckte die Familie Escher ihre Begeisterung für den Wein, obschon die Gemeinde Schwaikheim nicht mit eigenen Rebflächen aufwarten kann. Mit 900 Rebstöcken auf Korber Gemarkung legten Meta und Otto Escher den Grundstein für den heutigen Erfolg des Familienbetriebs. „Früher waren wir ein Gemischtwarenladen“, sagt Christian Escher, der Enkel und vielfach preisgekrönte Weinmacher. „Wir hatten von ellem ebbes: Streuobstwiesen, Äcker, auch ein paar Kühe und Schweine und einen Weinberg.“ Erst seine Eltern Lisa und Ottmar Escher gaben nach ihrer Heirat 1990 die Tierhaltung auf, erweiterten die Rebfläche auf weitere Spitzenlagen im Remstal und stellten auf Flaschenweinvermarktung um.

Der Grundstein für den Betrieb in seiner heutigen Form war damit gelegt, und Christian Fischer ist der erfolgreiche Weinmacher im Haus. Der 32-Jährige hat sein Handwerk unter anderem in Südtirol, Südafrika und Kanada verfeinert. Seit 2015 arbeitet er im Familienbetrieb, ebenso wie Markus, der mittlere der drei Escher-Brüder. Nur Simon Escher, der Jüngste, hat einen anderen Brotberuf erwählt und arbeitet bei einer Bank. Doch wann immer er gebraucht wird – wie am Glühwein-Mittwoch –, hilft er auf dem Familienweingut aus.

Die zweite Generation hat das Weingut zum Blühen gebracht. Den Grundstein im wahren Wortsinn hatte aber bereits Opa Otto Escher, der Landwirt, gelegt. Jedes Mal wenn er nach Stuttgart gefahren sei, um Gemüse und Obst zu verkaufen, so erzählt Enkel Markus Escher, habe der Großvater auf dem Rückweg den nun leeren Anhänger mit Travertinsteinen beladen und damit ein Haus gebaut. Im sogenannten Travertinhaus war viele Jahre auch der Besen untergebracht. „Im Wohnzimmer wurden dann halt kurzerhand ein paar Möbel und der Fernseher zur Seite geräumt, damit die Gäste Platz haben“, sagt Markus Escher, der sich als gelernter Betriebswirt um die Finanzen und Zahlen kümmert. Bundesweit hat sich der 30-Jährige aber auch als Ginmacher einen Namen gemacht. Seinen Wild Gin, mit einer Mixtur aus Lavendel, Süßholz, Koriander, Angelikawurzel, vielen weiteren Gewürzen, Zitronen, Orangen und Limetten, brennt Markus Escher in einem Kessel namens Otto. Der Name ist eine Hommage an seinen Großvater, der ihn vor mehr als 25 Jahren für Obstbrände angeschafft hatte.

Die Schankstube strahlt nostalgische Gemütlichkeit aus

Heute lebt Christian Fischer im dickwandigen Travertinhaus, das einst sein Großvater erbaut hat. Der Besen ist bereits vor rund 30 Jahren in den ehemaligen Stall gegenüber umgezogen, dem man seine tierische Vergangenheit nicht mehr ansieht. Doch mit dem rauen Putz an den Wänden, dem Fachwerk und den Holzbalken an der Decke und den urigen Bauernbänken strahlt die Schankstube viel nostalgische Gemütlichkeit aus. Hier findet nicht nur der reguläre Besenbetrieb statt, sondern auch eine Vielzahl von Veranstaltungen. Etwa am 2. März ein Weinseminar mit Anmeldung unter der Überschrift „Wein, Wissen, Genuss“ samt Aperitifempfang, Sechser-Weinprobe und Kellerführung. Oder die offene Frühjahrsverkostung am 1. April mit dem gesamten Sortiment aus dem neuen Weinjahrgang 2022.