Als einer von nur drei Betrieben in der Region verfügt das Strümpfelbacher Weingut Kuhnle über ein Infrarot-Spektrometer zur Komplettanalyse der Weine.

Weinanalyse - Gestützt auf diese Analysen können wir sämtliche Anträge für die Qualitätsweinkontrolle unterschreiben und nach Weinsberg schicken“, sagt Werner Kuhnle. Währenddessen schiebt Sohn Daniel einen kleinen Becher mit Trollinger unter das Ansaugrohr. Dieses wiederum ist Teil der – rein optisch – vergleichsweise unscheinbaren Apparatur im Kuhnleschen Laborraum im neuen, als gläserner Kuppelbau markant in Erscheinung tretenden Kellereigebäude an der Landesstraße Richtung Strümpfelbach. Eine Minute dauert die automatische Analyse im Infrarot-Spektroskop. Eine weitere die Kontrollanalyse. „Alles klar“, sagt Daniel Kuhnle nach einem Blick auf beide Zahlenreihen. „Nur ganz minimale Abweichungen, das passt zusammen.“

 

Messgerät für Infrarot-Spektroskopie

Das Weingut Kuhnle ist im Remstal einer von drei Betrieben, die über ein sogenanntes FTIR-Spektrometer verfügen – ein Messgerät für die Infrarot-Spektroskopie. Der etwas sperrige Gesamtname der Apparatur für die Analyse von Wein oder auch für Grapescan, die Ermittlung der wichtigen Basiswerte bei Trauben und im Most: Fourier-Transform-Infrarotspektrometer. Im Weinlabor von Horst Klingler in Waiblingen-Neustadt steht noch eines der topmodernen Analysegeräte, deren Preis im mittleren fünfstelligen Bereich liegt. Beim Profi lässt die Mehrheit der Weinbaubetriebe in der Region und teils weit darüber hinaus ihre Tropfen analysieren. Auch die Fellbacher Weingärtner leisten sich in ihrem Domizil in der Kappelbergstraße eine solche Apparatur. Ansonsten, so der Strümpfelbacher Wengerter, seien diese Apparaturen in der Regel nur in spezialisierten Laboren, den staatlichen Versuchsanstalten und in einigen der ganz großen Genossenschaften oder Weingüter zu finden.

Ihr Exemplar sei vergleichsweise günstig gewesen, verraten die Kuhnles – weil gebraucht ersteigert. Die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg hatte ein FTIR-Spektrometer abzugeben. Wie für derlei öffentliche Einrichtungen üblich, wurde es über den Zoll versteigert – und sei da, trotz ursprünglich 130 Interessenten, letztlich überraschend günstig zu haben gewesen. Dem Weinlabor in Waiblingen nun Konkurrenz machen zu wollen, das haben die Kuhnles allerdings nicht vor. Man bleibe ein Weingut und analysiere höchstens für befreundete Wengerterkollegen auf deren Wunsch mal die eine oder andere Charge mit, meint Werner Kuhnle.

Exakte Werte im Minutentakt

Faszinierend sei es natürlich schon, in der heimischen Kellerei quasi im Minutentakt die exakten Werte der eigenen Tropfen parat zu haben. Für derlei Analysen habe man zu seinen Ausbildungszeiten noch einen ganzen Raum voller komplizierter Analyseanordnungen gebraucht, sagt Kuhnle.

Zentrale Werte, die im FTIR-Spektrometer auf Infrarotbasis gemessen werden, sind zum Beispiel der für die Stabilität der Weine immens wichtige ph-Wert, der für den sauren oder basischen Charakter der Flüssigkeit steht. Der Anteil an nicht erwünschten flüchtigen Säuren wird bestimmt, ebenso der Anteil von Essig- Milch- oder Weinsäure und der Restzucker im Wein.

Und für die kräftigen Roten, da hat am Ende auch der Anteil an Glycerin, dem hochwertigen Zuckeralkohol, eine gewisse Aussagekraft, das diesen zu kräftiger, ins ölige gehende Viskosität verhilft. Natürlich das natürliche Glycerin, nicht das einst beim einschlägigen Weinpansch-Skandal zugesetzte und als Frostschutzmittel bekannte synthetische Glycerin.