„Vision Heuchelberg“ heißt ein Projekt, das ein gutes Dutzend Jungwinzer aus der Heuchelbergkellerei vor viereinhalb Jahren gestartet hat.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Wäre es nicht traurig, wenn alle Menschen dem Rat des Altkanzlers Helmut Schmidt folgten und zum Arzt gingen, wenn sie Visionen hätten? Zugegeben: viel Blödsinn wäre uns dann erspart geblieben. Aber auch viele Luftschlösser würden fehlen; imaginäre Gebäude, durch die wir in heiteren Stunden wandeln, bis sie irgendwann sogar in Stein gemauert sind. Oder in Flaschen lagern.

 

„Vision Heuchelberg“ heißt ein Projekt, das ein gutes Dutzend Jungwinzer aus der Heuchelbergkellerei vor viereinhalb Jahren gestartet hat. Im Gegensatz zu ihren Jahrgangskollegen in anderen Genossenschaften, die häufig mit Lemberger oder gehaltvollen roten Cuvées experimentieren (und sich ähnlich klangvolle Namen einfallen lassen), haben sich die jungen Heuchelberger dem Trollinger verschrieben. „Alternativlos“ sei das sogar gewesen, sagen sie und erklären, dass sie aus dem schwäbischen Nationalgetränk einen Wein machen wollten, „der selbst die Topköche ins Schwärmen bringt“. Dafür reduzieren sie den Ertrag auf höchstens acht Trauben pro Rebe. Diese werden auf der Maische vergoren, ehe der Wein neun Monate ins Holzfass kommt. Das Ergebnis ist erstaunlich: ein richtig trockener Rotwein mit 0,3 Gramm Restzucker und einem Aroma von dunklen Kirschen und Tabak. Auch die 4,6 Gramm Säure sind lebhaft spürbar. Für Liebhaber des klassischen Trollingers ist das nichts. Eher für jene, die dessen Bruder aus Südtirol, den Vernatsch, mögen.

Das Urteil der StZ-Weinrunde: Kathrin Haasis Der Trollinger ist sehr gut gemacht, keine Frage. Aber die Sorte zeigt in dieser Vision ihre Grenzen auf. Der Ertrag wird reduziert, der Wein ins Holzfass gesteckt, der Alkoholgehalt ist hoch – aber eine Granate wird trotzdem nicht daraus.

Harald Beck: Zunächst ist einmal ganz klar: Das ist geschmacklich und charakterlich definitiv kein Trollinger, das ist Rotwein. Das mag man gut finden oder nicht. Mit Leichtigkeit und Frische wartet der Tropfen nicht auf – trotzdem interessant.

2011er Trollinger Vision, 8,30 Euro, Heuchelberger Weingärtner, Schwaigern, Telefon 0 71 38/97 02-0, www.heuchelberg.de