Die Sache mit dem Trollinger ist nicht einfach. Denn Trollinger ist nicht gleich Trollinger. Längst gibt es auch geschmackskräftige Versionen, weiß Wein-Kolumnist Harald Beck.

Stuttgart - Ja, der Trollinger – entweder man liebt das schwäbische Nationalgetränk seiner lebensfrohen Leichtigkeit wegen. Oder man schaut als besserwissender Kenner dessen, was „richtige“ Rotweine sind, mit naserümpfendem Argwohn auf den Wein, der einfach nicht so richtig rot sein will. Wobei die Sache längst nicht mehr so einfach ist, denn Trollinger ist nicht einfach Trollinger – es gibt ihn längst auch in geschmackskräftigen Versionen. Ein Grund dafür, dass die Macher des seit 18 Jahren ausgelobten Trollingerpreises drei Kategorien unterscheiden. Beim Trollinger Original sind Weine mit einem fruchtig-klassischen, anregenden und erfrischenden Charakter gefragt, beim Individualist solche mit würzig-ausdrucksvollem Charakter, kräftiger Fülle und Tanninstruktur. Und seit drei Jahren gibt es noch die schillernde Kategorie Weißherbst/Rosé/Blanc de Noir, bei der Trollingerversionen mit frisch-spritzigem Charakter gefragt sind.

 

Die Fellbacher Weingärtner stellen in diesem Jahr mit dem 2013er Lämmler P den Sieger beim Trollinger Individualist. Ein fein strukturierter, kraftvoll-fruchtiger und schön harmonischer Tropfen mit beeindruckend dichter Aromatik. Nicht der klassische Vierteleswein, sondern einer für den perfekten Rostbraten bei besonderen Anlässen. Ein Siegertyp, der mangels nationaler Konkurrenz außerhalb des Weinbaugebiets durchaus Anspruch auf den Meistertitel erheben und sogar die Zehn-Euro-Schallmauer durchbrechen darf.

Das Urteil der StZ-Weinrunde: Kathrin Haasis Kirschenduft, Mandelnote, Kräuter im Abgang. Dieser Trollinger ist gut gemacht, dennoch mag ich ihn nicht: Trollinger, die zu richtigen Rotweinen aufgemotzt werden, versprechen mehr, als sie sind und schwächeln im Gaumen.

Holger Gayer Je älter ich werde, desto mehr schätze ich den Trollinger – und diesen hier zumal. Der hat von der Sonne richtig Kraft gekriegt; er schmeckt nach Pflaume und Kirsche und erinnert an seinen Bruder aus Südtirol, den Vernatsch.