Das Weingut Von Othegraven aus Kanzem an der Saar veranstaltete eine Weinprobe in Stuttgart. Inhaber des Guts, das in einer reinen Rieslingregion liegt, ist kein geringerer als der bekannte Fernsehmoderator Günther Jauch.

Stuttgart/Kanzem - Sein Chef sei nicht da. „Leider“, bedauerte Andreas Barth. Er ist Geschäftsführer und Kellermeister des Weinguts Von Othegraven in Kanzem an der Saar. Inhaber ist Günther Jauch, der viel beschäftigte TV-Moderator und überzeugte Nebenerwerbswinzer, wie sein Stuttgarter Kollege Hans-Peter Wöhrwag erzählte, der die Jauchs bei der Pro Wein in Düsseldorf kennen gelernt hat. Am Montag hat sich das Weingut Von Othegraven zum ersten Mal in Stuttgart präsentiert und Barth war sehr angetan. Die Resonanz sei ganz erstaunlich: „Das zieht ja Massen“.

 

Tatsächlich waren zur Jahrgangspräsentation trotz hochsommerlicher Temperaturen wieder hunderte Besucher in die Alte Reithalle gekommen. Die Klimaanlage tat im Gegensatz zur vorigen Veranstaltung ihren Dienst. Und außerdem gebe es ja genug Weißweine zu trinken, meinte Gert Aldinger aus Fellbach. Unter den (Stamm-)Kunden und Neugiergen waren auch viele jüngere Weinfans um die 30.Ob es an den diesjährigen Gästen lag? Die renommierten Betriebe von der Mosel bescherten den Württembergern mit ihrem „speziellen“ Angebot Gäste, „die wir sonst nie sehen“, sagte etwa Michael Graf Adelmann. Die Weine seien völlig anders ausgebaut. „Wir tun uns sowieso nicht weh.“ Die reine Riesling-Region konzentriere sich überwiegend auf den Export, und in den USA oder Asien werde nun mal nach wie vor großer Wert auf Weißweine mit viel Restzucker gelegt.

Moselweine sind echte Bereicherung

„Sehr fruchtig“ charakterisierte Kilian Graf von Bentzel-Sturmfeder aus Schozach bei Heilbronn die Rieslinge der Mosel-Kollegen. Und beim Blick auf die Preise könne man schon neidisch werden: Manche verlangten mehr als 25 Euro für ein Großes Gewächs. Das ist die oberste Klassifizierung der VDP-Betriebe, also jener Güter, die im Verband der Prädikatsweingüter Mitglieder sind. Sie stimmen ihre Qualitätsmerkmale untereinander ab und veranstalten gemeinsame Proben. Die Württemberger Güter laden seit einigen Jahren Gäste aus anderen Anbaugebieten ein, etwa aus Baden oder gar aus dem Piemont.

Diese durchaus mutige Entscheidung kommt beim Publikum sehr gut an. „Die Moselweine sind eine echte Bereicherung“, lobte etwa Helmut Dolde, der in Linsenhofen bei Frickenhausen am Fuß der Schwäbischen Alb Baden-Württembergs höchstgelegenes Weingut betreibt. Selbst die einfachen Weißweine von der Mosel aber auch von der Saar oder der Ruwer hätten ein durchgehend hohes Niveau. „Die Rieslinge sind sehr mild, haben viel Extrakt und trotzdem ihre Frucht behalten.“Aber auch die Württemberger, die mit den Granden von Haidle über Aldinger bis Drautz-Able vertreten waren und damit das Gebiet vom Remstal bis ins Unterland abdeckten, brauchen sich nicht zu verstecken. „Der 2011er ist ein Super-Jahrgang“, sagte stellvertretend Michael Graf Adelmann, der seinen Betrieb auf Schloss Schaubeck in Steinheim-Kleinbottwar zum 1. Januar an den Sohn Felix übergeben hat. Und der 2012er verspreche auch sehr gut zu werden: „Die Durchfärbung der Rotweine ist perfekt.“