Flüchtlinge und Ehrenamtliche fühlen sich vom Auszug aus dem Saffrichhof überrumpelt – knapp 30 Asylbewerber haben gegen die Infopolitik des Kreises demonstriert.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Weinstadt - Die Flüchtlingszahlen sinken derzeit, so dass einige Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises geräumt werden können. Auch die Bewohner der beiden Unterkünfte auf dem Schönbühl, dem Schefflerhaus und dem Saffrichhof, sollen von Mitte November bis Mitte Dezember umziehen. Eigentlich ist das eine gute Nachricht, doch die bevorstehende Räumung verursacht Ärger: Am Mittwoch haben 20 bis 30 Flüchtlinge, die auf dem Saffrichhof wohnen, vor dem Büro der Sozialarbeiter demonstriert. Sie fühlten sich darüber im Unklaren gelassen, wohin sie gebracht werden und was zum Beispiel aus den Schul- oder Kindergartenplätzen ihrer Kinder wird.

 

Auch der Weinstädter Freundeskreis (FK) Asyl fühlt sich schlecht informiert über die Räumung. „Es gibt keinen Grund, den Umzug Hopplahopp durchzuziehen“, sagt der FK-Sprecher Rainer Bliesener. Der Freundeskreis fordert nun, mit dem Umzug zu warten, bis alle Fragen geklärt sind.

Das Landratsamt sieht in dem Umzug eine Verbesserung für die Flüchtlinge. Die Integration könne in weniger abgelegenen Unterkünften besser gelingen als auf dem Schönbühl, heißt es in einer schriftlichen Reaktion. Gegen den Umzug an sich hat auch der FK Asyl nichts – nur das eilige Vorgehen widerstrebt den Ehrenamtlichen. „Dass im Vorfeld so eines Umzugs Fragen bei den geflüchteten Menschen aufkommen, ist selbstverständlich“, sagt die Landratsamtssprecherin Sandra Weiss.

Das Landratsamt spielt den Ball nun wieder zurück an den Vorstand des Freundeskreises Asyl: Schon am 27. Oktober habe man öffentlich darüber informiert, dass neben den 70 Bewohnern des Schefflerhauses auch die 220 Menschen aus dem Saffrichhof umziehen würden. Der Freundeskreis-Vorstand habe schon am Tag vorher Bescheid bekommen und sich mit einem Beamten darüber beraten, wie die Wünsche der Betroffenen umgesetzt werden könnten. „Die Kreisverwaltung bedauert es, wenn sich die weiteren Mitglieder des Freundeskreises nicht ausreichend informiert gefühlt haben“, heißt es in einer Mitteilung weiter.

Die Bewohner des Saffrichhofs sollen im Lauf eines Monats nach Leutenbach, Winnenden und Weissach kommen, wo sie unter anderem Holzmodul- und Systembauten beziehen werden. Die rund 70 Männer aus dem benachbarten Schefflerhaus sollen in der zweiten Novemberhälfte nach Plüderhausen umziehen.

Der Freundeskreis Asyl hofft aber nun, zumindest erreichen zu können, dass jene Familien nicht in andere Städte und Gemeinden umziehen müssen, deren Kinder bereits in Weinstadt zur Schule gehen. „Das Landratsamt in Waiblingen und die Stadt Weinstadt haben sich gesprächsbereit gezeigt“, sagt Rainer Bliesener.